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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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Behagen ab. Ueber diese Bedeutung des Baumlaubes als Futter, jedoch
wohl nur für Schaafe und Ziegen, sei hier überhaupt bemerkt, daß diese
der großen Mehrzahl der Laubhölzer zukommt. Bei der Versammlung
der deutschen Land- und Forstwirthe in Altenburg (1843) wurde die Frage
erörtert, welches das beste Futterlaub sei. Das Ergebniß der sehr ein-
gehenden Debatte war insofern ein überraschendes, als dabei fast für
jeden Baum ein Lobredner auftrat und sich dabei auf Erfahrung stützte.

3. Die Steineiche, Wintereiche, Quercus robur L.

Was den botanischen Charakter dieser zweiten deutschen Eichenart
betrifft, so ist das davon vorzubringende am besten mit vergleichenden
Blicken auf die Stieleiche zu erledigen, denn beide sind zwar durch feste
und unschwer aufzufindende aber nicht eben sehr in die Augen fallende
Merkmale nur wenig verschieden.

Zunächst lehrt uns ein Blick auf unsere Abbildung, daß die Eicheln
der Steineiche auf ganz kurzen Fruchtstielen sitzen, während die Stiel-
eiche gerade wegen ihrer stets langen Fruchtstiele diesen Namen führt.
Im Einklange damit stehen die weiblichen Blüthen fast stiellos in den
Blattwinkeln der obersten Blätter (1.). Für den fast ganz mangelnden
Fruchtstiel ist der Steineiche ein desto deutlicher entwickelter ziemlich
langer Blattstiel
eigen. Die Eichel ist viel kürzer, mehr eiförmig
und wird oft zum größeren Theil von dem Schüsselchen umschlossen. Oft
stehen deren eine große Zahl beisammen; ich fand in Ungarn an etwa
15 jährigem Stockausschlage bis 20 Eicheln knäuelartig und dicht gedrängt
beisammen stehen. Diese Eiche wird darum auch Traubeneiche genannt,
und selbst der Name Klebeiche hängt vielleicht damit zusammen, daß
die Eicheln wie angeklebt aussehen.

Die männlichen Blüthen zeigen keinen erheblichen Unterschied
außer daß sie oft mit am jungen Triebe stehen was mit den 3 obersten
Blüthenkätzchen an Fig. 1. der Fall ist, während zwei andere am alten
(vorjährigen) Holze ohne an einem Triebe zu stehen, unmittelbar aus
einer blos männlichen Blüthenknospe hervorkommen.

Behagen ab. Ueber dieſe Bedeutung des Baumlaubes als Futter, jedoch
wohl nur für Schaafe und Ziegen, ſei hier überhaupt bemerkt, daß dieſe
der großen Mehrzahl der Laubhölzer zukommt. Bei der Verſammlung
der deutſchen Land- und Forſtwirthe in Altenburg (1843) wurde die Frage
erörtert, welches das beſte Futterlaub ſei. Das Ergebniß der ſehr ein-
gehenden Debatte war inſofern ein überraſchendes, als dabei faſt für
jeden Baum ein Lobredner auftrat und ſich dabei auf Erfahrung ſtützte.

3. Die Steineiche, Wintereiche, Quercus robur L.

Was den botaniſchen Charakter dieſer zweiten deutſchen Eichenart
betrifft, ſo iſt das davon vorzubringende am beſten mit vergleichenden
Blicken auf die Stieleiche zu erledigen, denn beide ſind zwar durch feſte
und unſchwer aufzufindende aber nicht eben ſehr in die Augen fallende
Merkmale nur wenig verſchieden.

