Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.11. Aus Finsternis zum Licht steigt eine Stufenleiter, Die dunkel ist am Fuß und an der Spitze heiter. Im Schatten siehst du nicht, wie hoch die Leiter du Aufklommest, doch du klimmst zum Licht auf, klimm nur zu! Wenn du im Licht erkennst, wie aus dem Licht erstanden Nothwend'ge Finsternis, dann ist die Welt verstanden. War Finsternis einst Licht, so wird sie Licht einst seyn, Wann das Entsprungne geht in seinen Ursprung ein. Jedweder Sieg des Lichts im schwachen Geist vollbracht, Weissagt den ew'gen Sieg der lichten Geistermacht. Ihn profezeit die Sonn' an jedem Tage tagend, Mit einem Stral von Licht ein Heer von Schatten schlagend. Am Abend wird sie roth vor Scham daß sie erlag, Und träumt die Nacht hindurch vom großen ew'gen Tag. 11. Aus Finſternis zum Licht ſteigt eine Stufenleiter, Die dunkel iſt am Fuß und an der Spitze heiter. Im Schatten ſiehſt du nicht, wie hoch die Leiter du Aufklommeſt, doch du klimmſt zum Licht auf, klimm nur zu! Wenn du im Licht erkennſt, wie aus dem Licht erſtanden Nothwend'ge Finſternis, dann iſt die Welt verſtanden. War Finſternis einſt Licht, ſo wird ſie Licht einſt ſeyn, Wann das Entſprungne geht in ſeinen Urſprung ein. Jedweder Sieg des Lichts im ſchwachen Geiſt vollbracht, Weiſſagt den ew'gen Sieg der lichten Geiſtermacht. Ihn profezeit die Sonn' an jedem Tage tagend, Mit einem Stral von Licht ein Heer von Schatten ſchlagend. Am Abend wird ſie roth vor Scham daß ſie erlag, Und traͤumt die Nacht hindurch vom großen ew'gen Tag. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0022" n="12"/> <div n="2"> <head>11.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Aus Finſternis zum Licht ſteigt eine Stufenleiter,</l><lb/> <l>Die dunkel iſt am Fuß und an der Spitze heiter.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Im Schatten ſiehſt du nicht, wie hoch die Leiter du</l><lb/> <l>Aufklommeſt, doch du klimmſt zum Licht auf, klimm nur zu!</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Wenn du im Licht erkennſt, wie aus dem Licht erſtanden</l><lb/> <l>Nothwend'ge Finſternis, dann iſt die Welt verſtanden.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>War Finſternis einſt Licht, ſo wird ſie Licht einſt ſeyn,</l><lb/> <l>Wann das Entſprungne geht in ſeinen Urſprung ein.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Jedweder Sieg des Lichts im ſchwachen Geiſt vollbracht,</l><lb/> <l>Weiſſagt den ew'gen Sieg der lichten Geiſtermacht.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Ihn profezeit die Sonn' an jedem Tage tagend,</l><lb/> <l>Mit einem Stral von Licht ein Heer von Schatten ſchlagend.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Am Abend wird ſie roth vor Scham daß ſie erlag,</l><lb/> <l>Und traͤumt die Nacht hindurch vom großen ew'gen Tag.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [12/0022]
11.
Aus Finſternis zum Licht ſteigt eine Stufenleiter,
Die dunkel iſt am Fuß und an der Spitze heiter.
Im Schatten ſiehſt du nicht, wie hoch die Leiter du
Aufklommeſt, doch du klimmſt zum Licht auf, klimm nur zu!
Wenn du im Licht erkennſt, wie aus dem Licht erſtanden
Nothwend'ge Finſternis, dann iſt die Welt verſtanden.
War Finſternis einſt Licht, ſo wird ſie Licht einſt ſeyn,
Wann das Entſprungne geht in ſeinen Urſprung ein.
Jedweder Sieg des Lichts im ſchwachen Geiſt vollbracht,
Weiſſagt den ew'gen Sieg der lichten Geiſtermacht.
Ihn profezeit die Sonn' an jedem Tage tagend,
Mit einem Stral von Licht ein Heer von Schatten ſchlagend.
Am Abend wird ſie roth vor Scham daß ſie erlag,
Und traͤumt die Nacht hindurch vom großen ew'gen Tag.
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