Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.32. Nordöstlich im Gebirg liegt eine feste Stadt, Worin ein eignes Volk sich angesiedelt hat. Die glauben, daß ein Heil zukünftig sei den Frommen, Und hoffen jeden Tag, der Heiland werde kommen. Beim ersten Morgenstral besteigen sie das Roß, In vollem Waffenschmuck, und reiten aus dem Schloß. Entgegen reiten sie dem Kommenden mit Prangen, Alsob sie seines Nahns Eilboten schon empfangen, Alsob auf heute sei die Ankunft angesagt. Und wenn nun, ohne daß er kommt, die Sonne tagt, So reiten sie zurück, mit Trauer in den Mienen, Und Klag' im Mund: Er ist heut wieder nicht erschienen. 32. Nordoͤſtlich im Gebirg liegt eine feſte Stadt, Worin ein eignes Volk ſich angeſiedelt hat. Die glauben, daß ein Heil zukuͤnftig ſei den Frommen, Und hoffen jeden Tag, der Heiland werde kommen. Beim erſten Morgenſtral beſteigen ſie das Roß, In vollem Waffenſchmuck, und reiten aus dem Schloß. Entgegen reiten ſie dem Kommenden mit Prangen, Alsob ſie ſeines Nahns Eilboten ſchon empfangen, Alsob auf heute ſei die Ankunft angeſagt. Und wenn nun, ohne daß er kommt, die Sonne tagt, So reiten ſie zuruͤck, mit Trauer in den Mienen, Und Klag' im Mund: Er iſt heut wieder nicht erſchienen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0246" n="236"/> <div n="2"> <head>32.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Nordoͤſtlich im Gebirg liegt eine feſte Stadt,</l><lb/> <l>Worin ein eignes Volk ſich angeſiedelt hat.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die glauben, daß ein Heil zukuͤnftig ſei den Frommen,</l><lb/> <l>Und hoffen jeden Tag, der Heiland werde kommen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Beim erſten Morgenſtral beſteigen ſie das Roß,</l><lb/> <l>In vollem Waffenſchmuck, und reiten aus dem Schloß.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Entgegen reiten ſie dem Kommenden mit Prangen,</l><lb/> <l>Alsob ſie ſeines Nahns Eilboten ſchon empfangen,</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Alsob auf heute ſei die Ankunft angeſagt.</l><lb/> <l>Und wenn nun, ohne daß er kommt, die Sonne tagt,</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>So reiten ſie zuruͤck, mit Trauer in den Mienen,</l><lb/> <l>Und Klag' im Mund: Er iſt heut wieder nicht erſchienen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [236/0246]
32.
Nordoͤſtlich im Gebirg liegt eine feſte Stadt,
Worin ein eignes Volk ſich angeſiedelt hat.
Die glauben, daß ein Heil zukuͤnftig ſei den Frommen,
Und hoffen jeden Tag, der Heiland werde kommen.
Beim erſten Morgenſtral beſteigen ſie das Roß,
In vollem Waffenſchmuck, und reiten aus dem Schloß.
Entgegen reiten ſie dem Kommenden mit Prangen,
Alsob ſie ſeines Nahns Eilboten ſchon empfangen,
Alsob auf heute ſei die Ankunft angeſagt.
Und wenn nun, ohne daß er kommt, die Sonne tagt,
So reiten ſie zuruͤck, mit Trauer in den Mienen,
Und Klag' im Mund: Er iſt heut wieder nicht erſchienen.
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