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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.

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7.
Der edle König kam an seinem Siegestag
Zur prächt'gen Gruft, in der sein Widersacher lag.
Da sprachen sie: Es ist nach unsres Königs Siege
Nicht Recht, daß so geehrt sein ärgster Todfeind liege.
Ausgraben soll man ihn und nebenaus ihn legen.
Der König aber sprach: Es soll ihn Niemand regen.
Im Todfeind gegen uns war Tod und Feind verbunden;
Nun hat der Tod den Feind, den Tod der Feind gefunden.
Laßt ihn nur liegen so! Was könnt' ich bessers haben,
Als läge jeder Feind so prächtig mir begraben!

7.
Der edle Koͤnig kam an ſeinem Siegestag
Zur praͤcht'gen Gruft, in der ſein Widerſacher lag.
Da ſprachen ſie: Es iſt nach unſres Koͤnigs Siege
Nicht Recht, daß ſo geehrt ſein aͤrgſter Todfeind liege.
Ausgraben ſoll man ihn und nebenaus ihn legen.
Der Koͤnig aber ſprach: Es ſoll ihn Niemand regen.
Im Todfeind gegen uns war Tod und Feind verbunden;
Nun hat der Tod den Feind, den Tod der Feind gefunden.
Laßt ihn nur liegen ſo! Was koͤnnt' ich beſſers haben,
Als laͤge jeder Feind ſo praͤchtig mir begraben!

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[214/0224] 7. Der edle Koͤnig kam an ſeinem Siegestag Zur praͤcht'gen Gruft, in der ſein Widerſacher lag. Da ſprachen ſie: Es iſt nach unſres Koͤnigs Siege Nicht Recht, daß ſo geehrt ſein aͤrgſter Todfeind liege. Ausgraben ſoll man ihn und nebenaus ihn legen. Der Koͤnig aber ſprach: Es ſoll ihn Niemand regen. Im Todfeind gegen uns war Tod und Feind verbunden; Nun hat der Tod den Feind, den Tod der Feind gefunden. Laßt ihn nur liegen ſo! Was koͤnnt' ich beſſers haben, Als laͤge jeder Feind ſo praͤchtig mir begraben!

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836/224>, abgerufen am 21.11.2024.