Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.82. Dem, was ich fürchte, wag' ich Namen nicht zu geben, Aus Furcht, daß erst dadurch es treten möcht' ins Leben. Ich wage, was ich hoff', auch nicht bestimmt zu nennen, Aus Furcht, es möcht' ein Hauch das luft'ge Bildnis trennen. Es sei, so was ich hoff', als was ich fürchte, still Dahin gestellt, wie Gott es senden, wenden will. 83. Rings um mich her im Haus ein stillgeschäftig Regen Ist meinen sinnenden Gedanken nicht entgegen. Behaglich fühlt sich drin der kleine Schöpfer Geist, Dem großen gleich, um den der Schöpfung Einklang kreist. Doch ein Geschrei zerreißt den leichten Schöpferwahn, Und um die Harmonie der Sfären ists gethan. 82. Dem, was ich fuͤrchte, wag' ich Namen nicht zu geben, Aus Furcht, daß erſt dadurch es treten moͤcht' ins Leben. Ich wage, was ich hoff', auch nicht beſtimmt zu nennen, Aus Furcht, es moͤcht' ein Hauch das luft'ge Bildnis trennen. Es ſei, ſo was ich hoff', als was ich fuͤrchte, ſtill Dahin geſtellt, wie Gott es ſenden, wenden will. 83. Rings um mich her im Haus ein ſtillgeſchaͤftig Regen Iſt meinen ſinnenden Gedanken nicht entgegen. Behaglich fuͤhlt ſich drin der kleine Schoͤpfer Geiſt, Dem großen gleich, um den der Schoͤpfung Einklang kreiſt. Doch ein Geſchrei zerreißt den leichten Schoͤpferwahn, Und um die Harmonie der Sfaͤren iſts gethan. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0202" n="192"/> <div n="2"> <head>82.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Dem, was ich fuͤrchte, wag' ich Namen nicht zu geben,</l><lb/> <l>Aus Furcht, daß erſt dadurch es treten moͤcht' ins Leben.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ich wage, was ich hoff', auch nicht beſtimmt zu nennen,</l><lb/> <l>Aus Furcht, es moͤcht' ein Hauch das luft'ge Bildnis trennen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Es ſei, ſo was ich hoff', als was ich fuͤrchte, ſtill</l><lb/> <l>Dahin geſtellt, wie Gott es ſenden, wenden will.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>83.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Rings um mich her im Haus ein ſtillgeſchaͤftig Regen</l><lb/> <l>Iſt meinen ſinnenden Gedanken nicht entgegen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Behaglich fuͤhlt ſich drin der kleine Schoͤpfer Geiſt,</l><lb/> <l>Dem großen gleich, um den der Schoͤpfung Einklang kreiſt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Doch ein Geſchrei zerreißt den leichten Schoͤpferwahn,</l><lb/> <l>Und um die Harmonie der Sfaͤren iſts gethan.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [192/0202]
82.
Dem, was ich fuͤrchte, wag' ich Namen nicht zu geben,
Aus Furcht, daß erſt dadurch es treten moͤcht' ins Leben.
Ich wage, was ich hoff', auch nicht beſtimmt zu nennen,
Aus Furcht, es moͤcht' ein Hauch das luft'ge Bildnis trennen.
Es ſei, ſo was ich hoff', als was ich fuͤrchte, ſtill
Dahin geſtellt, wie Gott es ſenden, wenden will.
83.
Rings um mich her im Haus ein ſtillgeſchaͤftig Regen
Iſt meinen ſinnenden Gedanken nicht entgegen.
Behaglich fuͤhlt ſich drin der kleine Schoͤpfer Geiſt,
Dem großen gleich, um den der Schoͤpfung Einklang kreiſt.
Doch ein Geſchrei zerreißt den leichten Schoͤpferwahn,
Und um die Harmonie der Sfaͤren iſts gethan.
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