Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.7. Bezähme deinen Zorn, und lasse dem die Rache, Der besser als du selbst kann führen deine Sache. Der strenge König, der nie ein Vergehn vergeben, Erhielt, weil eines er vergab, dadurch sein Leben. Du fragst, wie dieses war? ich will es dir berichten, Wie mir es kund gethan wahrhaftige Geschichten. Der König auf der Jagd in kühnem Uebermuth Schwelgt in der Thiere jetzt wie sonst in Menschenblut. Auf einmal, wie er steht im stolzen Jägerchor, Fliegt her ein Unglückspfeil und streift sein linkes Ohr. Wie wird der rasche Grimm des Königs jetzt entlodern, Und sein vergoßnes Blut wie blut'ge Rache fodern! Allein es ist alsob der Pfeil ihm hab' ins Ohr Ein leises Wort gesagt, das seinen Grimm beschwor. 7. Bezaͤhme deinen Zorn, und laſſe dem die Rache, Der beſſer als du ſelbſt kann fuͤhren deine Sache. Der ſtrenge Koͤnig, der nie ein Vergehn vergeben, Erhielt, weil eines er vergab, dadurch ſein Leben. Du fragſt, wie dieſes war? ich will es dir berichten, Wie mir es kund gethan wahrhaftige Geſchichten. Der Koͤnig auf der Jagd in kuͤhnem Uebermuth Schwelgt in der Thiere jetzt wie ſonſt in Menſchenblut. Auf einmal, wie er ſteht im ſtolzen Jaͤgerchor, Fliegt her ein Ungluͤckspfeil und ſtreift ſein linkes Ohr. Wie wird der raſche Grimm des Koͤnigs jetzt entlodern, Und ſein vergoßnes Blut wie blut'ge Rache fodern! Allein es iſt alsob der Pfeil ihm hab' ins Ohr Ein leiſes Wort geſagt, das ſeinen Grimm beſchwor. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0097" n="87"/> <div n="2"> <head>7.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Bezaͤhme deinen Zorn, und laſſe dem die Rache,</l><lb/> <l>Der beſſer als du ſelbſt kann fuͤhren deine Sache.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Der ſtrenge Koͤnig, der nie ein Vergehn vergeben,</l><lb/> <l>Erhielt, weil eines er vergab, dadurch ſein Leben.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Du fragſt, wie dieſes war? ich will es dir berichten,</l><lb/> <l>Wie mir es kund gethan wahrhaftige Geſchichten.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Der Koͤnig auf der Jagd in kuͤhnem Uebermuth</l><lb/> <l>Schwelgt in der Thiere jetzt wie ſonſt in Menſchenblut.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Auf einmal, wie er ſteht im ſtolzen Jaͤgerchor,</l><lb/> <l>Fliegt her ein Ungluͤckspfeil und ſtreift ſein linkes Ohr.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Wie wird der raſche Grimm des Koͤnigs jetzt entlodern,</l><lb/> <l>Und ſein vergoßnes Blut wie blut'ge Rache fodern!</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Allein es iſt alsob der Pfeil ihm hab' ins Ohr</l><lb/> <l>Ein leiſes Wort geſagt, das ſeinen Grimm beſchwor.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [87/0097]
7.
Bezaͤhme deinen Zorn, und laſſe dem die Rache,
Der beſſer als du ſelbſt kann fuͤhren deine Sache.
Der ſtrenge Koͤnig, der nie ein Vergehn vergeben,
Erhielt, weil eines er vergab, dadurch ſein Leben.
Du fragſt, wie dieſes war? ich will es dir berichten,
Wie mir es kund gethan wahrhaftige Geſchichten.
Der Koͤnig auf der Jagd in kuͤhnem Uebermuth
Schwelgt in der Thiere jetzt wie ſonſt in Menſchenblut.
Auf einmal, wie er ſteht im ſtolzen Jaͤgerchor,
Fliegt her ein Ungluͤckspfeil und ſtreift ſein linkes Ohr.
Wie wird der raſche Grimm des Koͤnigs jetzt entlodern,
Und ſein vergoßnes Blut wie blut'ge Rache fodern!
Allein es iſt alsob der Pfeil ihm hab' ins Ohr
Ein leiſes Wort geſagt, das ſeinen Grimm beſchwor.
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