Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
227.
Du meine Mutter nicht, doch, Erde, meine Amme,
Von deren Milch genährt blüht meine Geistesflamme!
Du hast zur Freude mir dich immer bunt geschmückt,
Und unter Blumen mich am Busen festgedrückt.
In deinem Bande lernt' ich stehn und gehn, mich wiegen
Im Traum der Lust, und nun lernt' ich dir zu entfliegen.
Leb wohl! vom Segen sei des Himmels überthaut,
Der zur Erziehung mich solang dir anvertraut.
Dort nach dem weiten Haus des Vaters geht mein Lauf,
Die Mutter such' ich dort, die unbekannte, auf,
Die hohe, die sich mir im Traum nicht hat verhehlt,
Und Ammenmärchen hast du mir von ihr erzählt.

227.
Du meine Mutter nicht, doch, Erde, meine Amme,
Von deren Milch genaͤhrt bluͤht meine Geiſtesflamme!
Du haſt zur Freude mir dich immer bunt geſchmuͤckt,
Und unter Blumen mich am Buſen feſtgedruͤckt.
In deinem Bande lernt' ich ſtehn und gehn, mich wiegen
Im Traum der Luſt, und nun lernt' ich dir zu entfliegen.
Leb wohl! vom Segen ſei des Himmels uͤberthaut,
Der zur Erziehung mich ſolang dir anvertraut.
Dort nach dem weiten Haus des Vaters geht mein Lauf,
Die Mutter ſuch' ich dort, die unbekannte, auf,
Die hohe, die ſich mir im Traum nicht hat verhehlt,
Und Ammenmaͤrchen haſt du mir von ihr erzaͤhlt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0144" n="134"/>
        <div n="2">
          <head>227.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Du meine Mutter nicht, doch, Erde, meine Amme,</l><lb/>
              <l>Von deren Milch gena&#x0364;hrt blu&#x0364;ht meine Gei&#x017F;tesflamme!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Du ha&#x017F;t zur Freude mir dich immer bunt ge&#x017F;chmu&#x0364;ckt,</l><lb/>
              <l>Und unter Blumen mich am Bu&#x017F;en fe&#x017F;tgedru&#x0364;ckt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>In deinem Bande lernt' ich &#x017F;tehn und gehn, mich wiegen</l><lb/>
              <l>Im Traum der Lu&#x017F;t, und nun lernt' ich dir zu entfliegen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Leb wohl! vom Segen &#x017F;ei des Himmels u&#x0364;berthaut,</l><lb/>
              <l>Der zur Erziehung mich &#x017F;olang dir anvertraut.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Dort nach dem weiten Haus des Vaters geht mein Lauf,</l><lb/>
              <l>Die Mutter &#x017F;uch' ich dort, die unbekannte, auf,</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Die hohe, die &#x017F;ich mir im Traum nicht hat verhehlt,</l><lb/>
              <l>Und Ammenma&#x0364;rchen ha&#x017F;t du mir von ihr erza&#x0364;hlt.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[134/0144] 227. Du meine Mutter nicht, doch, Erde, meine Amme, Von deren Milch genaͤhrt bluͤht meine Geiſtesflamme! Du haſt zur Freude mir dich immer bunt geſchmuͤckt, Und unter Blumen mich am Buſen feſtgedruͤckt. In deinem Bande lernt' ich ſtehn und gehn, mich wiegen Im Traum der Luſt, und nun lernt' ich dir zu entfliegen. Leb wohl! vom Segen ſei des Himmels uͤberthaut, Der zur Erziehung mich ſolang dir anvertraut. Dort nach dem weiten Haus des Vaters geht mein Lauf, Die Mutter ſuch' ich dort, die unbekannte, auf, Die hohe, die ſich mir im Traum nicht hat verhehlt, Und Ammenmaͤrchen haſt du mir von ihr erzaͤhlt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/144
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/144>, abgerufen am 21.11.2024.