Sie verhält sich zu der vorigen ähnlich wie die Straucherle zu den zwei baumartigen Erlen, denn sie wird nur selten als ein buschiges Stämmchen 4--5 Fuß hoch. Wir begegnen ihr meist nur im Norden unseres Vaterlandes auf den ausgedehnten Moorländereien, wo sie, jedoch meist ziemlich vereinzelt, einen Bestandtheil jener eigenthümlichen reizenden Pflanzenwelt bildet, welche großentheils unnahbar die schwarze unheimliche Tiefe des Meerschlammes als eine trügerische Decke überspannt; doch wird sie auch auf den kalten Hochmooren Baierns als heimisch angegeben. Von Mecklenburg an verbreitet sich die Strauchbirke hoch nach Nordosten hinan und ist namentlich auch in Sibirien häufig.
Ihre Blüthen sind denen der gemeinen Birke ähnlich, die weiblichen kürzer und die männlichen immer einzeln an den Spitzen der Triebe. Die Blätter sind eiförmig gerundet, fast gleich und ziemlich grob gezähnt, glatt und kurzgestielt. Die reifen Kätzchen sind klein und eiförmig; die Flügel- haut der Frucht schmaler als bei voriger.
14. Die Zwergbirke, Betula nana L.
Unter den äußersten Vorposten der Baumvegetation, oder vielmehr der übrigens baumartigen Pflanzengattungen, findet sich wie im hohen Norden so auf den äußersten Höhen unserer Gebirge auf geeignetem d. h. nassen moorigen Boden diese niedliche fast am Boden kriechende Birke, deren selten über fingerdick werdende Stämmchen und fast fadendünne Zweige sich kaum 1 Fuß über den Boden erheben. Die überaus zier- lichen kleinen Blätter sind kreisrund, glatt, kurzgestielt, am Rande regel- mäßig kerbzähnig und auf der Rückseite scharf und fein geadert; sie haben eine sattgrüne Farbe und sind oberseits glänzend.
In Deutschland findet sich die Zwergbirke nur auf den höchsten Mooren des Riesengebirges, -- wo sie nach Ratzeburg mit dem Zwerg- wachholder, Juniperus nana, als verdämmendes Unkraut auftritt, -- des Harzes und der süddeutschen Vorberge der Alpenkette. Weder sie noch die Strauchbirke haben eine forstliche Bedeutung und sind hier eben nur erwähnt, um zu beweisen, daß in ihnen auch der deutsche Wald gleich
13. Die Strauchbirke, B. fruticosa Pallas.
Sie verhält ſich zu der vorigen ähnlich wie die Straucherle zu den zwei baumartigen Erlen, denn ſie wird nur ſelten als ein buſchiges Stämmchen 4—5 Fuß hoch. Wir begegnen ihr meiſt nur im Norden unſeres Vaterlandes auf den ausgedehnten Moorländereien, wo ſie, jedoch meiſt ziemlich vereinzelt, einen Beſtandtheil jener eigenthümlichen reizenden Pflanzenwelt bildet, welche großentheils unnahbar die ſchwarze unheimliche Tiefe des Meerſchlammes als eine trügeriſche Decke überſpannt; doch wird ſie auch auf den kalten Hochmooren Baierns als heimiſch angegeben. Von Mecklenburg an verbreitet ſich die Strauchbirke hoch nach Nordoſten hinan und iſt namentlich auch in Sibirien häufig.
Ihre Blüthen ſind denen der gemeinen Birke ähnlich, die weiblichen kürzer und die männlichen immer einzeln an den Spitzen der Triebe. Die Blätter ſind eiförmig gerundet, faſt gleich und ziemlich grob gezähnt, glatt und kurzgeſtielt. Die reifen Kätzchen ſind klein und eiförmig; die Flügel- haut der Frucht ſchmaler als bei voriger.
