Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
Doch Weise wissen fest den Unterschied zu halten,
Die Wahrheit im Geweb des Irrthums zu entfalten:
Daß etwas nicht gewußt, etwas gewußt kann werden,
Und dis ist noth uns just, und jenes nicht, auf Erden.

236.
Wie unvollkommene Vorstellungen von Sfären
Des Himmels und der Welt kannst du im Geiste nähren,
Und doch vollkommen fest in deiner Sfäre seyn;
So wenig fließet auf das Thun das Wissen ein.
Wer recht thut in der Welt, hat rechten Weltverstand,
Ob er auch nicht die kunstgerechten Formeln fand.
Der Ausdruck fehlt ihm nur, doch nicht der Einsicht Kern;
Und wer entbehrt nicht um den Kern die Schale gern?

Doch Weiſe wiſſen feſt den Unterſchied zu halten,
Die Wahrheit im Geweb des Irrthums zu entfalten:
Daß etwas nicht gewußt, etwas gewußt kann werden,
Und dis iſt noth uns juſt, und jenes nicht, auf Erden.

236.
Wie unvollkommene Vorſtellungen von Sfaͤren
Des Himmels und der Welt kannſt du im Geiſte naͤhren,
Und doch vollkommen feſt in deiner Sfaͤre ſeyn;
So wenig fließet auf das Thun das Wiſſen ein.
Wer recht thut in der Welt, hat rechten Weltverſtand,
Ob er auch nicht die kunſtgerechten Formeln fand.
Der Ausdruck fehlt ihm nur, doch nicht der Einſicht Kern;
Und wer entbehrt nicht um den Kern die Schale gern?

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <l>
              <pb facs="#f0150" n="140"/>
            </l>
            <lg n="4">
              <l>Doch Wei&#x017F;e wi&#x017F;&#x017F;en fe&#x017F;t den Unter&#x017F;chied zu halten,</l><lb/>
              <l>Die Wahrheit im Geweb des Irrthums zu entfalten:</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Daß etwas nicht gewußt, etwas gewußt kann werden,</l><lb/>
              <l>Und dis i&#x017F;t noth uns ju&#x017F;t, und jenes nicht, auf Erden.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>236.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Wie unvollkommene Vor&#x017F;tellungen von Sfa&#x0364;ren</l><lb/>
              <l>Des Himmels und der Welt kann&#x017F;t du im Gei&#x017F;te na&#x0364;hren,</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Und doch vollkommen fe&#x017F;t in deiner Sfa&#x0364;re &#x017F;eyn;</l><lb/>
              <l>So wenig fließet auf das Thun das Wi&#x017F;&#x017F;en ein.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Wer recht thut in der Welt, hat rechten Weltver&#x017F;tand,</l><lb/>
              <l>Ob er auch nicht die kun&#x017F;tgerechten Formeln fand.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Der Ausdruck fehlt ihm nur, doch nicht der Ein&#x017F;icht Kern;</l><lb/>
              <l>Und wer entbehrt nicht um den Kern die Schale gern?</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[140/0150] Doch Weiſe wiſſen feſt den Unterſchied zu halten, Die Wahrheit im Geweb des Irrthums zu entfalten: Daß etwas nicht gewußt, etwas gewußt kann werden, Und dis iſt noth uns juſt, und jenes nicht, auf Erden. 236. Wie unvollkommene Vorſtellungen von Sfaͤren Des Himmels und der Welt kannſt du im Geiſte naͤhren, Und doch vollkommen feſt in deiner Sfaͤre ſeyn; So wenig fließet auf das Thun das Wiſſen ein. Wer recht thut in der Welt, hat rechten Weltverſtand, Ob er auch nicht die kunſtgerechten Formeln fand. Der Ausdruck fehlt ihm nur, doch nicht der Einſicht Kern; Und wer entbehrt nicht um den Kern die Schale gern?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/150
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/150>, abgerufen am 21.12.2024.