Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.49. Wer den kennt, der allein gewirkt hat und gedacht, Wird sich nicht rühmen daß er selbst ein Werk vollbracht. Das Gute das du thust, das thut in dir der Gute, Und nur das Böse kannst du thun aus eignem Muthe. Das Bös' ist, daß du nicht gedenk des Guten bist; Was sein gedenk du thust, muß gut seyn wie er ist. 50. Zieh deine Selbheit aus, und an die Göttlichkeit! Die Selbheit ist so eng, die Göttlichkeit so weit. Sei selbst! Er selber will, daß selbst du sollest seyn, Daß du erkennest selbst, er sei dein Selbst allein. Erinnre dich daran! du hast es nur vergessen. Laß dich erinnern! stets erinnert er dich dessen. Wenn du ihn hören willst in dir, mußt du nur schweigen; So spricht er laut: Du warst, sollst seyn und bist mein eigen. 49. Wer den kennt, der allein gewirkt hat und gedacht, Wird ſich nicht ruͤhmen daß er ſelbſt ein Werk vollbracht. Das Gute das du thuſt, das thut in dir der Gute, Und nur das Boͤſe kannſt du thun aus eignem Muthe. Das Boͤſ' iſt, daß du nicht gedenk des Guten biſt; Was ſein gedenk du thuſt, muß gut ſeyn wie er iſt. 50. Zieh deine Selbheit aus, und an die Goͤttlichkeit! Die Selbheit iſt ſo eng, die Goͤttlichkeit ſo weit. Sei ſelbſt! Er ſelber will, daß ſelbſt du ſolleſt ſeyn, Daß du erkenneſt ſelbſt, er ſei dein Selbſt allein. Erinnre dich daran! du haſt es nur vergeſſen. Laß dich erinnern! ſtets erinnert er dich deſſen. Wenn du ihn hoͤren willſt in dir, mußt du nur ſchweigen; So ſpricht er laut: Du warſt, ſollſt ſeyn und biſt mein eigen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0052" n="42"/> <div n="2"> <head>49.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wer den kennt, der allein gewirkt hat und gedacht,</l><lb/> <l>Wird ſich nicht ruͤhmen daß er ſelbſt ein Werk vollbracht.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Das Gute das du thuſt, das thut in dir der Gute,</l><lb/> <l>Und nur das Boͤſe kannſt du thun aus eignem Muthe.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Das Boͤſ' iſt, daß du nicht gedenk des Guten biſt;</l><lb/> <l>Was ſein gedenk du thuſt, muß gut ſeyn wie er iſt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>50.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Zieh deine Selbheit aus, und an die Goͤttlichkeit!</l><lb/> <l>Die Selbheit iſt ſo eng, die Goͤttlichkeit ſo weit.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Sei ſelbſt! Er ſelber will, daß ſelbſt du ſolleſt ſeyn,</l><lb/> <l>Daß du erkenneſt ſelbſt, er ſei dein Selbſt allein.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Erinnre dich daran! du haſt es nur vergeſſen.</l><lb/> <l>Laß dich erinnern! ſtets erinnert er dich deſſen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Wenn du ihn hoͤren willſt in dir, mußt du nur ſchweigen;</l><lb/> <l>So ſpricht er laut: Du warſt, ſollſt ſeyn und biſt mein eigen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [42/0052]
49.
Wer den kennt, der allein gewirkt hat und gedacht,
Wird ſich nicht ruͤhmen daß er ſelbſt ein Werk vollbracht.
Das Gute das du thuſt, das thut in dir der Gute,
Und nur das Boͤſe kannſt du thun aus eignem Muthe.
Das Boͤſ' iſt, daß du nicht gedenk des Guten biſt;
Was ſein gedenk du thuſt, muß gut ſeyn wie er iſt.
50.
Zieh deine Selbheit aus, und an die Goͤttlichkeit!
Die Selbheit iſt ſo eng, die Goͤttlichkeit ſo weit.
Sei ſelbſt! Er ſelber will, daß ſelbſt du ſolleſt ſeyn,
Daß du erkenneſt ſelbſt, er ſei dein Selbſt allein.
Erinnre dich daran! du haſt es nur vergeſſen.
Laß dich erinnern! ſtets erinnert er dich deſſen.
Wenn du ihn hoͤren willſt in dir, mußt du nur ſchweigen;
So ſpricht er laut: Du warſt, ſollſt ſeyn und biſt mein eigen.
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