Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.Was aber konnte dir den frohen Abend bringen? Daß du am Tage sahst dein Treiben dir gelingen. Auf hellen Morgen weist das wiederum zurück; So aus sich selbst im Kreis entfaltet sich das Glück. Laß es, einmal im Schwung, in Stocken nicht gerathen! Stets Saamen trägt die Saat, und stets der Saame Saaten. 293. Den Forscher freuts daß er den Vorrath nie verliert, Weil jeder Aufschluß ihm Aufgaben neu gebiert. Hier von der Wurzel dort zum Apfel kamst du kaum; Er hat ein Dutzend Kern', und jeder wird ein Baum. 294. Ein Kind, das läuft vorm Jahr, geschiht ihm sonst kein Schade, Kriegt krumme Beine doch, die nie mehr werden grade. Mein Sohn, erst lerne stehn, eh du versuchst zu gehn; Wer sicher gehn will, muß durchaus erst sicher stehn. Was aber konnte dir den frohen Abend bringen? Daß du am Tage ſahſt dein Treiben dir gelingen. Auf hellen Morgen weiſt das wiederum zuruͤck; So aus ſich ſelbſt im Kreis entfaltet ſich das Gluͤck. Laß es, einmal im Schwung, in Stocken nicht gerathen! Stets Saamen traͤgt die Saat, und ſtets der Saame Saaten. 293. Den Forſcher freuts daß er den Vorrath nie verliert, Weil jeder Aufſchluß ihm Aufgaben neu gebiert. Hier von der Wurzel dort zum Apfel kamſt du kaum; Er hat ein Dutzend Kern', und jeder wird ein Baum. 294. Ein Kind, das laͤuft vorm Jahr, geſchiht ihm ſonſt kein Schade, Kriegt krumme Beine doch, die nie mehr werden grade. Mein Sohn, erſt lerne ſtehn, eh du verſuchſt zu gehn; Wer ſicher gehn will, muß durchaus erſt ſicher ſtehn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0188" n="178"/> </l> <lg n="3"> <l>Was aber konnte dir den frohen Abend bringen?</l><lb/> <l>Daß du am Tage ſahſt dein Treiben dir gelingen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Auf hellen Morgen weiſt das wiederum zuruͤck;</l><lb/> <l>So aus ſich ſelbſt im Kreis entfaltet ſich das Gluͤck.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Laß es, einmal im Schwung, in Stocken nicht gerathen!</l><lb/> <l>Stets Saamen traͤgt die Saat, und ſtets der Saame Saaten.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>293.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Den Forſcher freuts daß er den Vorrath nie verliert,</l><lb/> <l>Weil jeder Aufſchluß ihm Aufgaben neu gebiert.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Hier von der Wurzel dort zum Apfel kamſt du kaum;</l><lb/> <l>Er hat ein Dutzend Kern', und jeder wird ein Baum.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>294.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ein Kind, das laͤuft vorm Jahr, geſchiht ihm ſonſt kein Schade,</l><lb/> <l>Kriegt krumme Beine doch, die nie mehr werden grade.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Mein Sohn, erſt lerne ſtehn, eh du verſuchſt zu gehn;</l><lb/> <l>Wer ſicher gehn will, muß durchaus erſt ſicher ſtehn.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [178/0188]
Was aber konnte dir den frohen Abend bringen?
Daß du am Tage ſahſt dein Treiben dir gelingen.
Auf hellen Morgen weiſt das wiederum zuruͤck;
So aus ſich ſelbſt im Kreis entfaltet ſich das Gluͤck.
Laß es, einmal im Schwung, in Stocken nicht gerathen!
Stets Saamen traͤgt die Saat, und ſtets der Saame Saaten.
293.
Den Forſcher freuts daß er den Vorrath nie verliert,
Weil jeder Aufſchluß ihm Aufgaben neu gebiert.
Hier von der Wurzel dort zum Apfel kamſt du kaum;
Er hat ein Dutzend Kern', und jeder wird ein Baum.
294.
Ein Kind, das laͤuft vorm Jahr, geſchiht ihm ſonſt kein Schade,
Kriegt krumme Beine doch, die nie mehr werden grade.
Mein Sohn, erſt lerne ſtehn, eh du verſuchſt zu gehn;
Wer ſicher gehn will, muß durchaus erſt ſicher ſtehn.
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