Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.265. Gefragt ein Weiser: denkst du nie ans Vaterland? Doch, sprach er, stets! und wies zum Himmel mit der Hand. Des Weisen Vaterland ist all des Himmels Weite, Und, überwölbt davon, der Menschheit ganze Breite. Hat er beim Weiteren das Engere vergessen? Vergisset er doch auch beim Denken nicht das Essen! Doch mäßig isset er, und so ermisset er Klein Kleines, Großes nicht darob vergisset er. 266. Du bist beglückt, wenn dir gegeben ist, zusammen Mit vielen wirkend, dich mit ihnen zu entflammen. Doch wenn du stehst allein, so laß dich's nicht verdrießen, Statt Menschen mußt du nur der Menschheit dich erschließen. Aus jeder Raumesweit', aus allen Zeitenfernen,
Grüßt den der Menschheit Geist, der von ihm weiß zu lernen. 265. Gefragt ein Weiſer: denkſt du nie ans Vaterland? Doch, ſprach er, ſtets! und wies zum Himmel mit der Hand. Des Weiſen Vaterland iſt all des Himmels Weite, Und, uͤberwoͤlbt davon, der Menſchheit ganze Breite. Hat er beim Weiteren das Engere vergeſſen? Vergiſſet er doch auch beim Denken nicht das Eſſen! Doch maͤßig iſſet er, und ſo ermiſſet er Klein Kleines, Großes nicht darob vergiſſet er. 266. Du biſt begluͤckt, wenn dir gegeben iſt, zuſammen Mit vielen wirkend, dich mit ihnen zu entflammen. Doch wenn du ſtehſt allein, ſo laß dich's nicht verdrießen, Statt Menſchen mußt du nur der Menſchheit dich erſchließen. Aus jeder Raumesweit', aus allen Zeitenfernen,
Gruͤßt den der Menſchheit Geiſt, der von ihm weiß zu lernen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0169" n="159"/> <div n="2"> <head>265.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Gefragt ein Weiſer: denkſt du nie ans Vaterland?</l><lb/> <l>Doch, ſprach er, ſtets! und wies zum Himmel mit der Hand.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Des Weiſen Vaterland iſt all des Himmels Weite,</l><lb/> <l>Und, uͤberwoͤlbt davon, der Menſchheit ganze Breite.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Hat er beim Weiteren das Engere vergeſſen?</l><lb/> <l>Vergiſſet er doch auch beim Denken nicht das Eſſen!</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Doch maͤßig iſſet er, und ſo ermiſſet er</l><lb/> <l>Klein Kleines, Großes nicht darob vergiſſet er.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>266.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Du biſt begluͤckt, wenn dir gegeben iſt, zuſammen</l><lb/> <l>Mit vielen wirkend, dich mit ihnen zu entflammen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Doch wenn du ſtehſt allein, ſo laß dich's nicht verdrießen,</l><lb/> <l>Statt Menſchen mußt du nur der Menſchheit dich erſchließen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Aus jeder Raumesweit', aus allen Zeitenfernen,</l><lb/> <l>Gruͤßt den der Menſchheit Geiſt, der von ihm weiß zu lernen.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [159/0169]
265.
Gefragt ein Weiſer: denkſt du nie ans Vaterland?
Doch, ſprach er, ſtets! und wies zum Himmel mit der Hand.
Des Weiſen Vaterland iſt all des Himmels Weite,
Und, uͤberwoͤlbt davon, der Menſchheit ganze Breite.
Hat er beim Weiteren das Engere vergeſſen?
Vergiſſet er doch auch beim Denken nicht das Eſſen!
Doch maͤßig iſſet er, und ſo ermiſſet er
Klein Kleines, Großes nicht darob vergiſſet er.
266.
Du biſt begluͤckt, wenn dir gegeben iſt, zuſammen
Mit vielen wirkend, dich mit ihnen zu entflammen.
Doch wenn du ſtehſt allein, ſo laß dich's nicht verdrießen,
Statt Menſchen mußt du nur der Menſchheit dich erſchließen.
Aus jeder Raumesweit', aus allen Zeitenfernen,
Gruͤßt den der Menſchheit Geiſt, der von ihm weiß zu lernen.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/169>, abgerufen am 25.07.2024. |