Weßwegen sie die Betrachtung ihrer elenden Um- stände zu solcher hefftigen Verzweifflung triebe, daß sie sich im 26sten Jahr ihres Alters in der Mosel ersäuffte.
XXIV. Madame Elisabeth Rosdel, und ein gewisser sonst berühmter ausländi- scher Printz.
DJeses Frauenzimmer war unter denen dreyen Töchtern des Herrn Willis die jüngste: Es war aber dieser ein braver an- sehnlicher Mann, der jährlich über 400. Pfund Revenuen hatte, in der Stadt Norwich wohnte, und ihr bey seinem Tode allein 1000. Pfund zu ihrer Ausstattung vermachete. Jn dem nächsten Hause neben ihrer Mutter an logirte ein alter Quacksalber; Dieser sahe solche unschuldige Seele alle Tage aus einer Schule, wo sie die Fran- tzösische Sprache lernete, heraus gehen, und beob- achtete, was massen sie ein sehr artiges Dingligen sey, darnebst ihm aber gar melancholisch und traurig vorkäme. Daß die Liebe die Ursache die- ser vermeynten Traurigkeit seyn sollen, darzu schie- ne sie ihm noch ein wenig zu jung: Und es war auch würcklich eine andere Quelle, woraus sie solche
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Mad. Eliſab. Roſdel, u. ein auslaͤnd. Printz.
Weßwegen ſie die Betrachtung ihrer elenden Um- ſtaͤnde zu ſolcher hefftigen Verzweifflung triebe, daß ſie ſich im 26ſten Jahr ihres Alters in der Moſel erſaͤuffte.
XXIV. Madame Eliſabeth Roſdel, und ein gewiſſer ſonſt beruͤhmter auslaͤndi- ſcher Printz.
DJeſes Frauenzimmer war unter denen dreyen Toͤchtern des Herrn Willis die juͤngſte: Es war aber dieſer ein braver an- ſehnlicher Mann, der jaͤhrlich uͤber 400. Pfund Revenuen hatte, in der Stadt Norwich wohnte, und ihr bey ſeinem Tode allein 1000. Pfund zu ihrer Ausſtattung vermachete. Jn dem naͤchſten Hauſe neben ihrer Mutter an logirte ein alter Quackſalber; Dieſer ſahe ſolche unſchuldige Seele alle Tage aus einer Schule, wo ſie die Fran- tzoͤſiſche Sprache lernete, heraus gehen, und beob- achtete, was maſſen ſie ein ſehr artiges Dingligen ſey, darnebſt ihm aber gar melancholiſch und traurig vorkaͤme. Daß die Liebe die Urſache die- ſer vermeynten Traurigkeit ſeyn ſollen, darzu ſchie- ne ſie ihm noch ein wenig zu jung: Und es war auch wuͤrcklich eine andere Quelle, woraus ſie ſolche
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Mad. Eliſab. Roſdel, u. ein auslaͤnd. Printz.
Weßwegen ſie die Betrachtung ihrer elenden Um-
ſtaͤnde zu ſolcher hefftigen Verzweifflung triebe, daß
ſie ſich im 26ſten Jahr ihres Alters in der Moſel
erſaͤuffte.
XXIV.
Madame Eliſabeth Roſdel, und ein
gewiſſer ſonſt beruͤhmter auslaͤndi-
ſcher Printz.
DJeſes Frauenzimmer war unter denen
dreyen Toͤchtern des Herrn Willis die
juͤngſte: Es war aber dieſer ein braver an-
ſehnlicher Mann, der jaͤhrlich uͤber 400. Pfund
Revenuen hatte, in der Stadt Norwich
wohnte, und ihr bey ſeinem Tode allein 1000.
Pfund zu ihrer Ausſtattung vermachete. Jn dem
naͤchſten Hauſe neben ihrer Mutter an logirte ein
alter Quackſalber; Dieſer ſahe ſolche unſchuldige
Seele alle Tage aus einer Schule, wo ſie die Fran-
tzoͤſiſche Sprache lernete, heraus gehen, und beob-
achtete, was maſſen ſie ein ſehr artiges Dingligen
ſey, darnebſt ihm aber gar melancholiſch und
traurig vorkaͤme. Daß die Liebe die Urſache die-
ſer vermeynten Traurigkeit ſeyn ſollen, darzu ſchie-
ne ſie ihm noch ein wenig zu jung: Und es war
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/261>, abgerufen am 21.11.2024.
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