Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.153. Sei du die Traube nicht, o Herz, die unterm Laube Sich birgt, damit der Dieb im Garten sie nicht raube. Gefunden freilich hat sie unterm Laub kein Dieb, Doch auch kein Sonnenstral, daher sie sauer blieb. 154. Wenn du die Nacht durchschläfst, bedarfst du keines Lichts, Doch wenn du wachen mußt, ist nöthiger dir nichts. Es ist ein Herzensfreund, der in Weltkümmernissen Dich tröstet; möchtest du dis Licht im Dunkel missen? 155. Warum ich euch soviel Sinnbildliches berichte? Weil Klein-Alltägliches nur so wird zum Gedichte. Als Sinnbild muß man es für etwas Größres fassen; Ein Großes an sich selbst darf man wie's ist nur lassen. 153. Sei du die Traube nicht, o Herz, die unterm Laube Sich birgt, damit der Dieb im Garten ſie nicht raube. Gefunden freilich hat ſie unterm Laub kein Dieb, Doch auch kein Sonnenſtral, daher ſie ſauer blieb. 154. Wenn du die Nacht durchſchlaͤfſt, bedarfſt du keines Lichts, Doch wenn du wachen mußt, iſt noͤthiger dir nichts. Es iſt ein Herzensfreund, der in Weltkuͤmmerniſſen Dich troͤſtet; moͤchteſt du dis Licht im Dunkel miſſen? 155. Warum ich euch ſoviel Sinnbildliches berichte? Weil Klein-Alltaͤgliches nur ſo wird zum Gedichte. Als Sinnbild muß man es fuͤr etwas Groͤßres faſſen; Ein Großes an ſich ſelbſt darf man wie's iſt nur laſſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0104" n="94"/> <div n="2"> <head>153.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Sei du die Traube nicht, o Herz, die unterm Laube</l><lb/> <l>Sich birgt, damit der Dieb im Garten ſie nicht raube.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Gefunden freilich hat ſie unterm Laub kein Dieb,</l><lb/> <l>Doch auch kein Sonnenſtral, daher ſie ſauer blieb.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>154.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wenn du die Nacht durchſchlaͤfſt, bedarfſt du keines Lichts,</l><lb/> <l>Doch wenn du wachen mußt, iſt noͤthiger dir nichts.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Es iſt ein Herzensfreund, der in Weltkuͤmmerniſſen</l><lb/> <l>Dich troͤſtet; moͤchteſt du dis Licht im Dunkel miſſen?</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>155.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Warum ich euch ſoviel Sinnbildliches berichte?</l><lb/> <l>Weil Klein-Alltaͤgliches nur ſo wird zum Gedichte.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Als Sinnbild muß man es fuͤr etwas Groͤßres faſſen;</l><lb/> <l>Ein Großes an ſich ſelbſt darf man wie's iſt nur laſſen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [94/0104]
153.
Sei du die Traube nicht, o Herz, die unterm Laube
Sich birgt, damit der Dieb im Garten ſie nicht raube.
Gefunden freilich hat ſie unterm Laub kein Dieb,
Doch auch kein Sonnenſtral, daher ſie ſauer blieb.
154.
Wenn du die Nacht durchſchlaͤfſt, bedarfſt du keines Lichts,
Doch wenn du wachen mußt, iſt noͤthiger dir nichts.
Es iſt ein Herzensfreund, der in Weltkuͤmmerniſſen
Dich troͤſtet; moͤchteſt du dis Licht im Dunkel miſſen?
155.
Warum ich euch ſoviel Sinnbildliches berichte?
Weil Klein-Alltaͤgliches nur ſo wird zum Gedichte.
Als Sinnbild muß man es fuͤr etwas Groͤßres faſſen;
Ein Großes an ſich ſelbſt darf man wie's iſt nur laſſen.
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