Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.62. O fühle: was du hast, das hast du nur empfangen; Und laß, wie dir es kam, es andern zugelangen. Sei wie der Mond, der von der Sonn' entlehnt sein Licht, Und leiht's der Erdennacht, für sich behält ers nicht. Gott ist die Sonne, die läßt ewig Licht ausgehn, Um hell die Welt, und sich hell in der Welt zu sehn. 63. Wie außer Athem, wem der Kopf brennt, kommt gelaufen Und um zu löschen sich stürzt in den Wasserhaufen; So komm' ein Lernender, deß Hirn Weltwirbelglut Umschwindelt, auch gerannt zum Brunnen kühler Flut, Zum weisen Lehrer, der ihn tief ins Wissen taucht, Durch das auf ewig ihm der Brand der Welt verraucht. Der Meister mitleidsvoll hilft treu den Kampf ihm kämpfen; Denn stets begierig ist das Wasser Glut zu dämpfen. 62. O fuͤhle: was du haſt, das haſt du nur empfangen; Und laß, wie dir es kam, es andern zugelangen. Sei wie der Mond, der von der Sonn' entlehnt ſein Licht, Und leiht's der Erdennacht, fuͤr ſich behaͤlt ers nicht. Gott iſt die Sonne, die laͤßt ewig Licht ausgehn, Um hell die Welt, und ſich hell in der Welt zu ſehn. 63. Wie außer Athem, wem der Kopf brennt, kommt gelaufen Und um zu loͤſchen ſich ſtuͤrzt in den Waſſerhaufen; So komm' ein Lernender, deß Hirn Weltwirbelglut Umſchwindelt, auch gerannt zum Brunnen kuͤhler Flut, Zum weiſen Lehrer, der ihn tief ins Wiſſen taucht, Durch das auf ewig ihm der Brand der Welt verraucht. Der Meiſter mitleidsvoll hilft treu den Kampf ihm kaͤmpfen; Denn ſtets begierig iſt das Waſſer Glut zu daͤmpfen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0062" n="52"/> <div n="2"> <head>62.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>O fuͤhle: was du haſt, das haſt du nur empfangen;</l><lb/> <l>Und laß, wie dir es kam, es andern zugelangen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Sei wie der Mond, der von der Sonn' entlehnt ſein Licht,</l><lb/> <l>Und leiht's der Erdennacht, fuͤr ſich behaͤlt ers nicht.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Gott iſt die Sonne, die laͤßt ewig Licht ausgehn,</l><lb/> <l>Um hell die Welt, und ſich hell in der Welt zu ſehn.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>63.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wie außer Athem, wem der Kopf brennt, kommt gelaufen</l><lb/> <l>Und um zu loͤſchen ſich ſtuͤrzt in den Waſſerhaufen;</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>So komm' ein Lernender, deß Hirn Weltwirbelglut</l><lb/> <l>Umſchwindelt, auch gerannt zum Brunnen kuͤhler Flut,</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Zum weiſen Lehrer, der ihn tief ins Wiſſen taucht,</l><lb/> <l>Durch das auf ewig ihm der Brand der Welt verraucht.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Der Meiſter mitleidsvoll hilft treu den Kampf ihm kaͤmpfen;</l><lb/> <l>Denn ſtets begierig iſt das Waſſer Glut zu daͤmpfen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [52/0062]
62.
O fuͤhle: was du haſt, das haſt du nur empfangen;
Und laß, wie dir es kam, es andern zugelangen.
Sei wie der Mond, der von der Sonn' entlehnt ſein Licht,
Und leiht's der Erdennacht, fuͤr ſich behaͤlt ers nicht.
Gott iſt die Sonne, die laͤßt ewig Licht ausgehn,
Um hell die Welt, und ſich hell in der Welt zu ſehn.
63.
Wie außer Athem, wem der Kopf brennt, kommt gelaufen
Und um zu loͤſchen ſich ſtuͤrzt in den Waſſerhaufen;
So komm' ein Lernender, deß Hirn Weltwirbelglut
Umſchwindelt, auch gerannt zum Brunnen kuͤhler Flut,
Zum weiſen Lehrer, der ihn tief ins Wiſſen taucht,
Durch das auf ewig ihm der Brand der Welt verraucht.
Der Meiſter mitleidsvoll hilft treu den Kampf ihm kaͤmpfen;
Denn ſtets begierig iſt das Waſſer Glut zu daͤmpfen.
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