keit, Unzucht und Wollust verschwendet hatte: Denn sie lebte zwey Jahre unter der Regierung Richardi III. vier und zwantzig Jahre unter Henrico VII. und achtzehen Jahre unter Hen- rico VIII. in einem höchst bejammerns-würdigen Zustande, da sie in dem 96sten Jahr ihres Alters in einem Graben in der Vorstadt, so Nordwerts von London lieget, die unglückselige Seele ausbliesse; welcher Graben von ihrem merckwürdigen Tode noch auf den heutigen Tag der Shore-Graben genennet wird.
V. Maria, Königin von Schottland, und Signor David, ein Jtaliänischer Musicus.
SO lange sich das schöne Geschlecht noch im Jungfer-Stande befindet, kan es, wenn ihm irgends eine Manns-Person zu nahe kömmt, nicht Widerwillen genug von sich spüren lassen; Der continuirliche Alarm der Erbarkeit erhält sie auf so genauer Wacht, daß, weil die Furcht ihr Hüter ist, man so leichte kein Un- glück zu besorgen hat; Das geringste Anrühren von einer Manns-Person setzet sie in solche Con- sternation, daß man vermeynet, ihre Ehre sey in
Ge-
D 2
und Koͤnig Edward IV.
keit, Unzucht und Wolluſt verſchwendet hatte: Denn ſie lebte zwey Jahre unter der Regierung Richardi III. vier und zwantzig Jahre unter Henrico VII. und achtzehen Jahre unter Hen- rico VIII. in einem hoͤchſt bejammerns-wuͤrdigen Zuſtande, da ſie in dem 96ſten Jahr ihres Alters in einem Graben in der Vorſtadt, ſo Nordwerts von London lieget, die ungluͤckſelige Seele ausblieſſe; welcher Graben von ihrem merckwuͤrdigen Tode noch auf den heutigen Tag der Shore-Graben genennet wird.
V. Maria, Koͤnigin von Schottland, und Signor David, ein Jtaliaͤniſcher Muſicus.
SO lange ſich das ſchoͤne Geſchlecht noch im Jungfer-Stande befindet, kan es, wenn ihm irgends eine Manns-Perſon zu nahe koͤmmt, nicht Widerwillen genug von ſich ſpuͤren laſſen; Der continuirliche Alarm der Erbarkeit erhaͤlt ſie auf ſo genauer Wacht, daß, weil die Furcht ihr Huͤter iſt, man ſo leichte kein Un- gluͤck zu beſorgen hat; Das geringſte Anruͤhren von einer Manns-Perſon ſetzet ſie in ſolche Con- ſternation, daß man vermeynet, ihre Ehre ſey in
Ge-
D 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0071"n="51"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">und Koͤnig <hirendition="#aq">Edward IV.</hi></hi></fw><lb/>
keit, Unzucht und Wolluſt verſchwendet hatte:<lb/>
Denn ſie lebte zwey Jahre unter der Regierung<lb/><hirendition="#aq">Richardi III.</hi> vier und zwantzig Jahre unter<lb/><hirendition="#aq">Henrico VII.</hi> und achtzehen Jahre unter <hirendition="#aq">Hen-<lb/>
rico VIII.</hi> in einem hoͤchſt bejammerns-wuͤrdigen<lb/>
Zuſtande, da ſie in dem 96ſten Jahr ihres Alters in<lb/>
einem Graben in der Vorſtadt, ſo Nordwerts von<lb/><hirendition="#aq">London</hi> lieget, die ungluͤckſelige Seele ausblieſſe;<lb/>
welcher Graben von ihrem merckwuͤrdigen Tode<lb/>
noch auf den heutigen Tag der <hirendition="#aq">Shore-</hi>Graben<lb/>
genennet wird.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#aq">V.<lb/>
Maria,</hi> Koͤnigin von Schottland,<lb/>
und <hirendition="#aq">Signor David,</hi> ein Jtaliaͤniſcher<lb/><hirendition="#aq">Muſicus.</hi></hi></head><lb/><p><hirendition="#in">S</hi>O lange ſich das ſchoͤne Geſchlecht noch<lb/>
im Jungfer-Stande befindet, kan es,<lb/>
wenn ihm irgends eine Manns-Perſon<lb/>
zu nahe koͤmmt, nicht Widerwillen genug von ſich<lb/>ſpuͤren laſſen; Der <hirendition="#aq">continuir</hi>liche <hirendition="#aq">Alarm</hi> der<lb/>
Erbarkeit erhaͤlt ſie auf ſo genauer Wacht, daß,<lb/>
weil die Furcht ihr Huͤter iſt, man ſo leichte kein Un-<lb/>
gluͤck zu beſorgen hat; Das geringſte Anruͤhren<lb/>
von einer Manns-Perſon ſetzet ſie in ſolche <hirendition="#aq">Con-<lb/>ſternation,</hi> daß man vermeynet, ihre Ehre ſey in<lb/><fwplace="bottom"type="sig">D 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">Ge-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[51/0071]
und Koͤnig Edward IV.
keit, Unzucht und Wolluſt verſchwendet hatte:
Denn ſie lebte zwey Jahre unter der Regierung
Richardi III. vier und zwantzig Jahre unter
Henrico VII. und achtzehen Jahre unter Hen-
rico VIII. in einem hoͤchſt bejammerns-wuͤrdigen
Zuſtande, da ſie in dem 96ſten Jahr ihres Alters in
einem Graben in der Vorſtadt, ſo Nordwerts von
London lieget, die ungluͤckſelige Seele ausblieſſe;
welcher Graben von ihrem merckwuͤrdigen Tode
noch auf den heutigen Tag der Shore-Graben
genennet wird.
V.
Maria, Koͤnigin von Schottland,
und Signor David, ein Jtaliaͤniſcher
Muſicus.
SO lange ſich das ſchoͤne Geſchlecht noch
im Jungfer-Stande befindet, kan es,
wenn ihm irgends eine Manns-Perſon
zu nahe koͤmmt, nicht Widerwillen genug von ſich
ſpuͤren laſſen; Der continuirliche Alarm der
Erbarkeit erhaͤlt ſie auf ſo genauer Wacht, daß,
weil die Furcht ihr Huͤter iſt, man ſo leichte kein Un-
gluͤck zu beſorgen hat; Das geringſte Anruͤhren
von einer Manns-Perſon ſetzet ſie in ſolche Con-
ſternation, daß man vermeynet, ihre Ehre ſey in
Ge-
D 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/71>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.