anderen Pflanzenvölkern seine Vertreter bis hinauf zu den höchsten Höhen sendet, wo den übrigen Waldbäumen das Leben unmöglich fällt.
Indem wir von den Birken-Kätzchenbäumen zu einer anderen Ab- theilung der großen Familie übergehen, dürfen wir ein kleines Büschchen nicht ganz mit Stillschweigen übergehen, welches für sich allein eben so eine ähnliche Unterfamilie, die Gagel-Kätzchenblüthler, Myriceen, bildet, wie es auf den Moorbrüchen und Haiden des nördlichen Gebietes aus- gedehnte niedliche Miniaturwaldbestände darstellt. Der Gagelstrauch, Myrica Gale L. wird kaum über 2 Fuß hoch und ist ein straff aufrecht- stehendes, reich verzweigtes zweihäusiges Büschchen mit kleinen lanzett- förmigen Blättern und fast ährenartig an den Spitzen der Triebe an- einander gedrängten kleinen Kätzchen.
15. Die Espe oder Zitterpappel, Populus tremula L.
Es bleibt uns nur noch die letzte Unterabtheilung der großen Familie der Kätzchenbäume übrig, die weidenartigen, Salicineen, denen also nicht die Pappelarten, großentheils mächtige Bäume, sondern die meist buschige Weide den Namen giebt. Die weidenartigen Kätzchenblüthler, nur aus den beiden genannten Gattungen bestehend, sind zweihäusig und sind wegen der großen Einfachheit ihrer Blüthen eigentlich an die unterste Stelle der Kätzchenblüthler zu stellen, wogegen wir uns von der hohen forstlichen Bedeutung der Buche verleiten ließen, sie zuerst zu erledigen, während wir eigentlich ihr, vom Unvollkommnen zu dem Höchsten fortschreitend, den höchsten Platz anzuweisen hatten, d. h. hier am Schlusse unserer Betrachtung dieser wichtigen Baumfamilie. Es sei demnach auch hier ausdrücklich hervorgehoben, daß eine rein botanische Schilderung des Waldes sich an den Faden der systematischen Nacheinanderfolge -- und diese muß eine aufsteigende, keine absteigende sein, zu halten gehabt hätte. Die Aufgabe dieses Buches ist ja aber eine botanische, forstliche und -- Herzenssache zugleich.
Die Espe blüht wie alle Pappelarten lange vor dem Ausbruche des Laubes und sowohl auf den männlichen wie auf den weiblichen Bäumen stehen die Kätzchen vorzugsweise in dem Wipfel der Krone. Die Kätzchen
anderen Pflanzenvölkern ſeine Vertreter bis hinauf zu den höchſten Höhen ſendet, wo den übrigen Waldbäumen das Leben unmöglich fällt.
Indem wir von den Birken-Kätzchenbäumen zu einer anderen Ab- theilung der großen Familie übergehen, dürfen wir ein kleines Büſchchen nicht ganz mit Stillſchweigen übergehen, welches für ſich allein eben ſo eine ähnliche Unterfamilie, die Gagel-Kätzchenblüthler, Myriceen, bildet, wie es auf den Moorbrüchen und Haiden des nördlichen Gebietes aus- gedehnte niedliche Miniaturwaldbeſtände darſtellt. Der Gagelſtrauch, Myrica Gale L. wird kaum über 2 Fuß hoch und iſt ein ſtraff aufrecht- ſtehendes, reich verzweigtes zweihäuſiges Büſchchen mit kleinen lanzett- förmigen Blättern und faſt ährenartig an den Spitzen der Triebe an- einander gedrängten kleinen Kätzchen.
15. Die Espe oder Zitterpappel, Populus tremula L.
Es bleibt uns nur noch die letzte Unterabtheilung der großen Familie der Kätzchenbäume übrig, die weidenartigen, Salicineen, denen alſo nicht die Pappelarten, großentheils mächtige Bäume, ſondern die meiſt buſchige Weide den Namen giebt. Die weidenartigen Kätzchenblüthler, nur aus den beiden genannten Gattungen beſtehend, ſind zweihäuſig und ſind wegen der großen Einfachheit ihrer Blüthen eigentlich an die unterſte Stelle der Kätzchenblüthler zu ſtellen, wogegen wir uns von der hohen forſtlichen Bedeutung der Buche verleiten ließen, ſie zuerſt zu erledigen, während wir eigentlich ihr, vom Unvollkommnen zu dem Höchſten fortſchreitend, den höchſten Platz anzuweiſen hatten, d. h. hier am Schluſſe unſerer Betrachtung dieſer wichtigen Baumfamilie. Es ſei demnach auch hier ausdrücklich hervorgehoben, daß eine rein botaniſche Schilderung des Waldes ſich an den Faden der ſyſtematiſchen Nacheinanderfolge — und dieſe muß eine aufſteigende, keine abſteigende ſein, zu halten gehabt hätte. Die Aufgabe dieſes Buches iſt ja aber eine botaniſche, forſtliche und — Herzensſache zugleich.
