Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.297. Mit jeder Sprache mehr, die du erlernst, befreist Du einen bisdaher in dir gebundnen Geist, Der jetzo thätig wird mit eigner Denkverbindung, Dir aufschließt unbekannt gewesne Weltempfindung, Empfindung, wie ein Volk sich in der Welt empfunden; Nun diese Menschheitsform hast du in dir gefunden. Ein alter Dichter, der nur dreier Sprachen Gaben Besessen, rühmte sich, der Seelen drei zu haben. Und wirklich hätt' in sich nur alle Menschengeister Der Geist vereint, der recht wär' aller Sprachen Meister. 298. Du freust dich, wenn du lernst, und freust dich, wenn du spielest, Wie mehr noch wenn zugleich allbeides du erzielest. Dann freuest du dich stets, wenn dir zu jeder Frist Ein Spiel dein Lernen und dein Spiel ein Lernen ist. 297. Mit jeder Sprache mehr, die du erlernſt, befreiſt Du einen bisdaher in dir gebundnen Geiſt, Der jetzo thaͤtig wird mit eigner Denkverbindung, Dir aufſchließt unbekannt geweſne Weltempfindung, Empfindung, wie ein Volk ſich in der Welt empfunden; Nun dieſe Menſchheitsform haſt du in dir gefunden. Ein alter Dichter, der nur dreier Sprachen Gaben Beſeſſen, ruͤhmte ſich, der Seelen drei zu haben. Und wirklich haͤtt' in ſich nur alle Menſchengeiſter Der Geiſt vereint, der recht waͤr' aller Sprachen Meiſter. 298. Du freuſt dich, wenn du lernſt, und freuſt dich, wenn du ſpieleſt, Wie mehr noch wenn zugleich allbeides du erzieleſt. Dann freueſt du dich ſtets, wenn dir zu jeder Friſt Ein Spiel dein Lernen und dein Spiel ein Lernen iſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0191" n="181"/> <div n="2"> <head>297.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Mit jeder Sprache mehr, die du erlernſt, befreiſt</l><lb/> <l>Du einen bisdaher in dir gebundnen Geiſt,</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Der jetzo thaͤtig wird mit eigner Denkverbindung,</l><lb/> <l>Dir aufſchließt unbekannt geweſne Weltempfindung,</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Empfindung, wie ein Volk ſich in der Welt empfunden;</l><lb/> <l>Nun dieſe Menſchheitsform haſt du in dir gefunden.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Ein alter Dichter, der nur dreier Sprachen Gaben</l><lb/> <l>Beſeſſen, ruͤhmte ſich, der Seelen drei zu haben.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Und wirklich haͤtt' in ſich nur alle Menſchengeiſter</l><lb/> <l>Der Geiſt vereint, der recht waͤr' aller Sprachen Meiſter.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>298.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Du freuſt dich, wenn du lernſt, und freuſt dich, wenn du ſpieleſt,</l><lb/> <l>Wie mehr noch wenn zugleich allbeides du erzieleſt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Dann freueſt du dich ſtets, wenn dir zu jeder Friſt</l><lb/> <l>Ein Spiel dein Lernen und dein Spiel ein Lernen iſt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [181/0191]
297.
Mit jeder Sprache mehr, die du erlernſt, befreiſt
Du einen bisdaher in dir gebundnen Geiſt,
Der jetzo thaͤtig wird mit eigner Denkverbindung,
Dir aufſchließt unbekannt geweſne Weltempfindung,
Empfindung, wie ein Volk ſich in der Welt empfunden;
Nun dieſe Menſchheitsform haſt du in dir gefunden.
Ein alter Dichter, der nur dreier Sprachen Gaben
Beſeſſen, ruͤhmte ſich, der Seelen drei zu haben.
Und wirklich haͤtt' in ſich nur alle Menſchengeiſter
Der Geiſt vereint, der recht waͤr' aller Sprachen Meiſter.
298.
Du freuſt dich, wenn du lernſt, und freuſt dich, wenn du ſpieleſt,
Wie mehr noch wenn zugleich allbeides du erzieleſt.
Dann freueſt du dich ſtets, wenn dir zu jeder Friſt
Ein Spiel dein Lernen und dein Spiel ein Lernen iſt.
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