Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite
36.
Ein Weiser sprach: Ich hab' auf meines Lebens Bahn
Nie einem Menschen weh, nie einem wohl gethan.
Unweise fragten ihn: Was also thatest du?
Er sprach: Ich that nur mir, was ich fügt' andern zu.
Wohl that mir, was ich wohl gethan, und weh, was wehe;
Drum that ich keinem, was ich that daß mir's geschehe.

37.
Ein König ward gefragt, was ihm das Liebste sei
An der erlangten Macht? Er sagte: Zweierlei:
Daß ich mit Wohlthat nun die, so mein Wohl beriethen,
Und meine Feinde kann mit Großmuth überbieten.

36.
Ein Weiſer ſprach: Ich hab' auf meines Lebens Bahn
Nie einem Menſchen weh, nie einem wohl gethan.
Unweiſe fragten ihn: Was alſo thateſt du?
Er ſprach: Ich that nur mir, was ich fuͤgt' andern zu.
Wohl that mir, was ich wohl gethan, und weh, was wehe;
Drum that ich keinem, was ich that daß mir's geſchehe.

37.
Ein Koͤnig ward gefragt, was ihm das Liebſte ſei
An der erlangten Macht? Er ſagte: Zweierlei:
Daß ich mit Wohlthat nun die, ſo mein Wohl beriethen,
Und meine Feinde kann mit Großmuth uͤberbieten.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0043" n="33"/>
        <div n="2">
          <head>36.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Ein Wei&#x017F;er &#x017F;prach: Ich hab' auf meines Lebens Bahn</l><lb/>
              <l>Nie einem Men&#x017F;chen weh, nie einem wohl gethan.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Unwei&#x017F;e fragten ihn: Was al&#x017F;o thate&#x017F;t du?</l><lb/>
              <l>Er &#x017F;prach: Ich that nur mir, was ich fu&#x0364;gt' andern zu.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Wohl that mir, was ich wohl gethan, und weh, was wehe;</l><lb/>
              <l>Drum that ich keinem, was ich that daß mir's ge&#x017F;chehe.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>37.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Ein Ko&#x0364;nig ward gefragt, was ihm das Lieb&#x017F;te &#x017F;ei</l><lb/>
              <l>An der erlangten Macht? Er &#x017F;agte: Zweierlei:</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Daß ich mit Wohlthat nun die, &#x017F;o mein Wohl beriethen,</l><lb/>
              <l>Und meine Feinde kann mit Großmuth u&#x0364;berbieten.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[33/0043] 36. Ein Weiſer ſprach: Ich hab' auf meines Lebens Bahn Nie einem Menſchen weh, nie einem wohl gethan. Unweiſe fragten ihn: Was alſo thateſt du? Er ſprach: Ich that nur mir, was ich fuͤgt' andern zu. Wohl that mir, was ich wohl gethan, und weh, was wehe; Drum that ich keinem, was ich that daß mir's geſchehe. 37. Ein Koͤnig ward gefragt, was ihm das Liebſte ſei An der erlangten Macht? Er ſagte: Zweierlei: Daß ich mit Wohlthat nun die, ſo mein Wohl beriethen, Und meine Feinde kann mit Großmuth uͤberbieten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836/43
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836/43>, abgerufen am 03.12.2024.