14. Die Zwergbirke, Betula nana L.
Unter den äußerſten Vorpoſten der Baumvegetation, oder vielmehr der übrigens baumartigen Pflanzengattungen, findet ſich wie im hohen Norden ſo auf den äußerſten Höhen unſerer Gebirge auf geeignetem d. h. naſſen moorigen Boden dieſe niedliche faſt am Boden kriechende Birke, deren ſelten über fingerdick werdende Stämmchen und faſt fadendünne Zweige ſich kaum 1 Fuß über den Boden erheben. Die überaus zier- lichen kleinen Blätter ſind kreisrund, glatt, kurzgeſtielt, am Rande regel- mäßig kerbzähnig und auf der Rückſeite ſcharf und fein geadert; ſie haben eine ſattgrüne Farbe und ſind oberſeits glänzend.
In Deutſchland findet ſich die Zwergbirke nur auf den höchſten Mooren des Rieſengebirges, — wo ſie nach Ratzeburg mit dem Zwerg- wachholder, Juniperus nana, als verdämmendes Unkraut auftritt, — des Harzes und der ſüddeutſchen Vorberge der Alpenkette. Weder ſie noch die Strauchbirke haben eine forſtliche Bedeutung und ſind hier eben nur erwähnt, um zu beweiſen, daß in ihnen auch der deutſche Wald gleich
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13. Die Strauchbirke, B. fruticosa Pallas.
Sie verhält ſich zu der vorigen ähnlich wie die Straucherle zu den
zwei baumartigen Erlen, denn ſie wird nur ſelten als ein buſchiges
Stämmchen 4—5 Fuß hoch. Wir begegnen ihr meiſt nur im Norden
unſeres Vaterlandes auf den ausgedehnten Moorländereien, wo ſie, jedoch
meiſt ziemlich vereinzelt, einen Beſtandtheil jener eigenthümlichen reizenden
Pflanzenwelt bildet, welche großentheils unnahbar die ſchwarze unheimliche
Tiefe des Meerſchlammes als eine trügeriſche Decke überſpannt; doch wird
ſie auch auf den kalten Hochmooren Baierns als heimiſch angegeben.
Von Mecklenburg an verbreitet ſich die Strauchbirke hoch nach Nordoſten
hinan und iſt namentlich auch in Sibirien häufig.
Ihre Blüthen ſind denen der gemeinen Birke ähnlich, die weiblichen
kürzer und die männlichen immer einzeln an den Spitzen der Triebe. Die
Blätter ſind eiförmig gerundet, faſt gleich und ziemlich grob gezähnt, glatt
und kurzgeſtielt. Die reifen Kätzchen ſind klein und eiförmig; die Flügel-
haut der Frucht ſchmaler als bei voriger.
14. Die Zwergbirke, Betula nana L.
Unter den äußerſten Vorpoſten der Baumvegetation, oder vielmehr
der übrigens baumartigen Pflanzengattungen, findet ſich wie im hohen
Norden ſo auf den äußerſten Höhen unſerer Gebirge auf geeignetem d. h.
naſſen moorigen Boden dieſe niedliche faſt am Boden kriechende Birke,
deren ſelten über fingerdick werdende Stämmchen und faſt fadendünne
Zweige ſich kaum 1 Fuß über den Boden erheben. Die überaus zier-
lichen kleinen Blätter ſind kreisrund, glatt, kurzgeſtielt, am Rande regel-
mäßig kerbzähnig und auf der Rückſeite ſcharf und fein geadert; ſie haben
eine ſattgrüne Farbe und ſind oberſeits glänzend.
In Deutſchland findet ſich die Zwergbirke nur auf den höchſten
Mooren des Rieſengebirges, — wo ſie nach Ratzeburg mit dem Zwerg-
wachholder, Juniperus nana, als verdämmendes Unkraut auftritt, —
des Harzes und der ſüddeutſchen Vorberge der Alpenkette. Weder ſie noch
die Strauchbirke haben eine forſtliche Bedeutung und ſind hier eben nur
erwähnt, um zu beweiſen, daß in ihnen auch der deutſche Wald gleich
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/482>, abgerufen am 22.12.2024.
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