menheit direct hervorzubringen, direct auszuge- stalten vermögen.
Aber woher sind diese wunderbaren Eigenschaf- ten? E. Du Bois-Reymond hat sich schon vor Jahren diese Frage gestellt, denn er sagt1): "Auch die Fähigkeit der Organismen, durch Uebung sich zu vervollkommnen, scheint mir mit Rücksicht auf die natürliche Zuchtwahl noch nicht hinreichend Beachtung gefunden zu haben."
Führt diese Fähigkeit nicht die Teleologie und damit den glücklich durch Darwin beseitigten Dua- lismus wieder ein? Die Antwort auf diese Fragen werden die nächsten Kapitel zu geben versuchen.
B. Erblichkeit der Wirkungen der functionellen Anpassung.
1. Thatsächliches.
Die individuelle Wirkungsgrösse der functionellen Anpas- sung, die Anpassungsbreite, ist bekanntlich eine beschränkte. Jedes Individuum kann sich durch eigenen Fleiss blos bis zu einer gewissen Stufe erheben, betreffe es nun die Erwerbung körperlicher Geschicklichkeiten oder geistige Vervollkommnung. Diese für das Individuum sehr vortheilhaften Veränderungen würden aber für die Entwicklung und Vervollkommnung des ganzen Thierreiches durchaus nutzlos gewesen sein, wenn sie nicht vererbbar, auf die Nachkommen übertragbar wären und wenn sie nicht letztere damit von vornherein auf eine höhere Stufe zu stellen vermöchten, von welcher sie wiederum weiter schreitend mit Hülfe der individuellen Anpassung sich zu noch höherer Vollkommenheit emporarbeiten könnten.
Von dem Grade der Vererbung dieser erworbenen, zweck- mässigen Eigenschaften würde die Geschwindigkeit des auf
1) Darwin versus Galiani. 1876. p. 20.
I. Die functionelle Anpassung.
menheit direct hervorzubringen, direct auszuge- stalten vermögen.
Aber woher sind diese wunderbaren Eigenschaf- ten? E. Du Bois-Reymond hat sich schon vor Jahren diese Frage gestellt, denn er sagt1): »Auch die Fähigkeit der Organismen, durch Uebung sich zu vervollkommnen, scheint mir mit Rücksicht auf die natürliche Zuchtwahl noch nicht hinreichend Beachtung gefunden zu haben.«
Führt diese Fähigkeit nicht die Teleologie und damit den glücklich durch Darwin beseitigten Dua- lismus wieder ein? Die Antwort auf diese Fragen werden die nächsten Kapitel zu geben versuchen.
B. Erblichkeit der Wirkungen der functionellen Anpassung.
1. Thatsächliches.
Die individuelle Wirkungsgrösse der functionellen Anpas- sung, die Anpassungsbreite, ist bekanntlich eine beschränkte. Jedes Individuum kann sich durch eigenen Fleiss blos bis zu einer gewissen Stufe erheben, betreffe es nun die Erwerbung körperlicher Geschicklichkeiten oder geistige Vervollkommnung. Diese für das Individuum sehr vortheilhaften Veränderungen würden aber für die Entwicklung und Vervollkommnung des ganzen Thierreiches durchaus nutzlos gewesen sein, wenn sie nicht vererbbar, auf die Nachkommen übertragbar wären und wenn sie nicht letztere damit von vornherein auf eine höhere Stufe zu stellen vermöchten, von welcher sie wiederum weiter schreitend mit Hülfe der individuellen Anpassung sich zu noch höherer Vollkommenheit emporarbeiten könnten.
Von dem Grade der Vererbung dieser erworbenen, zweck- mässigen Eigenschaften würde die Geschwindigkeit des auf
1) Darwin versus Galiani. 1876. p. 20.
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I. Die functionelle Anpassung.
menheit direct hervorzubringen, direct auszuge-
stalten vermögen.
Aber woher sind diese wunderbaren Eigenschaf-
ten? E. Du Bois-Reymond hat sich schon vor Jahren
diese Frage gestellt, denn er sagt 1): »Auch die Fähigkeit der
Organismen, durch Uebung sich zu vervollkommnen, scheint
mir mit Rücksicht auf die natürliche Zuchtwahl noch nicht
hinreichend Beachtung gefunden zu haben.«
Führt diese Fähigkeit nicht die Teleologie und
damit den glücklich durch Darwin beseitigten Dua-
lismus wieder ein? Die Antwort auf diese Fragen werden
die nächsten Kapitel zu geben versuchen.
B. Erblichkeit der Wirkungen der functionellen Anpassung.
1. Thatsächliches.
Die individuelle Wirkungsgrösse der functionellen Anpas-
sung, die Anpassungsbreite, ist bekanntlich eine beschränkte.
Jedes Individuum kann sich durch eigenen Fleiss blos bis zu
einer gewissen Stufe erheben, betreffe es nun die Erwerbung
körperlicher Geschicklichkeiten oder geistige Vervollkommnung.
Diese für das Individuum sehr vortheilhaften Veränderungen
würden aber für die Entwicklung und Vervollkommnung des
ganzen Thierreiches durchaus nutzlos gewesen sein, wenn sie
nicht vererbbar, auf die Nachkommen übertragbar wären und
wenn sie nicht letztere damit von vornherein auf eine höhere
Stufe zu stellen vermöchten, von welcher sie wiederum weiter
schreitend mit Hülfe der individuellen Anpassung sich zu noch
höherer Vollkommenheit emporarbeiten könnten.
Von dem Grade der Vererbung dieser erworbenen, zweck-
mässigen Eigenschaften würde die Geschwindigkeit des auf
1) Darwin versus Galiani. 1876. p. 20.
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Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/48>, abgerufen am 22.02.2025.
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