Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.Er drückt das Herz dir ab, das sich daran will laben; O habe du das Herz, dein Herz für dich zu haben! In dir bist du gesund, und fühlst in ihr dich krank; Gib, was du hast, der Welt, und nimm nicht ihren Dank! 264. In meiner Wohnung bin ich wohnlich eingewohnt, Mit Ungewohnetem will ich da seyn verschont. Das Ungewöhnliche zu sehen geh' ich aus, Doch zum Gewöhnlichen kehr' ich mit Lust nach Haus. Gewohnheit, aber nur die üble, ist zu schelten, Gewöhnung bessere muß für das beste gelten. Denn Gutes, zur Natur geworden, haftet nur, Gewohnheit aber wird zur anderen Natur. Er druͤckt das Herz dir ab, das ſich daran will laben; O habe du das Herz, dein Herz fuͤr dich zu haben! In dir biſt du geſund, und fuͤhlſt in ihr dich krank; Gib, was du haſt, der Welt, und nimm nicht ihren Dank! 264. In meiner Wohnung bin ich wohnlich eingewohnt, Mit Ungewohnetem will ich da ſeyn verſchont. Das Ungewoͤhnliche zu ſehen geh' ich aus, Doch zum Gewoͤhnlichen kehr' ich mit Luſt nach Haus. Gewohnheit, aber nur die uͤble, iſt zu ſchelten, Gewoͤhnung beſſere muß fuͤr das beſte gelten. Denn Gutes, zur Natur geworden, haftet nur, Gewohnheit aber wird zur anderen Natur. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0168" n="158"/> </l> <lg n="3"> <l>Er druͤckt das Herz dir ab, das ſich daran will laben;</l><lb/> <l>O habe du das Herz, dein Herz fuͤr dich zu haben!</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>In dir biſt du geſund, und fuͤhlſt in ihr dich krank;</l><lb/> <l>Gib, was du haſt, der Welt, und nimm nicht ihren Dank!</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>264.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>In meiner Wohnung bin ich wohnlich eingewohnt,</l><lb/> <l>Mit Ungewohnetem will ich da ſeyn verſchont.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Das Ungewoͤhnliche zu ſehen geh' ich aus,</l><lb/> <l>Doch zum Gewoͤhnlichen kehr' ich mit Luſt nach Haus.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Gewohnheit, aber nur die uͤble, iſt zu ſchelten,</l><lb/> <l>Gewoͤhnung beſſere muß fuͤr das beſte gelten.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Denn Gutes, zur Natur geworden, haftet nur,</l><lb/> <l>Gewohnheit aber wird zur anderen Natur.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [158/0168]
Er druͤckt das Herz dir ab, das ſich daran will laben;
O habe du das Herz, dein Herz fuͤr dich zu haben!
In dir biſt du geſund, und fuͤhlſt in ihr dich krank;
Gib, was du haſt, der Welt, und nimm nicht ihren Dank!
264.
In meiner Wohnung bin ich wohnlich eingewohnt,
Mit Ungewohnetem will ich da ſeyn verſchont.
Das Ungewoͤhnliche zu ſehen geh' ich aus,
Doch zum Gewoͤhnlichen kehr' ich mit Luſt nach Haus.
Gewohnheit, aber nur die uͤble, iſt zu ſchelten,
Gewoͤhnung beſſere muß fuͤr das beſte gelten.
Denn Gutes, zur Natur geworden, haftet nur,
Gewohnheit aber wird zur anderen Natur.
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