Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.37. Wer hier die Nachbarn hat, die stets mit ihm zufrieden Gewesen sind, dem ist ein Platz bei Gott beschieden. Wer hier nicht Frieden kann mit seinen Nachbarn halten, Den nimmt man dort nicht auf, wo ew'ge Frieden walten. Wer Zwietracht zwischen dir und deinem Nachbar stiftet, Hat zwischen euch den Brunn, den beid' ihr trinkt, vergiftet. Wer dich nicht kränkt, ist drum kein guter Nachbar noch; Der ist es, der, von dir gekränkt, es bleibet doch. Die Ueberlieferung sagt: Wer sinnet aufs Verderben Des Nachbars, dessen Haus läßt Gott den Nachbar erben. Es heißt auch im Gebet: Bewahr' uns Gott in Gnaden Vor Nachbars Aug' und Ohr an Thor und Fensterladen. Er sieht dir durch die Wand bis in des Hauses Mitte, Und aus- und eingehn sieht er deine Tritt' und Schritte. 37. Wer hier die Nachbarn hat, die ſtets mit ihm zufrieden Geweſen ſind, dem iſt ein Platz bei Gott beſchieden. Wer hier nicht Frieden kann mit ſeinen Nachbarn halten, Den nimmt man dort nicht auf, wo ew'ge Frieden walten. Wer Zwietracht zwiſchen dir und deinem Nachbar ſtiftet, Hat zwiſchen euch den Brunn, den beid' ihr trinkt, vergiftet. Wer dich nicht kraͤnkt, iſt drum kein guter Nachbar noch; Der iſt es, der, von dir gekraͤnkt, es bleibet doch. Die Ueberlieferung ſagt: Wer ſinnet aufs Verderben Des Nachbars, deſſen Haus laͤßt Gott den Nachbar erben. Es heißt auch im Gebet: Bewahr' uns Gott in Gnaden Vor Nachbars Aug' und Ohr an Thor und Fenſterladen. Er ſieht dir durch die Wand bis in des Hauſes Mitte, Und aus- und eingehn ſieht er deine Tritt' und Schritte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0254" n="244"/> <div n="2"> <head>37.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wer hier die Nachbarn hat, die ſtets mit ihm zufrieden</l><lb/> <l>Geweſen ſind, dem iſt ein Platz bei Gott beſchieden.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wer hier nicht Frieden kann mit ſeinen Nachbarn halten,</l><lb/> <l>Den nimmt man dort nicht auf, wo ew'ge Frieden walten.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Wer Zwietracht zwiſchen dir und deinem Nachbar ſtiftet,</l><lb/> <l>Hat zwiſchen euch den Brunn, den beid' ihr trinkt, vergiftet.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Wer dich nicht kraͤnkt, iſt drum kein guter Nachbar noch;</l><lb/> <l>Der iſt es, der, von dir gekraͤnkt, es bleibet doch.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Die Ueberlieferung ſagt: Wer ſinnet aufs Verderben</l><lb/> <l>Des Nachbars, deſſen Haus laͤßt Gott den Nachbar erben.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Es heißt auch im Gebet: Bewahr' uns Gott in Gnaden</l><lb/> <l>Vor Nachbars Aug' und Ohr an Thor und Fenſterladen.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Er ſieht dir durch die Wand bis in des Hauſes Mitte,</l><lb/> <l>Und aus- und eingehn ſieht er deine Tritt' und Schritte.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [244/0254]
37.
Wer hier die Nachbarn hat, die ſtets mit ihm zufrieden
Geweſen ſind, dem iſt ein Platz bei Gott beſchieden.
Wer hier nicht Frieden kann mit ſeinen Nachbarn halten,
Den nimmt man dort nicht auf, wo ew'ge Frieden walten.
Wer Zwietracht zwiſchen dir und deinem Nachbar ſtiftet,
Hat zwiſchen euch den Brunn, den beid' ihr trinkt, vergiftet.
Wer dich nicht kraͤnkt, iſt drum kein guter Nachbar noch;
Der iſt es, der, von dir gekraͤnkt, es bleibet doch.
Die Ueberlieferung ſagt: Wer ſinnet aufs Verderben
Des Nachbars, deſſen Haus laͤßt Gott den Nachbar erben.
Es heißt auch im Gebet: Bewahr' uns Gott in Gnaden
Vor Nachbars Aug' und Ohr an Thor und Fenſterladen.
Er ſieht dir durch die Wand bis in des Hauſes Mitte,
Und aus- und eingehn ſieht er deine Tritt' und Schritte.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836/254>, abgerufen am 04.07.2024. |