Auch im Kampfe der Organe sind es wieder heterogene Theile, welche mit einander um den Raum und vielleicht auch um die Nahrung zu streiten haben. Die nächste Folge wird daher auch hier wieder die sein, dass blos solche Verhältnisse bestehen können, in welchen diese chemisch und physiologisch ganz ungleichwerthigen Theile sich morphologisch das Gleich- gewicht zu halten vermögen; denn wenn einer in seiner Wachs- thumskraft so stark wäre, dass er die anderen verdrängte, so würde das Ganze zu Grunde gehen. Wenn der Kampf der Organe somit das Gute hat, dass er Unhaltbares aus der Reihe des Lebenden rasch entfernt, so muss auch daran gedacht werden, dass er zugleich im Stande sein kann, manche viel- leicht das stärkste für den Organismus leistenden Verbindungen zu unterdrücken, wenn sie morphologisch kräftiger sind als die der anderen Organe.
Eine Wechselwirkung der Organe auf einander ist lange bekannt und in mannigfacher Weise gewürdigt worden; aber nicht als züchtender Kampf um den Raum. So ist die gegen- seitige Beeinflussung der Eingeweide in ihrer Gestalt, besonders die passive Abhängigkeit der Gestalt der Leber von ihren Nachbarorganen, schon von Vesal, Cruveilhier und neuer- dings von Braune, Toldt und Zuckerkandl, His1) und Anderen beobachtet und hervorgehoben worden und Th. Rott2) fand, den Beweis ergänzend, dass beim Fehlen der rechten Niere und Nebenniere auch die normal vorhandene, diesem Or- gane entsprechende Grube in der Leber fehlte. Bei den Fischen sieht man noch mehr die vollkommene Abhängigkeit der Ge-
1) S. His, Archiv für Anat. u. Physiologie. 1878.
2) Verhandlungen der Physik-med. Ges. in Würzburg. N. F. XIII. 1879. p. 125 ff.
B. Arten und Leistungen des Kampfes der Theile.
4. Der Kampf der Organe.
Auch im Kampfe der Organe sind es wieder heterogene Theile, welche mit einander um den Raum und vielleicht auch um die Nahrung zu streiten haben. Die nächste Folge wird daher auch hier wieder die sein, dass blos solche Verhältnisse bestehen können, in welchen diese chemisch und physiologisch ganz ungleichwerthigen Theile sich morphologisch das Gleich- gewicht zu halten vermögen; denn wenn einer in seiner Wachs- thumskraft so stark wäre, dass er die anderen verdrängte, so würde das Ganze zu Grunde gehen. Wenn der Kampf der Organe somit das Gute hat, dass er Unhaltbares aus der Reihe des Lebenden rasch entfernt, so muss auch daran gedacht werden, dass er zugleich im Stande sein kann, manche viel- leicht das stärkste für den Organismus leistenden Verbindungen zu unterdrücken, wenn sie morphologisch kräftiger sind als die der anderen Organe.
Eine Wechselwirkung der Organe auf einander ist lange bekannt und in mannigfacher Weise gewürdigt worden; aber nicht als züchtender Kampf um den Raum. So ist die gegen- seitige Beeinflussung der Eingeweide in ihrer Gestalt, besonders die passive Abhängigkeit der Gestalt der Leber von ihren Nachbarorganen, schon von Vesal, Cruveilhier und neuer- dings von Braune, Toldt und Zuckerkandl, His1) und Anderen beobachtet und hervorgehoben worden und Th. Rott2) fand, den Beweis ergänzend, dass beim Fehlen der rechten Niere und Nebenniere auch die normal vorhandene, diesem Or- gane entsprechende Grube in der Leber fehlte. Bei den Fischen sieht man noch mehr die vollkommene Abhängigkeit der Ge-
1) S. His, Archiv für Anat. u. Physiologie. 1878.
2) Verhandlungen der Physik-med. Ges. in Würzburg. N. F. XIII. 1879. p. 125 ff.
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B. Arten und Leistungen des Kampfes der Theile.
4. Der Kampf der Organe.
Auch im Kampfe der Organe sind es wieder heterogene
Theile, welche mit einander um den Raum und vielleicht auch
um die Nahrung zu streiten haben. Die nächste Folge wird
daher auch hier wieder die sein, dass blos solche Verhältnisse
bestehen können, in welchen diese chemisch und physiologisch
ganz ungleichwerthigen Theile sich morphologisch das Gleich-
gewicht zu halten vermögen; denn wenn einer in seiner Wachs-
thumskraft so stark wäre, dass er die anderen verdrängte, so
würde das Ganze zu Grunde gehen. Wenn der Kampf der
Organe somit das Gute hat, dass er Unhaltbares aus der
Reihe des Lebenden rasch entfernt, so muss auch daran gedacht
werden, dass er zugleich im Stande sein kann, manche viel-
leicht das stärkste für den Organismus leistenden Verbindungen
zu unterdrücken, wenn sie morphologisch kräftiger sind als die
der anderen Organe.
Eine Wechselwirkung der Organe auf einander ist lange
bekannt und in mannigfacher Weise gewürdigt worden; aber
nicht als züchtender Kampf um den Raum. So ist die gegen-
seitige Beeinflussung der Eingeweide in ihrer Gestalt, besonders
die passive Abhängigkeit der Gestalt der Leber von ihren
Nachbarorganen, schon von Vesal, Cruveilhier und neuer-
dings von Braune, Toldt und Zuckerkandl, His 1) und
Anderen beobachtet und hervorgehoben worden und Th. Rott 2)
fand, den Beweis ergänzend, dass beim Fehlen der rechten
Niere und Nebenniere auch die normal vorhandene, diesem Or-
gane entsprechende Grube in der Leber fehlte. Bei den Fischen
sieht man noch mehr die vollkommene Abhängigkeit der Ge-
1) S. His, Archiv für Anat. u. Physiologie. 1878.
2) Verhandlungen der Physik-med. Ges. in Würzburg. N. F. XIII.
1879. p. 125 ff.
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Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/117>, abgerufen am 21.02.2025.
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