Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.181. Das Leben magst du wohl vergleichen einem Feste, Doch nicht zur Freude sind geladen alle Gäste. Gar manchen, scheint es, lud man nur, um die Beschwerde Zu übertragen, daß die Lust den andern werde. Den Esel lud man einst zu einem Hochzeitschmause, Weil es zu tragen Holz und Wasser gab im Hause. Der Esel dachte stolz, geladen bin ich auch. Ja wohl, beladen mit dem Tragref und dem Schlauch. 182. Der preise sein Geschick, wer irgend hat zu klagen; Erleichtert fühle sich, wer Schweres hat zu tragen. Denn alle sind wir hier zu Zins und Zoll verpflichtet Dem Unglück; glücklich ist, wer ihn schon hat entrichtet. 181. Das Leben magſt du wohl vergleichen einem Feſte, Doch nicht zur Freude ſind geladen alle Gaͤſte. Gar manchen, ſcheint es, lud man nur, um die Beſchwerde Zu uͤbertragen, daß die Luſt den andern werde. Den Eſel lud man einſt zu einem Hochzeitſchmauſe, Weil es zu tragen Holz und Waſſer gab im Hauſe. Der Eſel dachte ſtolz, geladen bin ich auch. Ja wohl, beladen mit dem Tragref und dem Schlauch. 182. Der preiſe ſein Geſchick, wer irgend hat zu klagen; Erleichtert fuͤhle ſich, wer Schweres hat zu tragen. Denn alle ſind wir hier zu Zins und Zoll verpflichtet Dem Ungluͤck; gluͤcklich iſt, wer ihn ſchon hat entrichtet. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0119" n="109"/> <div n="2"> <head>181.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Das Leben magſt du wohl vergleichen einem Feſte,</l><lb/> <l>Doch nicht zur Freude ſind geladen alle Gaͤſte.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Gar manchen, ſcheint es, lud man nur, um die Beſchwerde</l><lb/> <l>Zu uͤbertragen, daß die Luſt den andern werde.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Den Eſel lud man einſt zu einem Hochzeitſchmauſe,</l><lb/> <l>Weil es zu tragen Holz und Waſſer gab im Hauſe.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Der Eſel dachte ſtolz, geladen bin ich auch.</l><lb/> <l>Ja wohl, beladen mit dem Tragref und dem Schlauch.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>182.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Der preiſe ſein Geſchick, wer irgend hat zu klagen;</l><lb/> <l>Erleichtert fuͤhle ſich, wer Schweres hat zu tragen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Denn alle ſind wir hier zu Zins und Zoll verpflichtet</l><lb/> <l>Dem Ungluͤck; gluͤcklich iſt, wer ihn ſchon hat entrichtet.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [109/0119]
181.
Das Leben magſt du wohl vergleichen einem Feſte,
Doch nicht zur Freude ſind geladen alle Gaͤſte.
Gar manchen, ſcheint es, lud man nur, um die Beſchwerde
Zu uͤbertragen, daß die Luſt den andern werde.
Den Eſel lud man einſt zu einem Hochzeitſchmauſe,
Weil es zu tragen Holz und Waſſer gab im Hauſe.
Der Eſel dachte ſtolz, geladen bin ich auch.
Ja wohl, beladen mit dem Tragref und dem Schlauch.
182.
Der preiſe ſein Geſchick, wer irgend hat zu klagen;
Erleichtert fuͤhle ſich, wer Schweres hat zu tragen.
Denn alle ſind wir hier zu Zins und Zoll verpflichtet
Dem Ungluͤck; gluͤcklich iſt, wer ihn ſchon hat entrichtet.
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