Zunächſt lehrt uns ein Blick auf unſere Abbildung, daß die Eicheln
der Steineiche auf ganz kurzen Fruchtſtielen ſitzen, während die Stiel-
eiche gerade wegen ihrer ſtets langen Fruchtſtiele dieſen Namen führt.
Im Einklange damit ſtehen die weiblichen Blüthen faſt ſtiellos in den
Blattwinkeln der oberſten Blätter (1.). Für den faſt ganz mangelnden
Fruchtſtiel iſt der Steineiche ein deſto deutlicher entwickelter ziemlich
langer Blattſtiel
eigen. Die Eichel iſt viel kürzer, mehr eiförmig
und wird oft zum größeren Theil von dem Schüſſelchen umſchloſſen. Oft
ſtehen deren eine große Zahl beiſammen; ich fand in Ungarn an etwa
15 jährigem Stockausſchlage bis 20 Eicheln knäuelartig und dicht gedrängt
beiſammen ſtehen. Dieſe Eiche wird darum auch Traubeneiche genannt,
und ſelbſt der Name Klebeiche hängt vielleicht damit zuſammen, daß
die Eicheln wie angeklebt ausſehen.

Die männlichen Blüthen zeigen keinen erheblichen Unterſchied
außer daß ſie oft mit am jungen Triebe ſtehen was mit den 3 oberſten
Blüthenkätzchen an Fig. 1. der Fall iſt, während zwei andere am alten
(vorjährigen) Holze ohne an einem Triebe zu ſtehen, unmittelbar aus
einer blos männlichen Blüthenknospe hervorkommen.

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[398/0436] Behagen ab. Ueber dieſe Bedeutung des Baumlaubes als Futter, jedoch wohl nur für Schaafe und Ziegen, ſei hier überhaupt bemerkt, daß dieſe der großen Mehrzahl der Laubhölzer zukommt. Bei der Verſammlung der deutſchen Land- und Forſtwirthe in Altenburg (1843) wurde die Frage erörtert, welches das beſte Futterlaub ſei. Das Ergebniß der ſehr ein- gehenden Debatte war inſofern ein überraſchendes, als dabei faſt für jeden Baum ein Lobredner auftrat und ſich dabei auf Erfahrung ſtützte. 3. Die Steineiche, Wintereiche, Quercus robur L. Was den botaniſchen Charakter dieſer zweiten deutſchen Eichenart betrifft, ſo iſt das davon vorzubringende am beſten mit vergleichenden Blicken auf die Stieleiche zu erledigen, denn beide ſind zwar durch feſte und unſchwer aufzufindende aber nicht eben ſehr in die Augen fallende Merkmale nur wenig verſchieden. Zunächſt lehrt uns ein Blick auf unſere Abbildung, daß die Eicheln der Steineiche auf ganz kurzen Fruchtſtielen ſitzen, während die Stiel- eiche gerade wegen ihrer ſtets langen Fruchtſtiele dieſen Namen führt. Im Einklange damit ſtehen die weiblichen Blüthen faſt ſtiellos in den Blattwinkeln der oberſten Blätter (1.). Für den faſt ganz mangelnden Fruchtſtiel iſt der Steineiche ein deſto deutlicher entwickelter ziemlich langer Blattſtiel eigen. Die Eichel iſt viel kürzer, mehr eiförmig und wird oft zum größeren Theil von dem Schüſſelchen umſchloſſen. Oft ſtehen deren eine große Zahl beiſammen; ich fand in Ungarn an etwa 15 jährigem Stockausſchlage bis 20 Eicheln knäuelartig und dicht gedrängt beiſammen ſtehen. Dieſe Eiche wird darum auch Traubeneiche genannt, und ſelbſt der Name Klebeiche hängt vielleicht damit zuſammen, daß die Eicheln wie angeklebt ausſehen. Die männlichen Blüthen zeigen keinen erheblichen Unterſchied außer daß ſie oft mit am jungen Triebe ſtehen was mit den 3 oberſten Blüthenkätzchen an Fig. 1. der Fall iſt, während zwei andere am alten (vorjährigen) Holze ohne an einem Triebe zu ſtehen, unmittelbar aus einer blos männlichen Blüthenknospe hervorkommen.

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/436>, abgerufen am 21.11.2024.