Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite
Madame Baxter,
XXVI.
Madame Baxter,
und Carolus
Reneuf,
Ritter.

MAdemoiselle Baxter war die eintzige
Tochter des William Baxters, eines
wackern ansehnlichen Mannes ohnweit
Cirencester in Glocestershire, der jährlich
600. Pfund Einkünffte hatte. Sie war in ihrer
Minderjährigkeit so keusch, als schöne, und suchte
ihr meistes Vergnügen zu Hause in Betrachtung
der Tugend und dem Genusse der Einsamkeit. Jhre
vortreffliche Annehmlichkeiten machten, daß sich
unterschiedliche Personen von gleichmäßiger Con-
dition
um sie bewarben; es war aber keiner ihrem
Vater anständig, als der eines geitzigen Hu-
meurs
war, und daher mehr seinem eigenen Gut-
düncken und Bequemlichkeit, als der Tochter Nei-
gung und Belieben, zu rathen suchte; biß das Glück
und blinde Liebe einen Freyer brachte, der sich so
wenig für die Jugend dieses jungen Frauenzimmers
schickte, als sehr er dem Geld-gierigen Gemüthe ih-
rer Eltern lieb und angenehm war.

Als nehmlich dieses galante Mägdgen ohnge-
fehr in das achtzehende Jahr gienge, begab sichs,
daß D. Monkton, ein alter, aber sehr vornehmer
Medicus, zu einen Patienten auf dem Lande in

der
Madame Baxter,
XXVI.
Madame Baxter,
und Carolus
Reneuf,
Ritter.

MAdemoiſelle Baxter war die eintzige
Tochter des William Baxters, eines
wackern anſehnlichen Mannes ohnweit
Cirenceſter in Gloceſtershire, der jaͤhrlich
600. Pfund Einkuͤnffte hatte. Sie war in ihrer
Minderjaͤhrigkeit ſo keuſch, als ſchoͤne, und ſuchte
ihr meiſtes Vergnuͤgen zu Hauſe in Betrachtung
der Tugend und dem Genuſſe der Einſamkeit. Jhre
vortreffliche Annehmlichkeiten machten, daß ſich
unterſchiedliche Perſonen von gleichmaͤßiger Con-
dition
um ſie bewarben; es war aber keiner ihrem
Vater anſtaͤndig, als der eines geitzigen Hu-
meurs
war, und daher mehr ſeinem eigenen Gut-
duͤncken und Bequemlichkeit, als der Tochter Nei-
gung und Belieben, zu rathen ſuchte; biß das Gluͤck
und blinde Liebe einen Freyer brachte, der ſich ſo
wenig fuͤr die Jugend dieſes jungen Frauenzimmers
ſchickte, als ſehr er dem Geld-gierigen Gemuͤthe ih-
rer Eltern lieb und angenehm war.

Als nehmlich dieſes galante Maͤgdgen ohnge-
fehr in das achtzehende Jahr gienge, begab ſichs,
daß D. Monkton, ein alter, aber ſehr vornehmer
Medicus, zu einen Patienten auf dem Lande in

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0280" n="260"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">Madame Baxter,</hi> </hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXVI.<lb/>
Madame Baxter,</hi> und <hi rendition="#aq">Carolus<lb/>
Reneuf,</hi> Ritter.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">M</hi>Ademoi&#x017F;elle Baxter</hi> war die eintzige<lb/>
Tochter des <hi rendition="#aq">William Baxters,</hi> eines<lb/>
wackern an&#x017F;ehnlichen Mannes ohnweit<lb/><hi rendition="#aq">Cirence&#x017F;ter</hi> in <hi rendition="#aq">Gloce&#x017F;tershire,</hi> der ja&#x0364;hrlich<lb/>
600. Pfund Einku&#x0364;nffte hatte. Sie war in ihrer<lb/>
Minderja&#x0364;hrigkeit &#x017F;o keu&#x017F;ch, als &#x017F;cho&#x0364;ne, und &#x017F;uchte<lb/>
ihr mei&#x017F;tes Vergnu&#x0364;gen zu Hau&#x017F;e in Betrachtung<lb/>
der Tugend und dem Genu&#x017F;&#x017F;e der Ein&#x017F;amkeit. Jhre<lb/>
vortreffliche Annehmlichkeiten machten, daß &#x017F;ich<lb/>
unter&#x017F;chiedliche Per&#x017F;onen von gleichma&#x0364;ßiger <hi rendition="#aq">Con-<lb/>
dition</hi> um &#x017F;ie bewarben; es war aber keiner ihrem<lb/>
Vater an&#x017F;ta&#x0364;ndig, als der eines geitzigen <hi rendition="#aq">Hu-<lb/>
meurs</hi> war, und daher mehr &#x017F;einem eigenen Gut-<lb/>
du&#x0364;ncken und Bequemlichkeit, als der Tochter Nei-<lb/>
gung und Belieben, zu rathen &#x017F;uchte; biß das Glu&#x0364;ck<lb/>
und blinde Liebe einen Freyer brachte, der &#x017F;ich &#x017F;o<lb/>
wenig fu&#x0364;r die Jugend die&#x017F;es jungen Frauenzimmers<lb/>
&#x017F;chickte, als &#x017F;ehr er dem Geld-gierigen Gemu&#x0364;the ih-<lb/>
rer Eltern lieb und angenehm war.</p><lb/>
          <p>Als nehmlich die&#x017F;es <hi rendition="#aq">galan</hi>te Ma&#x0364;gdgen ohnge-<lb/>
fehr in das achtzehende Jahr gienge, begab &#x017F;ichs,<lb/>
daß <hi rendition="#aq">D. Monkton,</hi> ein alter, aber &#x017F;ehr vornehmer<lb/><hi rendition="#aq">Medicus,</hi> zu einen <hi rendition="#aq">Patient</hi>en auf dem Lande in<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[260/0280] Madame Baxter, XXVI. Madame Baxter, und Carolus Reneuf, Ritter. MAdemoiſelle Baxter war die eintzige Tochter des William Baxters, eines wackern anſehnlichen Mannes ohnweit Cirenceſter in Gloceſtershire, der jaͤhrlich 600. Pfund Einkuͤnffte hatte. Sie war in ihrer Minderjaͤhrigkeit ſo keuſch, als ſchoͤne, und ſuchte ihr meiſtes Vergnuͤgen zu Hauſe in Betrachtung der Tugend und dem Genuſſe der Einſamkeit. Jhre vortreffliche Annehmlichkeiten machten, daß ſich unterſchiedliche Perſonen von gleichmaͤßiger Con- dition um ſie bewarben; es war aber keiner ihrem Vater anſtaͤndig, als der eines geitzigen Hu- meurs war, und daher mehr ſeinem eigenen Gut- duͤncken und Bequemlichkeit, als der Tochter Nei- gung und Belieben, zu rathen ſuchte; biß das Gluͤck und blinde Liebe einen Freyer brachte, der ſich ſo wenig fuͤr die Jugend dieſes jungen Frauenzimmers ſchickte, als ſehr er dem Geld-gierigen Gemuͤthe ih- rer Eltern lieb und angenehm war. Als nehmlich dieſes galante Maͤgdgen ohnge- fehr in das achtzehende Jahr gienge, begab ſichs, daß D. Monkton, ein alter, aber ſehr vornehmer Medicus, zu einen Patienten auf dem Lande in der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/280
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/280>, abgerufen am 03.12.2024.