Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.45. Der Menschenrede werth ist nicht was Menschen thaten; Mit der Natur und Gott soll sich mein Geist berathen. Die Weisheit Indiens hat vergessen der Geschichte, Daß sie allein von Gott, Natur und Geist berichte. Und so ihr Schüler ich hab' auch, was ich besessen, Gethan und thun gesehn, mit Gott in Gott vergessen; Und weiß nur Eines noch, und weiß dis Eine ganz: Gott ist die Geistersonn' und die Natur sein Glanz. 46. Nichts hast du schlecht gemacht, auch was du machtest schlecht, Es half dir daß du nur was andres machtest recht. Du hättest nur vielleicht dem Unverstand verschweigen Das Eine sollen und allein das Andre zeigen. Man sieht den Weg dich gehn, nicht blos am Ziel dich stehn, Und immer lehrreich ist auch jenes anzusehn. 45. Der Menſchenrede werth iſt nicht was Menſchen thaten; Mit der Natur und Gott ſoll ſich mein Geiſt berathen. Die Weisheit Indiens hat vergeſſen der Geſchichte, Daß ſie allein von Gott, Natur und Geiſt berichte. Und ſo ihr Schuͤler ich hab' auch, was ich beſeſſen, Gethan und thun geſehn, mit Gott in Gott vergeſſen; Und weiß nur Eines noch, und weiß dis Eine ganz: Gott iſt die Geiſterſonn' und die Natur ſein Glanz. 46. Nichts haſt du ſchlecht gemacht, auch was du machteſt ſchlecht, Es half dir daß du nur was andres machteſt recht. Du haͤtteſt nur vielleicht dem Unverſtand verſchweigen Das Eine ſollen und allein das Andre zeigen. Man ſieht den Weg dich gehn, nicht blos am Ziel dich ſtehn, Und immer lehrreich iſt auch jenes anzuſehn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0049" n="39"/> <div n="2"> <head>45.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Der Menſchenrede werth iſt nicht was Menſchen thaten;</l><lb/> <l>Mit der Natur und Gott ſoll ſich mein Geiſt berathen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die Weisheit Indiens hat vergeſſen der Geſchichte,</l><lb/> <l>Daß ſie allein von Gott, Natur und Geiſt berichte.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Und ſo ihr Schuͤler ich hab' auch, was ich beſeſſen,</l><lb/> <l>Gethan und thun geſehn, mit Gott in Gott vergeſſen;</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Und weiß nur Eines noch, und weiß dis Eine ganz:</l><lb/> <l>Gott iſt die Geiſterſonn' und die Natur ſein Glanz.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>46.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Nichts haſt du ſchlecht gemacht, auch was du machteſt ſchlecht,</l><lb/> <l>Es half dir daß du nur was andres machteſt recht.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Du haͤtteſt nur vielleicht dem Unverſtand verſchweigen</l><lb/> <l>Das Eine ſollen und allein das Andre zeigen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Man ſieht den Weg dich gehn, nicht blos am Ziel dich ſtehn,</l><lb/> <l>Und immer lehrreich iſt auch jenes anzuſehn.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [39/0049]
45.
Der Menſchenrede werth iſt nicht was Menſchen thaten;
Mit der Natur und Gott ſoll ſich mein Geiſt berathen.
Die Weisheit Indiens hat vergeſſen der Geſchichte,
Daß ſie allein von Gott, Natur und Geiſt berichte.
Und ſo ihr Schuͤler ich hab' auch, was ich beſeſſen,
Gethan und thun geſehn, mit Gott in Gott vergeſſen;
Und weiß nur Eines noch, und weiß dis Eine ganz:
Gott iſt die Geiſterſonn' und die Natur ſein Glanz.
46.
Nichts haſt du ſchlecht gemacht, auch was du machteſt ſchlecht,
Es half dir daß du nur was andres machteſt recht.
Du haͤtteſt nur vielleicht dem Unverſtand verſchweigen
Das Eine ſollen und allein das Andre zeigen.
Man ſieht den Weg dich gehn, nicht blos am Ziel dich ſtehn,
Und immer lehrreich iſt auch jenes anzuſehn.
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