Die Espe blüht wie alle Pappelarten lange vor dem Ausbruche des Laubes und ſowohl auf den männlichen wie auf den weiblichen Bäumen ſtehen die Kätzchen vorzugsweiſe in dem Wipfel der Krone. Die Kätzchen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0483"n="439"/>
anderen Pflanzenvölkern ſeine Vertreter bis hinauf zu den höchſten Höhen<lb/>ſendet, wo den übrigen Waldbäumen das Leben unmöglich fällt.</p><lb/><p>Indem wir von den Birken-Kätzchenbäumen zu einer anderen Ab-<lb/>
theilung der großen Familie übergehen, dürfen wir ein kleines Büſchchen<lb/>
nicht ganz mit Stillſchweigen übergehen, welches für ſich allein eben ſo<lb/>
eine ähnliche Unterfamilie, die Gagel-Kätzchenblüthler, Myriceen, bildet,<lb/>
wie es auf den Moorbrüchen und Haiden des nördlichen Gebietes aus-<lb/>
gedehnte niedliche Miniaturwaldbeſtände darſtellt. Der <hirendition="#g">Gagelſtrauch</hi>,<lb/><hirendition="#aq">Myrica Gale L.</hi> wird kaum über 2 Fuß hoch und iſt ein ſtraff aufrecht-<lb/>ſtehendes, reich verzweigtes zweihäuſiges Büſchchen mit kleinen lanzett-<lb/>
förmigen Blättern und faſt ährenartig an den Spitzen der Triebe an-<lb/>
einander gedrängten kleinen Kätzchen.</p></div><lb/><divn="4"><head><hirendition="#b">15. Die Espe oder Zitterpappel, <hirendition="#aq">Populus tremula L.</hi></hi></head><lb/><p>Es bleibt uns nur noch die letzte Unterabtheilung der großen Familie<lb/>
der Kätzchenbäume übrig, die weidenartigen, Salicineen, denen alſo nicht<lb/>
die Pappelarten, großentheils mächtige Bäume, ſondern die meiſt buſchige<lb/>
Weide den Namen giebt. Die weidenartigen Kätzchenblüthler, nur aus<lb/>
den beiden genannten Gattungen beſtehend, ſind zweihäuſig und ſind wegen<lb/>
der großen Einfachheit ihrer Blüthen eigentlich an die unterſte Stelle der<lb/>
Kätzchenblüthler zu ſtellen, wogegen wir uns von der hohen forſtlichen<lb/>
Bedeutung der Buche verleiten ließen, ſie zuerſt zu erledigen, während<lb/>
wir eigentlich ihr, vom Unvollkommnen zu dem Höchſten fortſchreitend, den<lb/>
höchſten Platz anzuweiſen hatten, d. h. hier am Schluſſe unſerer Betrachtung<lb/>
dieſer wichtigen Baumfamilie. Es ſei demnach auch hier ausdrücklich<lb/>
hervorgehoben, daß eine rein botaniſche Schilderung des Waldes ſich an<lb/>
den Faden der ſyſtematiſchen Nacheinanderfolge — und dieſe muß eine<lb/>
aufſteigende, keine abſteigende ſein, zu halten gehabt hätte. Die Aufgabe<lb/>
dieſes Buches iſt ja aber eine botaniſche, forſtliche und — Herzensſache<lb/>
zugleich.</p><lb/><p>Die Espe blüht wie alle Pappelarten lange vor dem Ausbruche des<lb/>
Laubes und ſowohl auf den männlichen wie auf den weiblichen Bäumen<lb/>ſtehen die Kätzchen vorzugsweiſe in dem Wipfel der Krone. Die <hirendition="#g">Kätzchen</hi><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[439/0483]
anderen Pflanzenvölkern ſeine Vertreter bis hinauf zu den höchſten Höhen
ſendet, wo den übrigen Waldbäumen das Leben unmöglich fällt.
Indem wir von den Birken-Kätzchenbäumen zu einer anderen Ab-
theilung der großen Familie übergehen, dürfen wir ein kleines Büſchchen
nicht ganz mit Stillſchweigen übergehen, welches für ſich allein eben ſo
eine ähnliche Unterfamilie, die Gagel-Kätzchenblüthler, Myriceen, bildet,
wie es auf den Moorbrüchen und Haiden des nördlichen Gebietes aus-
gedehnte niedliche Miniaturwaldbeſtände darſtellt. Der Gagelſtrauch,
Myrica Gale L. wird kaum über 2 Fuß hoch und iſt ein ſtraff aufrecht-
ſtehendes, reich verzweigtes zweihäuſiges Büſchchen mit kleinen lanzett-
förmigen Blättern und faſt ährenartig an den Spitzen der Triebe an-
einander gedrängten kleinen Kätzchen.
15. Die Espe oder Zitterpappel, Populus tremula L.
Es bleibt uns nur noch die letzte Unterabtheilung der großen Familie
der Kätzchenbäume übrig, die weidenartigen, Salicineen, denen alſo nicht
die Pappelarten, großentheils mächtige Bäume, ſondern die meiſt buſchige
Weide den Namen giebt. Die weidenartigen Kätzchenblüthler, nur aus
den beiden genannten Gattungen beſtehend, ſind zweihäuſig und ſind wegen
der großen Einfachheit ihrer Blüthen eigentlich an die unterſte Stelle der
Kätzchenblüthler zu ſtellen, wogegen wir uns von der hohen forſtlichen
Bedeutung der Buche verleiten ließen, ſie zuerſt zu erledigen, während
wir eigentlich ihr, vom Unvollkommnen zu dem Höchſten fortſchreitend, den
höchſten Platz anzuweiſen hatten, d. h. hier am Schluſſe unſerer Betrachtung
dieſer wichtigen Baumfamilie. Es ſei demnach auch hier ausdrücklich
hervorgehoben, daß eine rein botaniſche Schilderung des Waldes ſich an
den Faden der ſyſtematiſchen Nacheinanderfolge — und dieſe muß eine
aufſteigende, keine abſteigende ſein, zu halten gehabt hätte. Die Aufgabe
dieſes Buches iſt ja aber eine botaniſche, forſtliche und — Herzensſache
zugleich.
Die Espe blüht wie alle Pappelarten lange vor dem Ausbruche des
Laubes und ſowohl auf den männlichen wie auf den weiblichen Bäumen
ſtehen die Kätzchen vorzugsweiſe in dem Wipfel der Krone. Die Kätzchen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/483>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.