Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.250. Wer seine Schwächen kennt, wird fremde nicht beschreien, Und wo er Nachsicht selbst bedarf, auch gern verzeihen. Doch wird er überlaut auch Glänzendes nicht loben, Weil menschliches Verdienst er kennt aus eignen Proben. Gleich von Bewunderern entfernet wie von Spöttern, Wird er sowenig, als verdammen, auch vergöttern. 251. Das Tonspiel kennen muß, wer's brauchen will zum Spiele; Und so die Menschen wer sie leiten will zum Ziele. Denn Niemand will allein und kann zum Ziele schreiten, Wo nicht zum gleichen Ziel der andern viele schreiten. Und ist das Ziel nur gut, so ist nichts einzuwenden, Wenn du zu deinem Ziel weißt andre fein zu wenden. Denn leider ohne Ziel gehn in der Irre viel, Die es dir danken, wenn du ihnen zeigst ein Ziel. 250. Wer ſeine Schwaͤchen kennt, wird fremde nicht beſchreien, Und wo er Nachſicht ſelbſt bedarf, auch gern verzeihen. Doch wird er uͤberlaut auch Glaͤnzendes nicht loben, Weil menſchliches Verdienſt er kennt aus eignen Proben. Gleich von Bewunderern entfernet wie von Spoͤttern, Wird er ſowenig, als verdammen, auch vergoͤttern. 251. Das Tonſpiel kennen muß, wer's brauchen will zum Spiele; Und ſo die Menſchen wer ſie leiten will zum Ziele. Denn Niemand will allein und kann zum Ziele ſchreiten, Wo nicht zum gleichen Ziel der andern viele ſchreiten. Und iſt das Ziel nur gut, ſo iſt nichts einzuwenden, Wenn du zu deinem Ziel weißt andre fein zu wenden. Denn leider ohne Ziel gehn in der Irre viel, Die es dir danken, wenn du ihnen zeigſt ein Ziel. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0159" n="149"/> <div n="2"> <head>250.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wer ſeine Schwaͤchen kennt, wird fremde nicht beſchreien,</l><lb/> <l>Und wo er Nachſicht ſelbſt bedarf, auch gern verzeihen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Doch wird er uͤberlaut auch Glaͤnzendes nicht loben,</l><lb/> <l>Weil menſchliches Verdienſt er kennt aus eignen Proben.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Gleich von Bewunderern entfernet wie von Spoͤttern,</l><lb/> <l>Wird er ſowenig, als verdammen, auch vergoͤttern.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>251.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Das Tonſpiel kennen muß, wer's brauchen will zum Spiele;</l><lb/> <l>Und ſo die Menſchen wer ſie leiten will zum Ziele.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Denn Niemand will allein und kann zum Ziele ſchreiten,</l><lb/> <l>Wo nicht zum gleichen Ziel der andern viele ſchreiten.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Und iſt das Ziel nur gut, ſo iſt nichts einzuwenden,</l><lb/> <l>Wenn du zu deinem Ziel weißt andre fein zu wenden.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Denn leider ohne Ziel gehn in der Irre viel,</l><lb/> <l>Die es dir danken, wenn du ihnen zeigſt ein Ziel.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [149/0159]
250.
Wer ſeine Schwaͤchen kennt, wird fremde nicht beſchreien,
Und wo er Nachſicht ſelbſt bedarf, auch gern verzeihen.
Doch wird er uͤberlaut auch Glaͤnzendes nicht loben,
Weil menſchliches Verdienſt er kennt aus eignen Proben.
Gleich von Bewunderern entfernet wie von Spoͤttern,
Wird er ſowenig, als verdammen, auch vergoͤttern.
251.
Das Tonſpiel kennen muß, wer's brauchen will zum Spiele;
Und ſo die Menſchen wer ſie leiten will zum Ziele.
Denn Niemand will allein und kann zum Ziele ſchreiten,
Wo nicht zum gleichen Ziel der andern viele ſchreiten.
Und iſt das Ziel nur gut, ſo iſt nichts einzuwenden,
Wenn du zu deinem Ziel weißt andre fein zu wenden.
Denn leider ohne Ziel gehn in der Irre viel,
Die es dir danken, wenn du ihnen zeigſt ein Ziel.
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