Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.160. Dir zeigt dis Sinnbild an den falschen Trost der Welt: Ein Krokodil, das man für einen Rachen hält. Im Strome schwimmt ein Mann, und fürchtet zu ertrinken, Doch dem Versinken nah, sieht er die Rettung winken. Er rudert angestrengt nach dem vermeinten Rachen, Das Krokodil empfängt ihn dort mit offnem Rachen. 161. Je stand in einem Buch dis Gleichnis, lieber Sohn: Die Welt ist wie ein Wald, dein Thun ist wie ein Ton. Wie in den Wald du rufst, so ruft er dir zurück, Und also selber schufst du in der Welt dein Glück. Wenn in den Wald du schiltst, wirst du heraus gescholten; Und wie du uns vergiltst, wird wieder dir vergolten. 160. Dir zeigt dis Sinnbild an den falſchen Troſt der Welt: Ein Krokodil, das man fuͤr einen Rachen haͤlt. Im Strome ſchwimmt ein Mann, und fuͤrchtet zu ertrinken, Doch dem Verſinken nah, ſieht er die Rettung winken. Er rudert angeſtrengt nach dem vermeinten Rachen, Das Krokodil empfaͤngt ihn dort mit offnem Rachen. 161. Je ſtand in einem Buch dis Gleichnis, lieber Sohn: Die Welt iſt wie ein Wald, dein Thun iſt wie ein Ton. Wie in den Wald du rufſt, ſo ruft er dir zuruͤck, Und alſo ſelber ſchufſt du in der Welt dein Gluͤck. Wenn in den Wald du ſchiltſt, wirſt du heraus geſcholten; Und wie du uns vergiltſt, wird wieder dir vergolten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0108" n="98"/> <div n="2"> <head>160.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Dir zeigt dis Sinnbild an den falſchen Troſt der Welt:</l><lb/> <l>Ein Krokodil, das man fuͤr einen Rachen haͤlt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Im Strome ſchwimmt ein Mann, und fuͤrchtet zu ertrinken,</l><lb/> <l>Doch dem Verſinken nah, ſieht er die Rettung winken.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Er rudert angeſtrengt nach dem vermeinten Rachen,</l><lb/> <l>Das Krokodil empfaͤngt ihn dort mit offnem Rachen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>161.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Je ſtand in einem Buch dis Gleichnis, lieber Sohn:</l><lb/> <l>Die Welt iſt wie ein Wald, dein Thun iſt wie ein Ton.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wie in den Wald du rufſt, ſo ruft er dir zuruͤck,</l><lb/> <l>Und alſo ſelber ſchufſt du in der Welt dein Gluͤck.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Wenn in den Wald du ſchiltſt, wirſt du heraus geſcholten;</l><lb/> <l>Und wie du uns vergiltſt, wird wieder dir vergolten.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [98/0108]
160.
Dir zeigt dis Sinnbild an den falſchen Troſt der Welt:
Ein Krokodil, das man fuͤr einen Rachen haͤlt.
Im Strome ſchwimmt ein Mann, und fuͤrchtet zu ertrinken,
Doch dem Verſinken nah, ſieht er die Rettung winken.
Er rudert angeſtrengt nach dem vermeinten Rachen,
Das Krokodil empfaͤngt ihn dort mit offnem Rachen.
161.
Je ſtand in einem Buch dis Gleichnis, lieber Sohn:
Die Welt iſt wie ein Wald, dein Thun iſt wie ein Ton.
Wie in den Wald du rufſt, ſo ruft er dir zuruͤck,
Und alſo ſelber ſchufſt du in der Welt dein Gluͤck.
Wenn in den Wald du ſchiltſt, wirſt du heraus geſcholten;
Und wie du uns vergiltſt, wird wieder dir vergolten.
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