Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.31. Ich hatte von der Zeit mich nebenaus gerettet, Vor ihren Stürmen in ein Ruhthal mich gebettet. Da richtet' ich mich ein, bequem für mich zu hausen, Und ließ die tolle Zeit indessen weiter brausen. Ich dacht' ich sei zurück, und weit sei mir die Zeit Voraus, da sah ich daß sie selbst zurück sei weit. Was ist das hinter ihr, vor dem sie nimmt die Flucht; Und was das außer ihr, nach dem sie ewig sucht? 32. Du sondre stolz und kalt dich nicht von der Gemeine Der Betenden, weil du so gut es kannst alleine. Zwar Gott ist überall, und nie wird in der Schaar Ihn finden, wem er nicht bereits im Herzen war. Doch wo der Scheiter viel in einer Flamme brennen, Wird das Gefühl es an vermehrter Glut erkennen. 31. Ich hatte von der Zeit mich nebenaus gerettet, Vor ihren Stuͤrmen in ein Ruhthal mich gebettet. Da richtet' ich mich ein, bequem fuͤr mich zu hauſen, Und ließ die tolle Zeit indeſſen weiter brauſen. Ich dacht' ich ſei zuruͤck, und weit ſei mir die Zeit Voraus, da ſah ich daß ſie ſelbſt zuruͤck ſei weit. Was iſt das hinter ihr, vor dem ſie nimmt die Flucht; Und was das außer ihr, nach dem ſie ewig ſucht? 32. Du ſondre ſtolz und kalt dich nicht von der Gemeine Der Betenden, weil du ſo gut es kannſt alleine. Zwar Gott iſt uͤberall, und nie wird in der Schaar Ihn finden, wem er nicht bereits im Herzen war. Doch wo der Scheiter viel in einer Flamme brennen, Wird das Gefuͤhl es an vermehrter Glut erkennen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0163" n="153"/> <div n="2"> <head>31.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ich hatte von der Zeit mich nebenaus gerettet,</l><lb/> <l>Vor ihren Stuͤrmen in ein Ruhthal mich gebettet.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Da richtet' ich mich ein, bequem fuͤr mich zu hauſen,</l><lb/> <l>Und ließ die tolle Zeit indeſſen weiter brauſen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ich dacht' ich ſei zuruͤck, und weit ſei mir die Zeit</l><lb/> <l>Voraus, da ſah ich daß ſie ſelbſt zuruͤck ſei weit.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Was iſt das hinter ihr, vor dem ſie nimmt die Flucht;</l><lb/> <l>Und was das außer ihr, nach dem ſie ewig ſucht?</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>32.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Du ſondre ſtolz und kalt dich nicht von der Gemeine</l><lb/> <l>Der Betenden, weil du ſo gut es kannſt alleine.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Zwar Gott iſt uͤberall, und nie wird in der Schaar</l><lb/> <l>Ihn finden, wem er nicht bereits im Herzen war.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Doch wo der Scheiter viel in einer Flamme brennen,</l><lb/> <l>Wird das Gefuͤhl es an vermehrter Glut erkennen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [153/0163]
31.
Ich hatte von der Zeit mich nebenaus gerettet,
Vor ihren Stuͤrmen in ein Ruhthal mich gebettet.
Da richtet' ich mich ein, bequem fuͤr mich zu hauſen,
Und ließ die tolle Zeit indeſſen weiter brauſen.
Ich dacht' ich ſei zuruͤck, und weit ſei mir die Zeit
Voraus, da ſah ich daß ſie ſelbſt zuruͤck ſei weit.
Was iſt das hinter ihr, vor dem ſie nimmt die Flucht;
Und was das außer ihr, nach dem ſie ewig ſucht?
32.
Du ſondre ſtolz und kalt dich nicht von der Gemeine
Der Betenden, weil du ſo gut es kannſt alleine.
Zwar Gott iſt uͤberall, und nie wird in der Schaar
Ihn finden, wem er nicht bereits im Herzen war.
Doch wo der Scheiter viel in einer Flamme brennen,
Wird das Gefuͤhl es an vermehrter Glut erkennen.
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