Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.43. Wenn eine Uhr du hast, mußt du doch jedes Nu Darnach nicht sehn, viel Zeit damit versäumtest du. Thu dein Geschäfte nur mit Lust und aus dem Grunde, Und frage nicht, ob es grad aufgeht mit der Stunde. Laß andre von der Zeit gar raschem Laufe sprechen, Ihr rennen nach und vor, um sich den Hals zu brechen. Und bliebst du auch zurück, merkst du's nach einer Frist, Und holst die Zeit schon ein, wenn an der Zeit es ist. Genug, wenn du nur mit fortkommst in Bausch und Bogen, Wenn du im Strome schwimmst, und zählest nicht die Wogen. Den Zeitungsschreibern und Zeitschreibern laß die Lust, Genau zu merken, was nun an der Zeit ist just. Dir aber wo die Uhr die Zeit nicht sagt, da sage Sie dir der Sterne Stand Nachts und der Sonn' am Tage. 43. Wenn eine Uhr du haſt, mußt du doch jedes Nu Darnach nicht ſehn, viel Zeit damit verſaͤumteſt du. Thu dein Geſchaͤfte nur mit Luſt und aus dem Grunde, Und frage nicht, ob es grad aufgeht mit der Stunde. Laß andre von der Zeit gar raſchem Laufe ſprechen, Ihr rennen nach und vor, um ſich den Hals zu brechen. Und bliebſt du auch zuruͤck, merkſt du's nach einer Friſt, Und holſt die Zeit ſchon ein, wenn an der Zeit es iſt. Genug, wenn du nur mit fortkommſt in Bauſch und Bogen, Wenn du im Strome ſchwimmſt, und zaͤhleſt nicht die Wogen. Den Zeitungsſchreibern und Zeitſchreibern laß die Luſt, Genau zu merken, was nun an der Zeit iſt juſt. Dir aber wo die Uhr die Zeit nicht ſagt, da ſage Sie dir der Sterne Stand Nachts und der Sonn' am Tage. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0172" n="162"/> <div n="2"> <head>43.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wenn eine Uhr du haſt, mußt du doch jedes Nu</l><lb/> <l>Darnach nicht ſehn, viel Zeit damit verſaͤumteſt du.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Thu dein Geſchaͤfte nur mit Luſt und aus dem Grunde,</l><lb/> <l>Und frage nicht, ob es grad aufgeht mit der Stunde.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Laß andre von der Zeit gar raſchem Laufe ſprechen,</l><lb/> <l>Ihr rennen nach und vor, um ſich den Hals zu brechen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Und bliebſt du auch zuruͤck, merkſt du's nach einer Friſt,</l><lb/> <l>Und holſt die Zeit ſchon ein, wenn an der Zeit es iſt.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Genug, wenn du nur mit fortkommſt in Bauſch und Bogen,</l><lb/> <l>Wenn du im Strome ſchwimmſt, und zaͤhleſt nicht die Wogen.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Den Zeitungsſchreibern und Zeitſchreibern laß die Luſt,</l><lb/> <l>Genau zu merken, was nun an der Zeit iſt juſt.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Dir aber wo die Uhr die Zeit nicht ſagt, da ſage</l><lb/> <l>Sie dir der Sterne Stand Nachts und der Sonn' am Tage.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [162/0172]
43.
Wenn eine Uhr du haſt, mußt du doch jedes Nu
Darnach nicht ſehn, viel Zeit damit verſaͤumteſt du.
Thu dein Geſchaͤfte nur mit Luſt und aus dem Grunde,
Und frage nicht, ob es grad aufgeht mit der Stunde.
Laß andre von der Zeit gar raſchem Laufe ſprechen,
Ihr rennen nach und vor, um ſich den Hals zu brechen.
Und bliebſt du auch zuruͤck, merkſt du's nach einer Friſt,
Und holſt die Zeit ſchon ein, wenn an der Zeit es iſt.
Genug, wenn du nur mit fortkommſt in Bauſch und Bogen,
Wenn du im Strome ſchwimmſt, und zaͤhleſt nicht die Wogen.
Den Zeitungsſchreibern und Zeitſchreibern laß die Luſt,
Genau zu merken, was nun an der Zeit iſt juſt.
Dir aber wo die Uhr die Zeit nicht ſagt, da ſage
Sie dir der Sterne Stand Nachts und der Sonn' am Tage.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |