Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.Wenn er dir oft entrann, wird er nicht stets entrinnen; Nur wer noch nichts gewann, hat alles zu gewinnen. Mir selber ist, was mir gelang, gar spät gelungen, Doch mehr nun freut mich, daß ich rang, als was errungen. Ich wünsche nicht, daß sie so gar lang hin dich halten, Doch gut ists, daß sie Zeit dir gönnen zum Entfalten. 178. Was ist der Weg, mein Sohn, an dem du noch nicht bist, Der gleich dem vor'gen lang, und doch viel kürzer ist? Das ist der Weg den Berg hinab, den ich nun schreite, Viel langsamer kam ich herauf die andre Seite. Dort war ich rüstiger, doch ward der Weg mir länger, Hier wird er kürzer mir, dem doch schon müden Gänger. Wenn er dir oft entrann, wird er nicht ſtets entrinnen; Nur wer noch nichts gewann, hat alles zu gewinnen. Mir ſelber iſt, was mir gelang, gar ſpaͤt gelungen, Doch mehr nun freut mich, daß ich rang, als was errungen. Ich wuͤnſche nicht, daß ſie ſo gar lang hin dich halten, Doch gut iſts, daß ſie Zeit dir goͤnnen zum Entfalten. 178. Was iſt der Weg, mein Sohn, an dem du noch nicht biſt, Der gleich dem vor'gen lang, und doch viel kuͤrzer iſt? Das iſt der Weg den Berg hinab, den ich nun ſchreite, Viel langſamer kam ich herauf die andre Seite. Dort war ich ruͤſtiger, doch ward der Weg mir laͤnger, Hier wird er kuͤrzer mir, dem doch ſchon muͤden Gaͤnger. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0117" n="107"/> </l> <lg n="3"> <l>Wenn er dir oft entrann, wird er nicht ſtets entrinnen;</l><lb/> <l>Nur wer noch nichts gewann, hat alles zu gewinnen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Mir ſelber iſt, was mir gelang, gar ſpaͤt gelungen,</l><lb/> <l>Doch mehr nun freut mich, daß ich rang, als was errungen.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Ich wuͤnſche nicht, daß ſie ſo gar lang hin dich halten,</l><lb/> <l>Doch gut iſts, daß ſie Zeit dir goͤnnen zum Entfalten.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>178.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Was iſt der Weg, mein Sohn, an dem du noch nicht biſt,</l><lb/> <l>Der gleich dem vor'gen lang, und doch viel kuͤrzer iſt?</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Das iſt der Weg den Berg hinab, den ich nun ſchreite,</l><lb/> <l>Viel langſamer kam ich herauf die andre Seite.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Dort war ich ruͤſtiger, doch ward der Weg mir laͤnger,</l><lb/> <l>Hier wird er kuͤrzer mir, dem doch ſchon muͤden Gaͤnger.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [107/0117]
Wenn er dir oft entrann, wird er nicht ſtets entrinnen;
Nur wer noch nichts gewann, hat alles zu gewinnen.
Mir ſelber iſt, was mir gelang, gar ſpaͤt gelungen,
Doch mehr nun freut mich, daß ich rang, als was errungen.
Ich wuͤnſche nicht, daß ſie ſo gar lang hin dich halten,
Doch gut iſts, daß ſie Zeit dir goͤnnen zum Entfalten.
178.
Was iſt der Weg, mein Sohn, an dem du noch nicht biſt,
Der gleich dem vor'gen lang, und doch viel kuͤrzer iſt?
Das iſt der Weg den Berg hinab, den ich nun ſchreite,
Viel langſamer kam ich herauf die andre Seite.
Dort war ich ruͤſtiger, doch ward der Weg mir laͤnger,
Hier wird er kuͤrzer mir, dem doch ſchon muͤden Gaͤnger.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |