Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.14. Wenn es dir übel geht, nimm es für gut nur immer; Wenn du es übel nimmst, so geht es dir noch schlimmer. Und wenn der Freund dich kränkt, verzeih's ihm, und versteh: Es ist ihm selbst nicht wohl, sonst thät' er dir nicht weh. Und kränkt die Liebe dich, sei dir's zur Lieb' ein Sporn; Daß du die Rose hast, das merkst du erst am Dorn. 15. Zwei Spiegel sind, worin sich selber schaut mit Wonne Die hohe Himmels- und die höchste Geistersonne: Ein Spiegel ist das Meer, von keinem Sturm empört, Ein andrer das Gemüth, von keinem Drang verstört. 14. Wenn es dir uͤbel geht, nimm es fuͤr gut nur immer; Wenn du es uͤbel nimmſt, ſo geht es dir noch ſchlimmer. Und wenn der Freund dich kraͤnkt, verzeih's ihm, und verſteh: Es iſt ihm ſelbſt nicht wohl, ſonſt thaͤt' er dir nicht weh. Und kraͤnkt die Liebe dich, ſei dir's zur Lieb' ein Sporn; Daß du die Roſe haſt, das merkſt du erſt am Dorn. 15. Zwei Spiegel ſind, worin ſich ſelber ſchaut mit Wonne Die hohe Himmels- und die hoͤchſte Geiſterſonne: Ein Spiegel iſt das Meer, von keinem Sturm empoͤrt, Ein andrer das Gemuͤth, von keinem Drang verſtoͤrt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0025" n="15"/> <div n="2"> <head>14.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wenn es dir uͤbel geht, nimm es fuͤr gut nur immer;</l><lb/> <l>Wenn du es uͤbel nimmſt, ſo geht es dir noch ſchlimmer.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Und wenn der Freund dich kraͤnkt, verzeih's ihm, und verſteh:</l><lb/> <l>Es iſt ihm ſelbſt nicht wohl, ſonſt thaͤt' er dir nicht weh.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Und kraͤnkt die Liebe dich, ſei dir's zur Lieb' ein Sporn;</l><lb/> <l>Daß du die Roſe haſt, das merkſt du erſt am Dorn.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>15.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Zwei Spiegel ſind, worin ſich ſelber ſchaut mit Wonne</l><lb/> <l>Die hohe Himmels- und die hoͤchſte Geiſterſonne:</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ein Spiegel iſt das Meer, von keinem Sturm empoͤrt,</l><lb/> <l>Ein andrer das Gemuͤth, von keinem Drang verſtoͤrt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [15/0025]
14.
Wenn es dir uͤbel geht, nimm es fuͤr gut nur immer;
Wenn du es uͤbel nimmſt, ſo geht es dir noch ſchlimmer.
Und wenn der Freund dich kraͤnkt, verzeih's ihm, und verſteh:
Es iſt ihm ſelbſt nicht wohl, ſonſt thaͤt' er dir nicht weh.
Und kraͤnkt die Liebe dich, ſei dir's zur Lieb' ein Sporn;
Daß du die Roſe haſt, das merkſt du erſt am Dorn.
15.
Zwei Spiegel ſind, worin ſich ſelber ſchaut mit Wonne
Die hohe Himmels- und die hoͤchſte Geiſterſonne:
Ein Spiegel iſt das Meer, von keinem Sturm empoͤrt,
Ein andrer das Gemuͤth, von keinem Drang verſtoͤrt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836/25 |
Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836/25>, abgerufen am 04.07.2024. |