Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.225. In Unentschiedenheit und Zweifelmuth beklommner! Einst wirst du glücklicher, einst wirst du seyn vollkommner. Einst wirst du wissender, einst besser als du bist; Weil jeder das nur wird, was er schon strebend ist. Dein fremdes Streben reicht weit über dich hinaus Wo du dich selbst erreichst, da bist du erst zu Haus. 226. Die helle Gotteswelt, wie steht sie voll Gebilde Schönleuchtender, wie hell voll Blumen ein Gefilde. Und was du selber thust, und was du selber bist, O fühle wie's voll Lust Blum' unter Blumen ist. So blühe dich nur aus, so dufte nur und lebe; Und pflückt man dich zum Straus, vor Blumentod nicht bebe! 225. In Unentſchiedenheit und Zweifelmuth beklommner! Einſt wirſt du gluͤcklicher, einſt wirſt du ſeyn vollkommner. Einſt wirſt du wiſſender, einſt beſſer als du biſt; Weil jeder das nur wird, was er ſchon ſtrebend iſt. Dein fremdes Streben reicht weit uͤber dich hinaus Wo du dich ſelbſt erreichſt, da biſt du erſt zu Haus. 226. Die helle Gotteswelt, wie ſteht ſie voll Gebilde Schoͤnleuchtender, wie hell voll Blumen ein Gefilde. Und was du ſelber thuſt, und was du ſelber biſt, O fuͤhle wie's voll Luſt Blum' unter Blumen iſt. So bluͤhe dich nur aus, ſo dufte nur und lebe; Und pfluͤckt man dich zum Straus, vor Blumentod nicht bebe! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0143" n="133"/> <div n="2"> <head>225.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>In Unentſchiedenheit und Zweifelmuth beklommner!</l><lb/> <l>Einſt wirſt du gluͤcklicher, einſt wirſt du ſeyn vollkommner.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Einſt wirſt du wiſſender, einſt beſſer als du biſt;</l><lb/> <l>Weil jeder das nur wird, was er ſchon ſtrebend iſt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Dein fremdes Streben reicht weit uͤber dich hinaus</l><lb/> <l>Wo du dich ſelbſt erreichſt, da biſt du erſt zu Haus.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>226.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die helle Gotteswelt, wie ſteht ſie voll Gebilde</l><lb/> <l>Schoͤnleuchtender, wie hell voll Blumen ein Gefilde.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Und was du ſelber thuſt, und was du ſelber biſt,</l><lb/> <l>O fuͤhle wie's voll Luſt Blum' unter Blumen iſt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>So bluͤhe dich nur aus, ſo dufte nur und lebe;</l><lb/> <l>Und pfluͤckt man dich zum Straus, vor Blumentod nicht bebe!</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [133/0143]
225.
In Unentſchiedenheit und Zweifelmuth beklommner!
Einſt wirſt du gluͤcklicher, einſt wirſt du ſeyn vollkommner.
Einſt wirſt du wiſſender, einſt beſſer als du biſt;
Weil jeder das nur wird, was er ſchon ſtrebend iſt.
Dein fremdes Streben reicht weit uͤber dich hinaus
Wo du dich ſelbſt erreichſt, da biſt du erſt zu Haus.
226.
Die helle Gotteswelt, wie ſteht ſie voll Gebilde
Schoͤnleuchtender, wie hell voll Blumen ein Gefilde.
Und was du ſelber thuſt, und was du ſelber biſt,
O fuͤhle wie's voll Luſt Blum' unter Blumen iſt.
So bluͤhe dich nur aus, ſo dufte nur und lebe;
Und pfluͤckt man dich zum Straus, vor Blumentod nicht bebe!
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