Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite
31.
Dein Auge kann die Welt trüb' oder hell dir machen;
Wie du sie ansiehst, wird sie weinen oder lachen.
Dein äußres Auge kannst du schärfen selbst und üben;
O hüte dich vielmehr, dein inneres zu trüben!
Wenn rein dein innres schaut, das äußre mag erblinden,
Du wirst das helle Bild der Welt im Herzen finden.

32.
Der Vater mit dem Sohn ist über Feld gegangen;
Sie können nachtverirrt die Heimat nicht erlangen.
Nach jedem Felsen blickt der Sohn, nach jedem Baum,
Wegweiser ihm zu seyn im weglos dunklen Raum.
Der Vater aber blickt indessen nach den Sternen,
Alsob der Erde Weg er woll' am Himmel lernen.
31.
Dein Auge kann die Welt truͤb' oder hell dir machen;
Wie du ſie anſiehſt, wird ſie weinen oder lachen.
Dein aͤußres Auge kannſt du ſchaͤrfen ſelbſt und uͤben;
O huͤte dich vielmehr, dein inneres zu truͤben!
Wenn rein dein innres ſchaut, das aͤußre mag erblinden,
Du wirſt das helle Bild der Welt im Herzen finden.

32.
Der Vater mit dem Sohn iſt uͤber Feld gegangen;
Sie koͤnnen nachtverirrt die Heimat nicht erlangen.
Nach jedem Felſen blickt der Sohn, nach jedem Baum,
Wegweiſer ihm zu ſeyn im weglos dunklen Raum.
Der Vater aber blickt indeſſen nach den Sternen,
Alsob der Erde Weg er woll' am Himmel lernen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0039" n="29"/>
        <div n="2">
          <head>31.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Dein Auge kann die Welt tru&#x0364;b' oder hell dir machen;</l><lb/>
              <l>Wie du &#x017F;ie an&#x017F;ieh&#x017F;t, wird &#x017F;ie weinen oder lachen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Dein a&#x0364;ußres Auge kann&#x017F;t du &#x017F;cha&#x0364;rfen &#x017F;elb&#x017F;t und u&#x0364;ben;</l><lb/>
              <l>O hu&#x0364;te dich vielmehr, dein inneres zu tru&#x0364;ben!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Wenn rein dein innres &#x017F;chaut, das a&#x0364;ußre mag erblinden,</l><lb/>
              <l>Du wir&#x017F;t das helle Bild der Welt im Herzen finden.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>32.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Der Vater mit dem Sohn i&#x017F;t u&#x0364;ber Feld gegangen;</l><lb/>
              <l>Sie ko&#x0364;nnen nachtverirrt die Heimat nicht erlangen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Nach jedem Fel&#x017F;en blickt der Sohn, nach jedem Baum,</l><lb/>
              <l>Wegwei&#x017F;er ihm zu &#x017F;eyn im weglos dunklen Raum.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Der Vater aber blickt inde&#x017F;&#x017F;en nach den Sternen,</l><lb/>
              <l>Alsob der Erde Weg er woll' am Himmel lernen.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[29/0039] 31. Dein Auge kann die Welt truͤb' oder hell dir machen; Wie du ſie anſiehſt, wird ſie weinen oder lachen. Dein aͤußres Auge kannſt du ſchaͤrfen ſelbſt und uͤben; O huͤte dich vielmehr, dein inneres zu truͤben! Wenn rein dein innres ſchaut, das aͤußre mag erblinden, Du wirſt das helle Bild der Welt im Herzen finden. 32. Der Vater mit dem Sohn iſt uͤber Feld gegangen; Sie koͤnnen nachtverirrt die Heimat nicht erlangen. Nach jedem Felſen blickt der Sohn, nach jedem Baum, Wegweiſer ihm zu ſeyn im weglos dunklen Raum. Der Vater aber blickt indeſſen nach den Sternen, Alsob der Erde Weg er woll' am Himmel lernen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836/39
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836/39>, abgerufen am 21.11.2024.