Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.212. Der Kranke, wenn er klagt um bittern Schmack im Munde, Nicht süße Arzenei gibt ihm der Arzt zur Stunde; Er gibt ihm bittre, nicht damit ihm bitter bleibe Der Mund, nein, Bitterkeit die Bitterkeit vertreibe. Der Kranke, wenn er ihm vertraut, genest vom Grunde, Und schmeckt die Süße der Gesundheit neu im Munde. 213. Die Weisen lehren dich, so schwierig als Entsagung Des Wünschenswerthen sei des Widrigen Ertragung. Ich aber darf es dir wol im Vertrauen sagen: In dem Sinn hab' ich nie entsagt und nie ertragen. Was ich gegeben hin, was ich auf mich genommen, Ich kann nicht sagen, schwer sei es mir angekommen. 212. Der Kranke, wenn er klagt um bittern Schmack im Munde, Nicht ſuͤße Arzenei gibt ihm der Arzt zur Stunde; Er gibt ihm bittre, nicht damit ihm bitter bleibe Der Mund, nein, Bitterkeit die Bitterkeit vertreibe. Der Kranke, wenn er ihm vertraut, geneſt vom Grunde, Und ſchmeckt die Suͤße der Geſundheit neu im Munde. 213. Die Weiſen lehren dich, ſo ſchwierig als Entſagung Des Wuͤnſchenswerthen ſei des Widrigen Ertragung. Ich aber darf es dir wol im Vertrauen ſagen: In dem Sinn hab' ich nie entſagt und nie ertragen. Was ich gegeben hin, was ich auf mich genommen, Ich kann nicht ſagen, ſchwer ſei es mir angekommen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0137" n="127"/> <div n="2"> <head>212.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Der Kranke, wenn er klagt um bittern Schmack im Munde,</l><lb/> <l>Nicht ſuͤße Arzenei gibt ihm der Arzt zur Stunde;</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Er gibt ihm bittre, nicht damit ihm bitter bleibe</l><lb/> <l>Der Mund, nein, Bitterkeit die Bitterkeit vertreibe.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Der Kranke, wenn er ihm vertraut, geneſt vom Grunde,</l><lb/> <l>Und ſchmeckt die Suͤße der Geſundheit neu im Munde.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>213.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die Weiſen lehren dich, ſo ſchwierig als Entſagung</l><lb/> <l>Des Wuͤnſchenswerthen ſei des Widrigen Ertragung.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ich aber darf es dir wol im Vertrauen ſagen:</l><lb/> <l>In dem Sinn hab' ich nie entſagt und nie ertragen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Was ich gegeben hin, was ich auf mich genommen,</l><lb/> <l>Ich kann nicht ſagen, ſchwer ſei es mir angekommen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [127/0137]
212.
Der Kranke, wenn er klagt um bittern Schmack im Munde,
Nicht ſuͤße Arzenei gibt ihm der Arzt zur Stunde;
Er gibt ihm bittre, nicht damit ihm bitter bleibe
Der Mund, nein, Bitterkeit die Bitterkeit vertreibe.
Der Kranke, wenn er ihm vertraut, geneſt vom Grunde,
Und ſchmeckt die Suͤße der Geſundheit neu im Munde.
213.
Die Weiſen lehren dich, ſo ſchwierig als Entſagung
Des Wuͤnſchenswerthen ſei des Widrigen Ertragung.
Ich aber darf es dir wol im Vertrauen ſagen:
In dem Sinn hab' ich nie entſagt und nie ertragen.
Was ich gegeben hin, was ich auf mich genommen,
Ich kann nicht ſagen, ſchwer ſei es mir angekommen.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/137>, abgerufen am 22.02.2025. |