Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

Bild:
<< vorherige Seite

macht er sich durch andere Laubfärbung und größeren Glanz der Blätter
neben dem vorigen trotz seiner Aehnlichkeit mit ihm sehr geltend und ist
für Parkanlagen ein zeitiger Frühjahrsschmuck, da er fast alle Jahre reich-
lich blüht. Wie der Bergahorn empfiehlt er sich zur Einfassung der
Landstraßen anstatt der gebräuchlichen Pappeln, welche ein werthloses Holz
haben und wahre Erziehungsanstalten für allerlei schädliche Insekten sind.

Der Spitzahorn heißt auch noch Lenne, Lähn, Leinbaum, Urle, Milch-
baum, Lömme, Leinahr.

Die Aehnlichkeit des Blattes hat bei dieser und der vorigen Art den
lateinischen Artnamen veranlaßt, doch ist das Blatt der Platanen, Platanus
occidentalis L.
und Pl. orientalis L., aus Nordamerika bei uns ein-
geführt, an der Basis keilförmig in den Blattstiel verschmälert (nie herz-
förmig ausgeschnitten wie bei den Ahornen), und außerdem erkennt man
die Platanen leicht an dem im Spätherbst stattfindenden Abwerfen großer
Borkentafeln, unter denen die neue Rinde grüngelb erscheint.

53. Der Feld-Ahorn oder Maßholder, Acer campestre L.

Auch diese dritte deutsche Ahornart ist durch die tief gelappten Blätter
leicht als ein Glied der Gattung der Ahorne zu erkennen, da außer
ihr von unseren Waldbäumen und Sträuchern nur noch der Schnee-
ball (S. 482) und die Elsbeere (S. 504) und allenfalls die Silberpappel
(S. 446) ähnliche Blätter haben. Von diesen stehen die Blätter nur
bei dem Schneeball ebenfalls kreuzweise gegenständig, sind aber stets nur
dreilappig.

Die Blüthen des Maßholders -- der gebräuchlichste Name dieser
Ahornart -- stehen in ähnlichen aufwärts gerichteten Blüthenständen wie
bei dem Spitzahorn und sind auch sonst ganz ähnlich beschaffen; sie sind
aber in allen Theilen deutlich grün gefärbt und wie die Blüthenstiele behaart
und die Flügel des Fruchtknotens breit auseinander gespreizt (LXXX. 5.).
Sie erreichen ihre vollkommne Entfaltung zugleich mit den Blättern,
kommen aber auch aus Seitenknospen hervor, was bei den vorigen nicht
der Fall ist. Das Blatt ist kleiner, langgestielt, in 3 stumpfe Haupt-
lappen tief eingeschnitten und außerdem unten noch mit 2 kleinen stumpfen
Nebenlappen; jene fast parallelseitig und an der Spitze wiederum seicht

Roßmäßler, der Wald. 34

macht er ſich durch andere Laubfärbung und größeren Glanz der Blätter
neben dem vorigen trotz ſeiner Aehnlichkeit mit ihm ſehr geltend und iſt
für Parkanlagen ein zeitiger Frühjahrsſchmuck, da er faſt alle Jahre reich-
lich blüht. Wie der Bergahorn empfiehlt er ſich zur Einfaſſung der
Landſtraßen anſtatt der gebräuchlichen Pappeln, welche ein werthloſes Holz
haben und wahre Erziehungsanſtalten für allerlei ſchädliche Inſekten ſind.

Der Spitzahorn heißt auch noch Lenne, Lähn, Leinbaum, Urle, Milch-
baum, Lömme, Leinahr.

Die Aehnlichkeit des Blattes hat bei dieſer und der vorigen Art den
lateiniſchen Artnamen veranlaßt, doch iſt das Blatt der Platanen, Platanus
occidentalis L.
und Pl. orientalis L., aus Nordamerika bei uns ein-
geführt, an der Baſis keilförmig in den Blattſtiel verſchmälert (nie herz-
förmig ausgeſchnitten wie bei den Ahornen), und außerdem erkennt man
die Platanen leicht an dem im Spätherbſt ſtattfindenden Abwerfen großer
Borkentafeln, unter denen die neue Rinde grüngelb erſcheint.

