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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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6. Die österreichische Eiche, Quercus austriaca Willdenow.

Sie ist der Zerreiche so ähnlich, daß sie Manche einfach für gleich-
bedeutend mit ihr, also nicht einmal für eine Spielart derselben halten.
Namentlich die Frucht, die Nebenblättchen, die Blattbehaarung und vieles
Andere ist ganz gleich. Die beide Arten unterscheiden stützen sich dabei
fast einzig auf die in Fig. LIX. dargestellte schmale und lange Blattform,
die sich durch sehr seichte spitze Einschnitte allerdings sehr unterscheidet.

Ihr Vaterland soll namentlich das südliche Litorale sein.


Ueberblicken wir nochmals hinsichtlich der Form des "Eichenblattes"
die fünf besprochenen Eichenarten, so wird es uns klar, daß die Blattform
wohl in keiner andern Laubholzgattung eine so große Rolle spielt, als bei
den Eichen. Wenn man darauf ausgeht, so kann man selbst bei der Stiel-
eiche, mehr noch als bei der Steineiche, in kurzer Zeit die verschiedensten
Blattgestalten zusammentragen, denen doch immer der Grundcharakter eigen
sein wird. Das was wir Deutsche uns unter der Form des Eichenblattes
denken, und was an allen fünf aufgeführten Eichen mehr oder weniger
rein ausgeprägt ist, paßt übrigens keineswegs auf alle Eichenarten, deren
es, namentlich in Kleinasien und dem südlichen Nordamerika, sehr viele
Arten giebt; denn es giebt Eichen mit einem vollkommenen ganzrandigen
Weidenblatt, z. B. Quercus salicifolia und imbricaria. Von den ameri-
kanischen Eichen sind sehr viele (sämmtlich sommergrün, während die klein-
asiatischen immergrün sind) in Deutschland eingeführt worden und gedeihen
in den meisten Lagen sehr gut. Am bekanntesten von diesen sind Quercus
rubra
und Qu. coccinea, beide deshalb so genannt und darum in Lustge-
hölzen gern angepflanzt, weil ihr Laub eine karminrothe Herbstfärbung annimmt.
Sie so wie einige andere ausländische Eichenarten hat man, eine wesentliche
Bereicherung davon erwartend, nicht blos zur Aufnahme in Parkanlagen,
sondern geradezu in den Wald empfohlen. Allein die gemachten Versuche
ergaben, daß sie im günstigsten Falle unseren deutschen Eichen gleich sein
könnten und daher eine Verdrängung oder auch nur Beeinträchtigung dieser
durch die Fremdlinge nicht gerechtfertigt sein würde. Es ist ein lobens-
werther Naturpatriotismus, daß wir ausländische Pflanzen zwar als Gäste

6. Die öſterreichiſche Eiche, Quercus austriaca Willdenow.

Sie iſt der Zerreiche ſo ähnlich, daß ſie Manche einfach für gleich-
bedeutend mit ihr, alſo nicht einmal für eine Spielart derſelben halten.
Namentlich die Frucht, die Nebenblättchen, die Blattbehaarung und vieles
Andere iſt ganz gleich. Die beide Arten unterſcheiden ſtützen ſich dabei
faſt einzig auf die in Fig. LIX. dargeſtellte ſchmale und lange Blattform,
die ſich durch ſehr ſeichte ſpitze Einſchnitte allerdings ſehr unterſcheidet.

Ihr Vaterland ſoll namentlich das ſüdliche Litorale ſein.


