DJeses Frauenzimmer, Madame De Co- ster, war zu Southampton in Hamp- shire von Frantzösischen Eltern gebohren worden, von wannen sie zwölff Jahr alt in ein Nonnen-Kloster nach Abbeville in Franckreich gesendet wurde. Sie war ein überaus liebreitzendes Engels-Bild, und hatte sich hieselbst nicht über vier Jahr befunden, als ihre unvergleichliche Schön- heit den Pater Peter, aus dessen Exempel man siehet, daß die Geistlichen auch, so wohl als andere Menschen, Fleisch und Blut haben, mit schweren Fesseln belegete. Man ist nicht fähig, bey dieser Begebenheit zu entscheiden, ob seine Liebe an sich selbst, oder die Art und Weise derselben, am sel- tzamsten gewesen: Denn, obwohl Eyfersucht ge- wöhnlicher massen auf Hurerey sinnet, und ein ieglicher Hahnrey innerhalb seines eigenen Pre- cincts ein Ingenieur zu seyn pfleget; So ist doch selten bekannt, daß ein Frauenzimmer mit einem Schutz-Gatter umschräncket sey, oder eine verliebte Visite mit derjenigen Fürsichtigkeit, der- gleichen sich argwöhnische Könige bey einer Con- ference zu bedienen pflegen, abgehandelt werde.
Nichts
XX. Madame De Coſter, und der Pater Peter.
DJeſes Frauenzimmer, Madame De Co- ſter, war zu Southampton in Hamp- ſhire von Frantzoͤſiſchen Eltern gebohren worden, von wannen ſie zwoͤlff Jahr alt in ein Nonnen-Kloſter nach Abbeville in Franckreich geſendet wurde. Sie war ein uͤberaus liebreitzendes Engels-Bild, und hatte ſich hieſelbſt nicht uͤber vier Jahr befunden, als ihre unvergleichliche Schoͤn- heit den Pater Peter, aus deſſen Exempel man ſiehet, daß die Geiſtlichen auch, ſo wohl als andere Menſchen, Fleiſch und Blut haben, mit ſchweren Feſſeln belegete. Man iſt nicht faͤhig, bey dieſer Begebenheit zu entſcheiden, ob ſeine Liebe an ſich ſelbſt, oder die Art und Weiſe derſelben, am ſel- tzamſten geweſen: Denn, obwohl Eyferſucht ge- woͤhnlicher maſſen auf Hurerey ſinnet, und ein ieglicher Hahnrey innerhalb ſeines eigenen Pre- cincts ein Ingenieur zu ſeyn pfleget; So iſt doch ſelten bekannt, daß ein Frauenzimmer mit einem Schutz-Gatter umſchraͤncket ſey, oder eine verliebte Viſite mit derjenigen Fuͤrſichtigkeit, der- gleichen ſich argwoͤhniſche Koͤnige bey einer Con- ference zu bedienen pflegen, abgehandelt werde.
Nichts
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0227"n="207"/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#aq">XX.<lb/>
Madame De Coſter,</hi> und der<lb/><hirendition="#aq">Pater Peter.</hi></hi></head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>Jeſes Frauenzimmer, <hirendition="#aq">Madame De Co-<lb/>ſter,</hi> war zu <hirendition="#aq">Southampton</hi> in <hirendition="#aq">Hamp-<lb/>ſhire</hi> von Frantzoͤſiſchen Eltern gebohren<lb/>
worden, von wannen ſie zwoͤlff Jahr alt in ein<lb/>
Nonnen-Kloſter nach <hirendition="#aq">Abbeville</hi> in Franckreich<lb/>
geſendet wurde. Sie war ein uͤberaus liebreitzendes<lb/>
Engels-Bild, und hatte ſich hieſelbſt nicht uͤber vier<lb/>
Jahr befunden, als ihre unvergleichliche Schoͤn-<lb/>
heit den <hirendition="#aq">Pater Peter,</hi> aus deſſen <hirendition="#aq">Exempel</hi> man<lb/>ſiehet, daß die Geiſtlichen auch, ſo wohl als andere<lb/>
Menſchen, Fleiſch und Blut haben, mit ſchweren<lb/>
Feſſeln belegete. Man iſt nicht faͤhig, bey dieſer<lb/>
Begebenheit zu entſcheiden, ob ſeine Liebe an ſich<lb/>ſelbſt, oder die Art und Weiſe derſelben, am ſel-<lb/>
tzamſten geweſen: Denn, obwohl Eyferſucht ge-<lb/>
woͤhnlicher maſſen auf Hurerey ſinnet, und ein<lb/>
ieglicher Hahnrey innerhalb ſeines eigenen <hirendition="#aq">Pre-<lb/>
cinct</hi>s ein <hirendition="#aq">Ingenieur</hi> zu ſeyn pfleget; So iſt<lb/>
doch ſelten bekannt, daß ein Frauenzimmer mit<lb/>
einem Schutz-Gatter umſchraͤncket ſey, oder eine<lb/>
verliebte <hirendition="#aq">Viſite</hi> mit derjenigen Fuͤrſichtigkeit, der-<lb/>
gleichen ſich argwoͤhniſche Koͤnige bey einer <hirendition="#aq">Con-<lb/>
ference</hi> zu bedienen pflegen, abgehandelt werde.<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Nichts</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[207/0227]
XX.
Madame De Coſter, und der
Pater Peter.
DJeſes Frauenzimmer, Madame De Co-
ſter, war zu Southampton in Hamp-
ſhire von Frantzoͤſiſchen Eltern gebohren
worden, von wannen ſie zwoͤlff Jahr alt in ein
Nonnen-Kloſter nach Abbeville in Franckreich
geſendet wurde. Sie war ein uͤberaus liebreitzendes
Engels-Bild, und hatte ſich hieſelbſt nicht uͤber vier
Jahr befunden, als ihre unvergleichliche Schoͤn-
heit den Pater Peter, aus deſſen Exempel man
ſiehet, daß die Geiſtlichen auch, ſo wohl als andere
Menſchen, Fleiſch und Blut haben, mit ſchweren
Feſſeln belegete. Man iſt nicht faͤhig, bey dieſer
Begebenheit zu entſcheiden, ob ſeine Liebe an ſich
ſelbſt, oder die Art und Weiſe derſelben, am ſel-
tzamſten geweſen: Denn, obwohl Eyferſucht ge-
woͤhnlicher maſſen auf Hurerey ſinnet, und ein
ieglicher Hahnrey innerhalb ſeines eigenen Pre-
cincts ein Ingenieur zu ſeyn pfleget; So iſt
doch ſelten bekannt, daß ein Frauenzimmer mit
einem Schutz-Gatter umſchraͤncket ſey, oder eine
verliebte Viſite mit derjenigen Fuͤrſichtigkeit, der-
gleichen ſich argwoͤhniſche Koͤnige bey einer Con-
ference zu bedienen pflegen, abgehandelt werde.
Nichts
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/227>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.