Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.Ein Gutes, Schönes steht, Ein Wahres dort gewis; Doch macht kein Sternenschein zum Tag die Finsternis. Kein Gutes hier ist gut, kein Schönes schön für alle, Gewisses selbst gewis nur im gewissen Falle. 185. Daß in der Mitte sei die Wahrheit, ist wol wahr, Und, daß beim Aeußersten zu irren sei Gefahr. Doch nicht wird Wahrheit durch zwei Aeußerste, verbunden, Noch durch Vermeidung auch der Aeußersten gefunden. Denn nichts ergeben sie, wenn man sie nur verneint, Und selbst aufheben sie sich, äußerlich vereint. Nur wo lebendig zwei sich einen, um das dritte Zu zeugen, findet sich die Wahrheit in der Mitte. Ein Gutes, Schoͤnes ſteht, Ein Wahres dort gewis; Doch macht kein Sternenſchein zum Tag die Finſternis. Kein Gutes hier iſt gut, kein Schoͤnes ſchoͤn fuͤr alle, Gewiſſes ſelbſt gewis nur im gewiſſen Falle. 185. Daß in der Mitte ſei die Wahrheit, iſt wol wahr, Und, daß beim Aeußerſten zu irren ſei Gefahr. Doch nicht wird Wahrheit durch zwei Aeußerſte, verbunden, Noch durch Vermeidung auch der Aeußerſten gefunden. Denn nichts ergeben ſie, wenn man ſie nur verneint, Und ſelbſt aufheben ſie ſich, aͤußerlich vereint. Nur wo lebendig zwei ſich einen, um das dritte Zu zeugen, findet ſich die Wahrheit in der Mitte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0121" n="111"/> </l> <lg n="5"> <l>Ein Gutes, Schoͤnes ſteht, Ein Wahres dort gewis;</l><lb/> <l>Doch macht kein Sternenſchein zum Tag die Finſternis.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Kein Gutes hier iſt gut, kein Schoͤnes ſchoͤn fuͤr alle,</l><lb/> <l>Gewiſſes ſelbſt gewis nur im gewiſſen Falle.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>185.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Daß in der Mitte ſei die Wahrheit, iſt wol wahr,</l><lb/> <l>Und, daß beim Aeußerſten zu irren ſei Gefahr.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Doch nicht wird Wahrheit durch zwei Aeußerſte, verbunden,</l><lb/> <l>Noch durch Vermeidung auch der Aeußerſten gefunden.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Denn nichts ergeben ſie, wenn man ſie nur verneint,</l><lb/> <l>Und ſelbſt aufheben ſie ſich, aͤußerlich vereint.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Nur wo lebendig zwei ſich einen, um das dritte</l><lb/> <l>Zu zeugen, findet ſich die Wahrheit in der Mitte.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [111/0121]
Ein Gutes, Schoͤnes ſteht, Ein Wahres dort gewis;
Doch macht kein Sternenſchein zum Tag die Finſternis.
Kein Gutes hier iſt gut, kein Schoͤnes ſchoͤn fuͤr alle,
Gewiſſes ſelbſt gewis nur im gewiſſen Falle.
185.
Daß in der Mitte ſei die Wahrheit, iſt wol wahr,
Und, daß beim Aeußerſten zu irren ſei Gefahr.
Doch nicht wird Wahrheit durch zwei Aeußerſte, verbunden,
Noch durch Vermeidung auch der Aeußerſten gefunden.
Denn nichts ergeben ſie, wenn man ſie nur verneint,
Und ſelbſt aufheben ſie ſich, aͤußerlich vereint.
Nur wo lebendig zwei ſich einen, um das dritte
Zu zeugen, findet ſich die Wahrheit in der Mitte.
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