Ueberblicken wir nochmals hinſichtlich der Form des „Eichenblattes“
die fünf beſprochenen Eichenarten, ſo wird es uns klar, daß die Blattform
wohl in keiner andern Laubholzgattung eine ſo große Rolle ſpielt, als bei
den Eichen. Wenn man darauf ausgeht, ſo kann man ſelbſt bei der Stiel-
eiche, mehr noch als bei der Steineiche, in kurzer Zeit die verſchiedenſten
Blattgeſtalten zuſammentragen, denen doch immer der Grundcharakter eigen
ſein wird. Das was wir Deutſche uns unter der Form des Eichenblattes
denken, und was an allen fünf aufgeführten Eichen mehr oder weniger
rein ausgeprägt iſt, paßt übrigens keineswegs auf alle Eichenarten, deren
es, namentlich in Kleinaſien und dem ſüdlichen Nordamerika, ſehr viele
Arten giebt; denn es giebt Eichen mit einem vollkommenen ganzrandigen
Weidenblatt, z. B. Quercus salicifolia und imbricaria. Von den ameri-
kaniſchen Eichen ſind ſehr viele (ſämmtlich ſommergrün, während die klein-
aſiatiſchen immergrün ſind) in Deutſchland eingeführt worden und gedeihen
in den meiſten Lagen ſehr gut. Am bekannteſten von dieſen ſind Quercus
rubra
und Qu. coccinea, beide deshalb ſo genannt und darum in Luſtge-
hölzen gern angepflanzt, weil ihr Laub eine karminrothe Herbſtfärbung annimmt.
Sie ſo wie einige andere ausländiſche Eichenarten hat man, eine weſentliche
Bereicherung davon erwartend, nicht blos zur Aufnahme in Parkanlagen,
ſondern geradezu in den Wald empfohlen. Allein die gemachten Verſuche
ergaben, daß ſie im günſtigſten Falle unſeren deutſchen Eichen gleich ſein
könnten und daher eine Verdrängung oder auch nur Beeinträchtigung dieſer
durch die Fremdlinge nicht gerechtfertigt ſein würde. Es iſt ein lobens-
werther Naturpatriotismus, daß wir ausländiſche Pflanzen zwar als Gäſte

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[405/0443] 6. Die öſterreichiſche Eiche, Quercus austriaca Willdenow. Sie iſt der Zerreiche ſo ähnlich, daß ſie Manche einfach für gleich- bedeutend mit ihr, alſo nicht einmal für eine Spielart derſelben halten. Namentlich die Frucht, die Nebenblättchen, die Blattbehaarung und vieles Andere iſt ganz gleich. Die beide Arten unterſcheiden ſtützen ſich dabei faſt einzig auf die in Fig. LIX. dargeſtellte ſchmale und lange Blattform, die ſich durch ſehr ſeichte ſpitze Einſchnitte allerdings ſehr unterſcheidet. Ihr Vaterland ſoll namentlich das ſüdliche Litorale ſein. Ueberblicken wir nochmals hinſichtlich der Form des „Eichenblattes“ die fünf beſprochenen Eichenarten, ſo wird es uns klar, daß die Blattform wohl in keiner andern Laubholzgattung eine ſo große Rolle ſpielt, als bei den Eichen. Wenn man darauf ausgeht, ſo kann man ſelbſt bei der Stiel- eiche, mehr noch als bei der Steineiche, in kurzer Zeit die verſchiedenſten Blattgeſtalten zuſammentragen, denen doch immer der Grundcharakter eigen ſein wird. Das was wir Deutſche uns unter der Form des Eichenblattes denken, und was an allen fünf aufgeführten Eichen mehr oder weniger rein ausgeprägt iſt, paßt übrigens keineswegs auf alle Eichenarten, deren es, namentlich in Kleinaſien und dem ſüdlichen Nordamerika, ſehr viele Arten giebt; denn es giebt Eichen mit einem vollkommenen ganzrandigen Weidenblatt, z. B. Quercus salicifolia und imbricaria. Von den ameri- kaniſchen Eichen ſind ſehr viele (ſämmtlich ſommergrün, während die klein- aſiatiſchen immergrün ſind) in Deutſchland eingeführt worden und gedeihen in den meiſten Lagen ſehr gut. Am bekannteſten von dieſen ſind Quercus rubra und Qu. coccinea, beide deshalb ſo genannt und darum in Luſtge- hölzen gern angepflanzt, weil ihr Laub eine karminrothe Herbſtfärbung annimmt. Sie ſo wie einige andere ausländiſche Eichenarten hat man, eine weſentliche Bereicherung davon erwartend, nicht blos zur Aufnahme in Parkanlagen, ſondern geradezu in den Wald empfohlen. Allein die gemachten Verſuche ergaben, daß ſie im günſtigſten Falle unſeren deutſchen Eichen gleich ſein könnten und daher eine Verdrängung oder auch nur Beeinträchtigung dieſer durch die Fremdlinge nicht gerechtfertigt ſein würde. Es iſt ein lobens- werther Naturpatriotismus, daß wir ausländiſche Pflanzen zwar als Gäſte

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/443>, abgerufen am 21.11.2024.