Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.Der Graf von Rochester, ich eben zu dieser Zeit kommen müssen!Jst nicht Mad. Barry die Ursache ihrer Verzweiffelung? Ja, sagte er mit aufgehabe- nen Händen und Augen, die schöne, aber fal- sche Mad. Barry betrübet mich zu tode! Und hierauf rolleten einige Thränen, ungeachtet al- ler seiner Courage, die Backen herab. Sie le- bet! sagte der Bothe, sie lebet, und zwar ih- rentwegen, woferne sie, mein Herr, der Herr Brown sind. Bey diesen Worten sprang er auf ihn zu, und fasse ihn so derb bey seinen Armen an, als ob er in einem rasenden Paroxismo gewe- sen wäre, zugleich ausschreyende: O! mein gu- ter Engel! lasset mich diese Worte noch einmal hören, und diese erfreuliche Post meine Ohren und Hertz bescelen! Lebet Mad. Barry? lebet sie, und zwar meinet- wegen? Es ist nicht anders, sie lebet! er- wiederte der Bothe; womit er ihm zugleich einen Brieff überreichte, worinnen er folgendes lase: Mein Herr! Von wegen der ungemeinen Zärlich- Haus
Der Graf von Rocheſter, ich eben zu dieſer Zeit kommen muͤſſen!Jſt nicht Mad. Barry die Urſache ihrer Verzweiffelung? Ja, ſagte er mit aufgehabe- nen Haͤnden und Augen, die ſchoͤne, aber fal- ſche Mad. Barry betruͤbet mich zu tode! Und hierauf rolleten einige Thraͤnen, ungeachtet al- ler ſeiner Courage, die Backen herab. Sie le- bet! ſagte der Bothe, ſie lebet, und zwar ih- rentwegen, woferne ſie, mein Herr, der Herr Brown ſind. Bey dieſen Worten ſprang er auf ihn zu, und faſſe ihn ſo derb bey ſeinen Armen an, als ob er in einem raſenden Paroxiſmo gewe- ſen waͤre, zugleich ausſchreyende: O! mein gu- ter Engel! laſſet mich dieſe Worte noch einmal hoͤren, und dieſe erfreuliche Poſt meine Ohren und Hertz beſcelen! Lebet Mad. Barry? lebet ſie, und zwar meinet- wegen? Es iſt nicht anders, ſie lebet! er- wiederte der Bothe; womit er ihm zugleich einen Brieff uͤberreichte, worinnen er folgendes laſe: Mein Herr! Von wegen der ungemeinen Zaͤrlich- Haus
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0440" n="420"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Graf von <hi rendition="#aq">Rocheſter,</hi></hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">ich eben zu dieſer Zeit kommen muͤſſen!<lb/> Jſt nicht</hi><hi rendition="#aq">Mad. Barry</hi><hi rendition="#fr">die Urſache ihrer<lb/> Verzweiffelung? Ja,</hi> ſagte er mit aufgehabe-<lb/> nen Haͤnden und Augen, <hi rendition="#fr">die ſchoͤne, aber fal-<lb/> ſche</hi> <hi rendition="#aq">Mad. Barry</hi> <hi rendition="#fr">betruͤbet mich zu tode!</hi><lb/> Und hierauf rolleten einige Thraͤnen, ungeachtet al-<lb/> ler ſeiner <hi rendition="#aq">Courage,</hi> die Backen herab. <hi rendition="#fr">Sie le-<lb/> bet!</hi> ſagte der Bothe, <hi rendition="#fr">ſie lebet, und zwar ih-<lb/> rentwegen, woferne ſie, mein Herr, der<lb/> Herr</hi> <hi rendition="#aq">Brown</hi> <hi rendition="#fr">ſind.</hi> Bey dieſen Worten ſprang<lb/> er auf ihn zu, und faſſe ihn ſo derb bey ſeinen Armen<lb/> an, als ob er in einem raſenden <hi rendition="#aq">Paroxiſmo</hi> gewe-<lb/> ſen waͤre, zugleich ausſchreyende: <hi rendition="#fr">O! mein gu-<lb/> ter Engel! laſſet mich dieſe Worte noch<lb/> einmal hoͤren, und dieſe erfreuliche Poſt<lb/> meine Ohren und Hertz beſcelen! Lebet</hi><lb/><hi rendition="#aq">Mad. Barry?</hi> <hi rendition="#fr">lebet ſie, und zwar meinet-<lb/> wegen? Es iſt nicht anders, ſie lebet!</hi> er-<lb/> wiederte der Bothe; womit er ihm zugleich einen<lb/> Brieff uͤberreichte, worinnen er folgendes laſe:</p><lb/> <floatingText> <body> <div type="letter"> <opener> <salute> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">Mein Herr!</hi> </hi> </salute> </opener><lb/> <p> <hi rendition="#fr">Von wegen der ungemeinen Zaͤrlich-<lb/> keit, die ſie fuͤr mich zu hegen ſcheinen,<lb/> ſchmeichle ich mir faſt mit der Meynung,<lb/> ſie werden meiner Abreiſe halber bekuͤm-<lb/> mert ſeyn, als wovon ich kaum eine<lb/> Stunde vorher, ehe ich meines Vaters</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Haus</hi> </fw><lb/> </p> </div> </body> </floatingText> </div> </div> </body> </text> </TEI> [420/0440]
Der Graf von Rocheſter,
ich eben zu dieſer Zeit kommen muͤſſen!
Jſt nicht Mad. Barry die Urſache ihrer
Verzweiffelung? Ja, ſagte er mit aufgehabe-
nen Haͤnden und Augen, die ſchoͤne, aber fal-
ſche Mad. Barry betruͤbet mich zu tode!
Und hierauf rolleten einige Thraͤnen, ungeachtet al-
ler ſeiner Courage, die Backen herab. Sie le-
bet! ſagte der Bothe, ſie lebet, und zwar ih-
rentwegen, woferne ſie, mein Herr, der
Herr Brown ſind. Bey dieſen Worten ſprang
er auf ihn zu, und faſſe ihn ſo derb bey ſeinen Armen
an, als ob er in einem raſenden Paroxiſmo gewe-
ſen waͤre, zugleich ausſchreyende: O! mein gu-
ter Engel! laſſet mich dieſe Worte noch
einmal hoͤren, und dieſe erfreuliche Poſt
meine Ohren und Hertz beſcelen! Lebet
Mad. Barry? lebet ſie, und zwar meinet-
wegen? Es iſt nicht anders, ſie lebet! er-
wiederte der Bothe; womit er ihm zugleich einen
Brieff uͤberreichte, worinnen er folgendes laſe:
Mein Herr!
Von wegen der ungemeinen Zaͤrlich-
keit, die ſie fuͤr mich zu hegen ſcheinen,
ſchmeichle ich mir faſt mit der Meynung,
ſie werden meiner Abreiſe halber bekuͤm-
mert ſeyn, als wovon ich kaum eine
Stunde vorher, ehe ich meines Vaters
Haus
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |