Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.Nothwendig ist der Grund, und Wirklich steht darauf, Darüber aber nimmt das Mögliche den Lauf. Laßt aus Nothwendigkeit zur Wirklichkeit uns schreiten, Aufschweben dann befreit ins Reich der Möglichkeiten. 296. Sprachkunde, lieber Sohn, ist Grundlag' allem Wissen; Derselben sei zuerst und sei zuletzt beflissen! Einleitung nicht allein und eine Vorbereitung Zur Wissenschaft ist sie, und Mittel zur Bestreitung; Vorübung nicht der Kraft, um sie geschickt zu machen, Durch Ringen mit dem Wort, zum Kampfe mit den Sachen: Sie ist die Sache selbst im weitsten Wissenskreise, Der Aufschluß über Geist und Menschendenkungsweise. In jeder räumlichen und zeitlichen Entfernung Den Menschen zu verstehn, dient seiner Sprach' Erlernung. Nur Sprachenkunde führt zur Weltverständigung; Drum sinne spät und früh auf Sprachenbändigung! Nothwendig iſt der Grund, und Wirklich ſteht darauf, Daruͤber aber nimmt das Moͤgliche den Lauf. Laßt aus Nothwendigkeit zur Wirklichkeit uns ſchreiten, Aufſchweben dann befreit ins Reich der Moͤglichkeiten. 296. Sprachkunde, lieber Sohn, iſt Grundlag' allem Wiſſen; Derſelben ſei zuerſt und ſei zuletzt befliſſen! Einleitung nicht allein und eine Vorbereitung Zur Wiſſenſchaft iſt ſie, und Mittel zur Beſtreitung; Voruͤbung nicht der Kraft, um ſie geſchickt zu machen, Durch Ringen mit dem Wort, zum Kampfe mit den Sachen: Sie iſt die Sache ſelbſt im weitſten Wiſſenskreiſe, Der Aufſchluß uͤber Geiſt und Menſchendenkungsweiſe. In jeder raͤumlichen und zeitlichen Entfernung Den Menſchen zu verſtehn, dient ſeiner Sprach' Erlernung. Nur Sprachenkunde fuͤhrt zur Weltverſtaͤndigung; Drum ſinne ſpaͤt und fruͤh auf Sprachenbaͤndigung! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0190" n="180"/> </l> <lg n="8"> <l>Nothwendig iſt der Grund, und Wirklich ſteht darauf,</l><lb/> <l>Daruͤber aber nimmt das Moͤgliche den Lauf.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Laßt aus Nothwendigkeit zur Wirklichkeit uns ſchreiten,</l><lb/> <l>Aufſchweben dann befreit ins Reich der Moͤglichkeiten.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>296.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Sprachkunde, lieber Sohn, iſt Grundlag' allem Wiſſen;</l><lb/> <l>Derſelben ſei zuerſt und ſei zuletzt befliſſen!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Einleitung nicht allein und eine Vorbereitung</l><lb/> <l>Zur Wiſſenſchaft iſt ſie, und Mittel zur Beſtreitung;</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Voruͤbung nicht der Kraft, um ſie geſchickt zu machen,</l><lb/> <l>Durch Ringen mit dem Wort, zum Kampfe mit den Sachen:</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Sie iſt die Sache ſelbſt im weitſten Wiſſenskreiſe,</l><lb/> <l>Der Aufſchluß uͤber Geiſt und Menſchendenkungsweiſe.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>In jeder raͤumlichen und zeitlichen Entfernung</l><lb/> <l>Den Menſchen zu verſtehn, dient ſeiner Sprach' Erlernung.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Nur Sprachenkunde fuͤhrt zur Weltverſtaͤndigung;</l><lb/> <l>Drum ſinne ſpaͤt und fruͤh auf Sprachenbaͤndigung!</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [180/0190]
Nothwendig iſt der Grund, und Wirklich ſteht darauf,
Daruͤber aber nimmt das Moͤgliche den Lauf.
Laßt aus Nothwendigkeit zur Wirklichkeit uns ſchreiten,
Aufſchweben dann befreit ins Reich der Moͤglichkeiten.
296.
Sprachkunde, lieber Sohn, iſt Grundlag' allem Wiſſen;
Derſelben ſei zuerſt und ſei zuletzt befliſſen!
Einleitung nicht allein und eine Vorbereitung
Zur Wiſſenſchaft iſt ſie, und Mittel zur Beſtreitung;
Voruͤbung nicht der Kraft, um ſie geſchickt zu machen,
Durch Ringen mit dem Wort, zum Kampfe mit den Sachen:
Sie iſt die Sache ſelbſt im weitſten Wiſſenskreiſe,
Der Aufſchluß uͤber Geiſt und Menſchendenkungsweiſe.
In jeder raͤumlichen und zeitlichen Entfernung
Den Menſchen zu verſtehn, dient ſeiner Sprach' Erlernung.
Nur Sprachenkunde fuͤhrt zur Weltverſtaͤndigung;
Drum ſinne ſpaͤt und fruͤh auf Sprachenbaͤndigung!
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/190>, abgerufen am 22.02.2025. |