53. Der Feld-Ahorn oder Maßholder, Acer campestre L.

Auch dieſe dritte deutſche Ahornart iſt durch die tief gelappten Blätter
leicht als ein Glied der Gattung der Ahorne zu erkennen, da außer
ihr von unſeren Waldbäumen und Sträuchern nur noch der Schnee-
ball (S. 482) und die Elsbeere (S. 504) und allenfalls die Silberpappel
(S. 446) ähnliche Blätter haben. Von dieſen ſtehen die Blätter nur
bei dem Schneeball ebenfalls kreuzweiſe gegenſtändig, ſind aber ſtets nur
dreilappig.

Die Blüthen des Maßholders — der gebräuchlichſte Name dieſer
Ahornart — ſtehen in ähnlichen aufwärts gerichteten Blüthenſtänden wie
bei dem Spitzahorn und ſind auch ſonſt ganz ähnlich beſchaffen; ſie ſind
aber in allen Theilen deutlich grün gefärbt und wie die Blüthenſtiele behaart
und die Flügel des Fruchtknotens breit auseinander geſpreizt (LXXX. 5.).
Sie erreichen ihre vollkommne Entfaltung zugleich mit den Blättern,
kommen aber auch aus Seitenknospen hervor, was bei den vorigen nicht
der Fall iſt. Das Blatt iſt kleiner, langgeſtielt, in 3 ſtumpfe Haupt-
lappen tief eingeſchnitten und außerdem unten noch mit 2 kleinen ſtumpfen
Nebenlappen; jene faſt parallelſeitig und an der Spitze wiederum ſeicht

