kommenheit und Schwäche an sich be- fände, so glaube sie schwerlich, ob ihre Ge- sellschafft ihm einiges Vergnügen, viel- weniger Glückseligkeit gewähren könn- te. Der Türck versatzte: Dero Verdienste haben so viel Gewalt über mich, daß sie mich verpflichten, ihnen mein Hertz völ- lig aufzuopffern. Hiermit zog er einen reich- lich mit Gold gestickten Beutel aus seinem Schub- sacke heraus, und aus demselbigen einen curieus- mit Schmeltzwerck ausgearbeiteten Ring, worauf diese Worte stunden:
Die Sterne, die ich seh, sind zwar gantz oh- ne Zahl, Doch blendet keiner mich so, wie dein Au- gen-Strahl!
Weil nun dieses Present der Mademoisel- le Hayes am Neuen-Jahrs heil. Abend verehret wurde, schätzte sie es so hoch, daß sie ihm des fol- gendes Morgens sehr frühe dieses Brieffgen über- sendete:
Mein Herr!
Woferne dero Hertz ihr eigen ist, ver- lange ich es zu einem Neu-Jahrs-Ge-
schen-
zweer beruͤhmten Tuͤrcken.
kommenheit und Schwaͤche an ſich be- faͤnde, ſo glaube ſie ſchwerlich, ob ihre Ge- ſellſchafft ihm einiges Vergnuͤgen, viel- weniger Gluͤckſeligkeit gewaͤhren koͤnn- te. Der Tuͤrck verſatzte: Dero Verdienſte haben ſo viel Gewalt uͤber mich, daß ſie mich verpflichten, ihnen mein Hertz voͤl- lig aufzuopffern. Hiermit zog er einen reich- lich mit Gold geſtickten Beutel aus ſeinem Schub- ſacke heraus, und aus demſelbigen einen curieuſ- mit Schmeltzwerck ausgearbeiteten Ring, worauf dieſe Worte ſtunden:
Die Sterne, die ich ſeh, ſind zwar gantz oh- ne Zahl, Doch blendet keiner mich ſo, wie dein Au- gen-Strahl!
Weil nun dieſes Preſent der Mademoiſel- le Hayes am Neuen-Jahrs heil. Abend verehret wurde, ſchaͤtzte ſie es ſo hoch, daß ſie ihm des fol- gendes Morgens ſehr fruͤhe dieſes Brieffgen uͤber- ſendete:
Mein Herr!
Woferne dero Hertz ihr eigen iſt, ver- lange ich es zu einem Neu-Jahrs-Ge-
ſchen-
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zweer beruͤhmten Tuͤrcken.
kommenheit und Schwaͤche an ſich be-
faͤnde, ſo glaube ſie ſchwerlich, ob ihre Ge-
ſellſchafft ihm einiges Vergnuͤgen, viel-
weniger Gluͤckſeligkeit gewaͤhren koͤnn-
te. Der Tuͤrck verſatzte: Dero Verdienſte
haben ſo viel Gewalt uͤber mich, daß ſie
mich verpflichten, ihnen mein Hertz voͤl-
lig aufzuopffern. Hiermit zog er einen reich-
lich mit Gold geſtickten Beutel aus ſeinem Schub-
ſacke heraus, und aus demſelbigen einen curieuſ-
mit Schmeltzwerck ausgearbeiteten Ring, worauf
dieſe Worte ſtunden:
Die Sterne, die ich ſeh, ſind zwar gantz oh-
ne Zahl,
Doch blendet keiner mich ſo, wie dein Au-
gen-Strahl!
Weil nun dieſes Preſent der Mademoiſel-
le Hayes am Neuen-Jahrs heil. Abend verehret
wurde, ſchaͤtzte ſie es ſo hoch, daß ſie ihm des fol-
gendes Morgens ſehr fruͤhe dieſes Brieffgen uͤber-
ſendete:
Mein Herr!
Woferne dero Hertz ihr eigen iſt, ver-
lange ich es zu einem Neu-Jahrs-Ge-
ſchen-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 543. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/563>, abgerufen am 21.11.2024.
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