Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.27. Wenn du den Muth verlierst, verlierest du die Kraft Zu wirken, und dein Werk verkümmert krüppelhaft. Wenn der gesunkne Muth auf einmal wieder steigt, Zu wilden Ranken ist alsbald der Trieb geneigt. Drum bitte täglich Gott, daß er dich, streng wie gütig, Nie muthlos lasse seyn, noch werden übermüthig. 28. Zu werden das was du nicht bist, das was du werden Sollst, was du werden kannst, ist eng der Raum auf Erden. Es ist Unendliches, darum aus dieser Zeit Dehnt es hinüber sich in die Unendlichkeit. Getrost! was du hier thust, das nimmst du mit von hinnen; Und was vollendet dort will seyn, muß hier beginnen. 27. Wenn du den Muth verlierſt, verliereſt du die Kraft Zu wirken, und dein Werk verkuͤmmert kruͤppelhaft. Wenn der geſunkne Muth auf einmal wieder ſteigt, Zu wilden Ranken iſt alsbald der Trieb geneigt. Drum bitte taͤglich Gott, daß er dich, ſtreng wie guͤtig, Nie muthlos laſſe ſeyn, noch werden uͤbermuͤthig. 28. Zu werden das was du nicht biſt, das was du werden Sollſt, was du werden kannſt, iſt eng der Raum auf Erden. Es iſt Unendliches, darum aus dieſer Zeit Dehnt es hinuͤber ſich in die Unendlichkeit. Getroſt! was du hier thuſt, das nimmſt du mit von hinnen; Und was vollendet dort will ſeyn, muß hier beginnen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0161" n="151"/> <div n="2"> <head>27.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wenn du den Muth verlierſt, verliereſt du die Kraft</l><lb/> <l>Zu wirken, und dein Werk verkuͤmmert kruͤppelhaft.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wenn der geſunkne Muth auf einmal wieder ſteigt,</l><lb/> <l>Zu wilden Ranken iſt alsbald der Trieb geneigt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Drum bitte taͤglich Gott, daß er dich, ſtreng wie guͤtig,</l><lb/> <l>Nie muthlos laſſe ſeyn, noch werden uͤbermuͤthig.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>28.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Zu werden das was du nicht biſt, das was du werden</l><lb/> <l>Sollſt, was du werden kannſt, iſt eng der Raum auf Erden.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Es iſt Unendliches, darum aus dieſer Zeit</l><lb/> <l>Dehnt es hinuͤber ſich in die Unendlichkeit.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Getroſt! was du hier thuſt, das nimmſt du mit von hinnen;</l><lb/> <l>Und was vollendet dort will ſeyn, muß hier beginnen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [151/0161]
27.
Wenn du den Muth verlierſt, verliereſt du die Kraft
Zu wirken, und dein Werk verkuͤmmert kruͤppelhaft.
Wenn der geſunkne Muth auf einmal wieder ſteigt,
Zu wilden Ranken iſt alsbald der Trieb geneigt.
Drum bitte taͤglich Gott, daß er dich, ſtreng wie guͤtig,
Nie muthlos laſſe ſeyn, noch werden uͤbermuͤthig.
28.
Zu werden das was du nicht biſt, das was du werden
Sollſt, was du werden kannſt, iſt eng der Raum auf Erden.
Es iſt Unendliches, darum aus dieſer Zeit
Dehnt es hinuͤber ſich in die Unendlichkeit.
Getroſt! was du hier thuſt, das nimmſt du mit von hinnen;
Und was vollendet dort will ſeyn, muß hier beginnen.
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