Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.231. Der Zahlen Grenz' ist zehn, die Grenze für die Todten Und Lebenden besteht in Gottes zehn Geboten. Zehn Finger hast du drum, o Kind, um ohne Fehlen An deiner Hand die zehn Gebote herzuzählen. 232. Die Dinge, spielen sie mit dir, spielst du mit ihnen? Zur Irrung gegenseits nur scheint ihr euch zu dienen. In diesem Augenblick will dieses wahr dir scheinen, Im andern Augenblick willst du's als falsch verneinen. Was ist von beiden nun? ist beides wohl zugleich? Ist nacheinander es, ein Werden wechselreich? Allbeides ist in dir, von einem Nu getrennt. Was ist nun das in dir, das so und so es nennt? Das ist dein Wechselndes, das Wechsel bringt den Dingen;
Wo ist ein Stehendes, um sie zum Stehn zu bringen? 231. Der Zahlen Grenz' iſt zehn, die Grenze fuͤr die Todten Und Lebenden beſteht in Gottes zehn Geboten. Zehn Finger haſt du drum, o Kind, um ohne Fehlen An deiner Hand die zehn Gebote herzuzaͤhlen. 232. Die Dinge, ſpielen ſie mit dir, ſpielſt du mit ihnen? Zur Irrung gegenſeits nur ſcheint ihr euch zu dienen. In dieſem Augenblick will dieſes wahr dir ſcheinen, Im andern Augenblick willſt du's als falſch verneinen. Was iſt von beiden nun? iſt beides wohl zugleich? Iſt nacheinander es, ein Werden wechſelreich? Allbeides iſt in dir, von einem Nu getrennt. Was iſt nun das in dir, das ſo und ſo es nennt? Das iſt dein Wechſelndes, das Wechſel bringt den Dingen;
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231.
Der Zahlen Grenz' iſt zehn, die Grenze fuͤr die Todten
Und Lebenden beſteht in Gottes zehn Geboten.
Zehn Finger haſt du drum, o Kind, um ohne Fehlen
An deiner Hand die zehn Gebote herzuzaͤhlen.
232.
Die Dinge, ſpielen ſie mit dir, ſpielſt du mit ihnen?
Zur Irrung gegenſeits nur ſcheint ihr euch zu dienen.
In dieſem Augenblick will dieſes wahr dir ſcheinen,
Im andern Augenblick willſt du's als falſch verneinen.
Was iſt von beiden nun? iſt beides wohl zugleich?
Iſt nacheinander es, ein Werden wechſelreich?
Allbeides iſt in dir, von einem Nu getrennt.
Was iſt nun das in dir, das ſo und ſo es nennt?
Das iſt dein Wechſelndes, das Wechſel bringt den Dingen;
Wo iſt ein Stehendes, um ſie zum Stehn zu bringen?
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/147>, abgerufen am 23.02.2025. |