Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
283.
Daß in der Einsamkeit dir nicht der Reiz gebräche
Der Unterhaltung, hältst du mit dir Selbstgespräche.
Du hast den Vortheil, dis Gespräch allein zu leiten,
Und lässest, was du gern nicht hörest, leicht beiseiten.
Einseitig ist darum doch nicht die Unterhaltung,
Es ist in dir ein Keim unendlicher Entfaltung.
Viel Unterredner sind in dir, du mußt nur jeden,
Von dem du lernen willst, nicht hindern auszureden.

284.
Steht denn so gar nichts fest in dir, daß du geschwinde
Die Ueberzeugung beugst nach jedem neuen Winde?
Es steht wol etwas fest gewurzelt wie der Baum;
Die Zweige beugen sich, die Wurzel merkt es kaum.

283.
Daß in der Einſamkeit dir nicht der Reiz gebraͤche
Der Unterhaltung, haͤltſt du mit dir Selbſtgeſpraͤche.
Du haſt den Vortheil, dis Geſpraͤch allein zu leiten,
Und laͤſſeſt, was du gern nicht hoͤreſt, leicht beiſeiten.
Einſeitig iſt darum doch nicht die Unterhaltung,
Es iſt in dir ein Keim unendlicher Entfaltung.
Viel Unterredner ſind in dir, du mußt nur jeden,
Von dem du lernen willſt, nicht hindern auszureden.

284.
Steht denn ſo gar nichts feſt in dir, daß du geſchwinde
Die Ueberzeugung beugſt nach jedem neuen Winde?
Es ſteht wol etwas feſt gewurzelt wie der Baum;
Die Zweige beugen ſich, die Wurzel merkt es kaum.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0182" n="172"/>
        <div n="2">
          <head>283.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Daß in der Ein&#x017F;amkeit dir nicht der Reiz gebra&#x0364;che</l><lb/>
              <l>Der Unterhaltung, ha&#x0364;lt&#x017F;t du mit dir Selb&#x017F;tge&#x017F;pra&#x0364;che.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Du ha&#x017F;t den Vortheil, dis Ge&#x017F;pra&#x0364;ch allein zu leiten,</l><lb/>
              <l>Und la&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t, was du gern nicht ho&#x0364;re&#x017F;t, leicht bei&#x017F;eiten.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Ein&#x017F;eitig i&#x017F;t darum doch nicht die Unterhaltung,</l><lb/>
              <l>Es i&#x017F;t in dir ein Keim unendlicher Entfaltung.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Viel Unterredner &#x017F;ind in dir, du mußt nur jeden,</l><lb/>
              <l>Von dem du lernen will&#x017F;t, nicht hindern auszureden.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>284.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Steht denn &#x017F;o gar nichts fe&#x017F;t in dir, daß du ge&#x017F;chwinde</l><lb/>
              <l>Die Ueberzeugung beug&#x017F;t nach jedem neuen Winde?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Es &#x017F;teht wol etwas fe&#x017F;t gewurzelt wie der Baum;</l><lb/>
              <l>Die Zweige beugen &#x017F;ich, die Wurzel merkt es kaum.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[172/0182] 283. Daß in der Einſamkeit dir nicht der Reiz gebraͤche Der Unterhaltung, haͤltſt du mit dir Selbſtgeſpraͤche. Du haſt den Vortheil, dis Geſpraͤch allein zu leiten, Und laͤſſeſt, was du gern nicht hoͤreſt, leicht beiſeiten. Einſeitig iſt darum doch nicht die Unterhaltung, Es iſt in dir ein Keim unendlicher Entfaltung. Viel Unterredner ſind in dir, du mußt nur jeden, Von dem du lernen willſt, nicht hindern auszureden. 284. Steht denn ſo gar nichts feſt in dir, daß du geſchwinde Die Ueberzeugung beugſt nach jedem neuen Winde? Es ſteht wol etwas feſt gewurzelt wie der Baum; Die Zweige beugen ſich, die Wurzel merkt es kaum.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/182
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/182>, abgerufen am 30.12.2024.