Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.192. Das Unglück in der Welt such', als du kanst, zu lindern, Soweit umher du reichst, zu mildern und zu mindern. Warum? schon weil es dich im eignen Glück wird hindern. Doch reichest du nicht weit mit deinem schwachen Trost; Vom Mund drei Spannen stirbt dein warmer Hauch im Frost. Was bleibt dir da zum Trost, als daß, was Unglück scheint, Von dem, der Aller Glück will, anders ist gemeint; Und wer die Gabe nur, wie sie gemeint ist, nimmt, Den fördert sie dazu, wozu sie war bestimmt. Nicht heben kann dein Blick den schwarzen Trauerschleier, Darunter sähst du sonst das weiße Kleid der Feier. 192. Das Ungluͤck in der Welt ſuch', als du kanſt, zu lindern, Soweit umher du reichſt, zu mildern und zu mindern. Warum? ſchon weil es dich im eignen Gluͤck wird hindern. Doch reicheſt du nicht weit mit deinem ſchwachen Troſt; Vom Mund drei Spannen ſtirbt dein warmer Hauch im Froſt. Was bleibt dir da zum Troſt, als daß, was Ungluͤck ſcheint, Von dem, der Aller Gluͤck will, anders iſt gemeint; Und wer die Gabe nur, wie ſie gemeint iſt, nimmt, Den foͤrdert ſie dazu, wozu ſie war beſtimmt. Nicht heben kann dein Blick den ſchwarzen Trauerſchleier, Darunter ſaͤhſt du ſonſt das weiße Kleid der Feier. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0125" n="115"/> <div n="2"> <head>192.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Das Ungluͤck in der Welt ſuch', als du kanſt, zu lindern,</l><lb/> <l>Soweit umher du reichſt, zu mildern und zu mindern.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Warum? ſchon weil es dich im eignen Gluͤck wird hindern.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Doch reicheſt du nicht weit mit deinem ſchwachen Troſt;</l><lb/> <l>Vom Mund drei Spannen ſtirbt dein warmer Hauch im Froſt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Was bleibt dir da zum Troſt, als daß, was Ungluͤck ſcheint,</l><lb/> <l>Von dem, der Aller Gluͤck will, anders iſt gemeint;</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Und wer die Gabe nur, wie ſie gemeint iſt, nimmt,</l><lb/> <l>Den foͤrdert ſie dazu, wozu ſie war beſtimmt.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Nicht heben kann dein Blick den ſchwarzen Trauerſchleier,</l><lb/> <l>Darunter ſaͤhſt du ſonſt das weiße Kleid der Feier.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [115/0125]
192.
Das Ungluͤck in der Welt ſuch', als du kanſt, zu lindern,
Soweit umher du reichſt, zu mildern und zu mindern.
Warum? ſchon weil es dich im eignen Gluͤck wird hindern.
Doch reicheſt du nicht weit mit deinem ſchwachen Troſt;
Vom Mund drei Spannen ſtirbt dein warmer Hauch im Froſt.
Was bleibt dir da zum Troſt, als daß, was Ungluͤck ſcheint,
Von dem, der Aller Gluͤck will, anders iſt gemeint;
Und wer die Gabe nur, wie ſie gemeint iſt, nimmt,
Den foͤrdert ſie dazu, wozu ſie war beſtimmt.
Nicht heben kann dein Blick den ſchwarzen Trauerſchleier,
Darunter ſaͤhſt du ſonſt das weiße Kleid der Feier.
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