Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.60. Wenn es dir nicht bequem, behaglich ist und gut, In unbemerktem Fall rinnt deines Daseyns Flut; So scheuest du dich wol das Kleinste zu verrücken An des Gewohnten auch bedeutunglosen Stücken, Aus Furcht, zu rühren an verborgnen Talisman, Durch deß Zertrümmerung dein Glück zertrümmern kann. 61. Nie such' ich in der Nacht den Schlummer auf den Pfühlen, Ohn' erst mein liebstes Kind mit Händen anzufühlen. Und wenn ich ihm befühlt die Hand und das Gesicht Im Dunkeln, ists genug, zu sehen brauch' ichs nicht. Zwar weiß ich wohl, nicht wird ihm die Berührung nützen, Wenn bessre Mächte nicht die Nacht-durch es beschützen. 60. Wenn es dir nicht bequem, behaglich iſt und gut, In unbemerktem Fall rinnt deines Daſeyns Flut; So ſcheueſt du dich wol das Kleinſte zu verruͤcken An des Gewohnten auch bedeutungloſen Stuͤcken, Aus Furcht, zu ruͤhren an verborgnen Talisman, Durch deß Zertruͤmmerung dein Gluͤck zertruͤmmern kann. 61. Nie ſuch' ich in der Nacht den Schlummer auf den Pfuͤhlen, Ohn' erſt mein liebſtes Kind mit Haͤnden anzufuͤhlen. Und wenn ich ihm befuͤhlt die Hand und das Geſicht Im Dunkeln, iſts genug, zu ſehen brauch' ichs nicht. Zwar weiß ich wohl, nicht wird ihm die Beruͤhrung nuͤtzen, Wenn beſſre Maͤchte nicht die Nacht-durch es beſchuͤtzen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0188" n="178"/> <div n="2"> <head>60.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wenn es dir nicht bequem, behaglich iſt und gut,</l><lb/> <l>In unbemerktem Fall rinnt deines Daſeyns Flut;</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>So ſcheueſt du dich wol das Kleinſte zu verruͤcken</l><lb/> <l>An des Gewohnten auch bedeutungloſen Stuͤcken,</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Aus Furcht, zu ruͤhren an verborgnen Talisman,</l><lb/> <l>Durch deß Zertruͤmmerung dein Gluͤck zertruͤmmern kann.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>61.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Nie ſuch' ich in der Nacht den Schlummer auf den Pfuͤhlen,</l><lb/> <l>Ohn' erſt mein liebſtes Kind mit Haͤnden anzufuͤhlen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Und wenn ich ihm befuͤhlt die Hand und das Geſicht</l><lb/> <l>Im Dunkeln, iſts genug, zu ſehen brauch' ichs nicht.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Zwar weiß ich wohl, nicht wird ihm die Beruͤhrung nuͤtzen,</l><lb/> <l>Wenn beſſre Maͤchte nicht die Nacht-durch es beſchuͤtzen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [178/0188]
60.
Wenn es dir nicht bequem, behaglich iſt und gut,
In unbemerktem Fall rinnt deines Daſeyns Flut;
So ſcheueſt du dich wol das Kleinſte zu verruͤcken
An des Gewohnten auch bedeutungloſen Stuͤcken,
Aus Furcht, zu ruͤhren an verborgnen Talisman,
Durch deß Zertruͤmmerung dein Gluͤck zertruͤmmern kann.
61.
Nie ſuch' ich in der Nacht den Schlummer auf den Pfuͤhlen,
Ohn' erſt mein liebſtes Kind mit Haͤnden anzufuͤhlen.
Und wenn ich ihm befuͤhlt die Hand und das Geſicht
Im Dunkeln, iſts genug, zu ſehen brauch' ichs nicht.
Zwar weiß ich wohl, nicht wird ihm die Beruͤhrung nuͤtzen,
Wenn beſſre Maͤchte nicht die Nacht-durch es beſchuͤtzen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836/188 |
Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836/188>, abgerufen am 04.07.2024. |