Roßmäßler, der Wald. 34
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0583" n="529"/>
macht er &#x017F;ich durch andere Laubfärbung und größeren Glanz der Blätter<lb/>
neben dem vorigen trotz &#x017F;einer Aehnlichkeit mit ihm &#x017F;ehr geltend und i&#x017F;t<lb/>
für Parkanlagen ein zeitiger Frühjahrs&#x017F;chmuck, da er fa&#x017F;t alle Jahre reich-<lb/>
lich blüht. Wie der Bergahorn empfiehlt er &#x017F;ich zur Einfa&#x017F;&#x017F;ung der<lb/>
Land&#x017F;traßen an&#x017F;tatt der gebräuchlichen Pappeln, welche ein werthlo&#x017F;es Holz<lb/>
haben und wahre Erziehungsan&#x017F;talten für allerlei &#x017F;chädliche In&#x017F;ekten &#x017F;ind.</p><lb/>
              <p>Der Spitzahorn heißt auch noch Lenne, Lähn, Leinbaum, Urle, Milch-<lb/>
baum, Lömme, Leinahr.</p><lb/>
              <p>Die Aehnlichkeit des Blattes hat bei die&#x017F;er und der vorigen Art den<lb/>
lateini&#x017F;chen Artnamen veranlaßt, doch i&#x017F;t das Blatt der Platanen, <hi rendition="#aq">Platanus<lb/>
occidentalis L.</hi> und <hi rendition="#aq">Pl. orientalis L.,</hi> aus Nordamerika bei uns ein-<lb/>
geführt, an der Ba&#x017F;is keilförmig in den Blatt&#x017F;tiel ver&#x017F;chmälert (nie herz-<lb/>
förmig ausge&#x017F;chnitten wie bei den Ahornen), und außerdem erkennt man<lb/>
die Platanen leicht an dem im Spätherb&#x017F;t &#x017F;tattfindenden Abwerfen großer<lb/>
Borkentafeln, unter denen die neue Rinde grüngelb er&#x017F;cheint.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">53. Der Feld-Ahorn oder Maßholder, <hi rendition="#aq">Acer campestre L.</hi></hi> </head><lb/>
              <p>Auch die&#x017F;e dritte deut&#x017F;che Ahornart i&#x017F;t durch die tief gelappten Blätter<lb/>
leicht als ein Glied der Gattung der Ahorne zu erkennen, da außer<lb/>
ihr von un&#x017F;eren Waldbäumen und Sträuchern nur noch der Schnee-<lb/>
ball (S. 482) und die Elsbeere (S. 504) und allenfalls die Silberpappel<lb/>
(S. 446) ähnliche Blätter haben. Von die&#x017F;en &#x017F;tehen die Blätter nur<lb/>
bei dem Schneeball ebenfalls kreuzwei&#x017F;e gegen&#x017F;tändig, &#x017F;ind aber &#x017F;tets nur<lb/>
dreilappig.</p><lb/>
              <p>Die <hi rendition="#g">Blüthen</hi> des Maßholders &#x2014; der gebräuchlich&#x017F;te Name die&#x017F;er<lb/>
Ahornart &#x2014; &#x017F;tehen in ähnlichen aufwärts gerichteten Blüthen&#x017F;tänden wie<lb/>
bei dem Spitzahorn und &#x017F;ind auch &#x017F;on&#x017F;t ganz ähnlich be&#x017F;chaffen; &#x017F;ie &#x017F;ind<lb/>
aber in allen Theilen deutlich grün gefärbt und wie die Blüthen&#x017F;tiele behaart<lb/>
und die Flügel des Fruchtknotens breit auseinander ge&#x017F;preizt (<hi rendition="#aq">LXXX</hi>. 5.).<lb/>
Sie erreichen ihre vollkommne Entfaltung zugleich mit den Blättern,<lb/>
kommen aber auch aus Seitenknospen hervor, was bei den vorigen nicht<lb/>
der Fall i&#x017F;t. Das <hi rendition="#g">Blatt</hi> i&#x017F;t kleiner, langge&#x017F;tielt, in 3 &#x017F;tumpfe Haupt-<lb/>
lappen tief einge&#x017F;chnitten und außerdem unten noch mit 2 kleinen &#x017F;tumpfen<lb/>
Nebenlappen; jene fa&#x017F;t parallel&#x017F;eitig und an der Spitze wiederum &#x017F;eicht<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Roßmäßler, der Wald. 34</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[529/0583] macht er ſich durch andere Laubfärbung und größeren Glanz der Blätter neben dem vorigen trotz ſeiner Aehnlichkeit mit ihm ſehr geltend und iſt für Parkanlagen ein zeitiger Frühjahrsſchmuck, da er faſt alle Jahre reich- lich blüht. Wie der Bergahorn empfiehlt er ſich zur Einfaſſung der Landſtraßen anſtatt der gebräuchlichen Pappeln, welche ein werthloſes Holz haben und wahre Erziehungsanſtalten für allerlei ſchädliche Inſekten ſind. Der Spitzahorn heißt auch noch Lenne, Lähn, Leinbaum, Urle, Milch- baum, Lömme, Leinahr. Die Aehnlichkeit des Blattes hat bei dieſer und der vorigen Art den lateiniſchen Artnamen veranlaßt, doch iſt das Blatt der Platanen, Platanus occidentalis L. und Pl. orientalis L., aus Nordamerika bei uns ein- geführt, an der Baſis keilförmig in den Blattſtiel verſchmälert (nie herz- förmig ausgeſchnitten wie bei den Ahornen), und außerdem erkennt man die Platanen leicht an dem im Spätherbſt ſtattfindenden Abwerfen großer Borkentafeln, unter denen die neue Rinde grüngelb erſcheint. 53. Der Feld-Ahorn oder Maßholder, Acer campestre L. Auch dieſe dritte deutſche Ahornart iſt durch die tief gelappten Blätter leicht als ein Glied der Gattung der Ahorne zu erkennen, da außer ihr von unſeren Waldbäumen und Sträuchern nur noch der Schnee- ball (S. 482) und die Elsbeere (S. 504) und allenfalls die Silberpappel (S. 446) ähnliche Blätter haben. Von dieſen ſtehen die Blätter nur bei dem Schneeball ebenfalls kreuzweiſe gegenſtändig, ſind aber ſtets nur dreilappig. Die Blüthen des Maßholders — der gebräuchlichſte Name dieſer Ahornart — ſtehen in ähnlichen aufwärts gerichteten Blüthenſtänden wie bei dem Spitzahorn und ſind auch ſonſt ganz ähnlich beſchaffen; ſie ſind aber in allen Theilen deutlich grün gefärbt und wie die Blüthenſtiele behaart und die Flügel des Fruchtknotens breit auseinander geſpreizt (LXXX. 5.). Sie erreichen ihre vollkommne Entfaltung zugleich mit den Blättern, kommen aber auch aus Seitenknospen hervor, was bei den vorigen nicht der Fall iſt. Das Blatt iſt kleiner, langgeſtielt, in 3 ſtumpfe Haupt- lappen tief eingeſchnitten und außerdem unten noch mit 2 kleinen ſtumpfen Nebenlappen; jene faſt parallelſeitig und an der Spitze wiederum ſeicht Roßmäßler, der Wald. 34

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/583
Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 529. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/583>, abgerufen am 22.12.2024.