werden. Die Herbstsaat wird an vielen Orten der Frühlingssaat vorge- zogen, letztere muß wenigstens sobald als möglich bewerkstelligt werden.
Die Benutzung der Tanne bietet manche Eigenthümlichkeiten dar, indem ihr Holz wegen seiner großen Gleichmäßigkeit und Spaltbarkeit zu gewissen Verwendungen jedem anderen vorgezogen wird. Es ist besonders hervorzuheben, daß das Tannenholz zur Herstellung der Resonanzböden musikalischer Instrumente und auch der Geigen allein verwendet wird. Dabei herrscht der Glaube, an dessen Begründung freilich sehr zu zweifeln ist, daß das Tannenholz sehr viel von seiner Resonanzkraft verliere, wenn der Stamm beim Fällen hart auf den Boden gefallen ist und man sagt, daß deshalb die Tannen, aus deren Holz die berühmten Cremoneser Geigen gemacht werden, beim Fällen langsam an Seilen niedergelassen werden.
Obgleich die Lärche*) als Art zu der alten Linne'schen Gattung Pinus gehört und mit den vorhergehenden Nadelholzarten nahe verwandt ist, so zeigt sie doch in mehreren Punkten so auffallende Verschiedenheit, daß man sie als eine selbstständige Gattung unterscheiden darf.
Die männlichen Kätzchen und die weiblichen Blüthenzäpfchen, welche Ende April und Anfang Mai aufbrechen, stehen nicht so wie bei den vorhergehenden Nadelhölzern getrennt auf verschiedenen Zweigen oder wenigstens an verschiedenen Trieben derselben Zweige, sondern sie finden sich, wie Figur XLIX. 2. zeigt, an denselben Trieben bunt durcheinander gemischt. Die männlichen Blüthenkätzchen sind klein, eiförmig und stehen auf einer verkürzten Triebbasis (2. ). Sie bestehen aus nicht sehr zahl- reichen, an der Spitze geschnäbelten, zweifächerigen Staubbeuteln (4. 5. 6.), welche zur Ausstreuung des Blüthenstaubes an ihrer unteren Hälfte in zwei Risse aufspringen (6.).
*) Wir schließen uns dieser Schreibart zur Unterscheidung von der Lerche an, obgleich man, wohl ohne Grund, behauptet hat, daß die Lärche eben deshalb ihren Namen trage, daß sich die Lerche gern auf ihr niederlasse.
werden. Die Herbſtſaat wird an vielen Orten der Frühlingsſaat vorge- zogen, letztere muß wenigſtens ſobald als möglich bewerkſtelligt werden.
Die Benutzung der Tanne bietet manche Eigenthümlichkeiten dar, indem ihr Holz wegen ſeiner großen Gleichmäßigkeit und Spaltbarkeit zu gewiſſen Verwendungen jedem anderen vorgezogen wird. Es iſt beſonders hervorzuheben, daß das Tannenholz zur Herſtellung der Reſonanzböden muſikaliſcher Inſtrumente und auch der Geigen allein verwendet wird. Dabei herrſcht der Glaube, an deſſen Begründung freilich ſehr zu zweifeln iſt, daß das Tannenholz ſehr viel von ſeiner Reſonanzkraft verliere, wenn der Stamm beim Fällen hart auf den Boden gefallen iſt und man ſagt, daß deshalb die Tannen, aus deren Holz die berühmten Cremoneſer Geigen gemacht werden, beim Fällen langſam an Seilen niedergelaſſen werden.
Obgleich die Lärche*) als Art zu der alten Linné’ſchen Gattung Pinus gehört und mit den vorhergehenden Nadelholzarten nahe verwandt iſt, ſo zeigt ſie doch in mehreren Punkten ſo auffallende Verſchiedenheit, daß man ſie als eine ſelbſtſtändige Gattung unterſcheiden darf.
Die männlichen Kätzchen und die weiblichen Blüthenzäpfchen, welche Ende April und Anfang Mai aufbrechen, ſtehen nicht ſo wie bei den vorhergehenden Nadelhölzern getrennt auf verſchiedenen Zweigen oder wenigſtens an verſchiedenen Trieben derſelben Zweige, ſondern ſie finden ſich, wie Figur XLIX. 2. zeigt, an denſelben Trieben bunt durcheinander gemiſcht. Die männlichen Blüthenkätzchen ſind klein, eiförmig und ſtehen auf einer verkürzten Triebbaſis (2. ♂). Sie beſtehen aus nicht ſehr zahl- reichen, an der Spitze geſchnäbelten, zweifächerigen Staubbeuteln (4. 5. 6.), welche zur Ausſtreuung des Blüthenſtaubes an ihrer unteren Hälfte in zwei Riſſe aufſpringen (6.).
*) Wir ſchließen uns dieſer Schreibart zur Unterſcheidung von der Lerche an, obgleich man, wohl ohne Grund, behauptet hat, daß die Lärche eben deshalb ihren Namen trage, daß ſich die Lerche gern auf ihr niederlaſſe.
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werden. Die Herbſtſaat wird an vielen Orten der Frühlingsſaat vorge-
zogen, letztere muß wenigſtens ſobald als möglich bewerkſtelligt werden.
Die Benutzung der Tanne bietet manche Eigenthümlichkeiten dar,
indem ihr Holz wegen ſeiner großen Gleichmäßigkeit und Spaltbarkeit zu
gewiſſen Verwendungen jedem anderen vorgezogen wird. Es iſt beſonders
hervorzuheben, daß das Tannenholz zur Herſtellung der Reſonanzböden
muſikaliſcher Inſtrumente und auch der Geigen allein verwendet wird.
Dabei herrſcht der Glaube, an deſſen Begründung freilich ſehr zu zweifeln
iſt, daß das Tannenholz ſehr viel von ſeiner Reſonanzkraft verliere, wenn
der Stamm beim Fällen hart auf den Boden gefallen iſt und man ſagt,
daß deshalb die Tannen, aus deren Holz die berühmten Cremoneſer Geigen
gemacht werden, beim Fällen langſam an Seilen niedergelaſſen werden.
7. Die Lärche, Larix europaea Decandolle (Abies Larix Lamarck,
Pinus Larix L.).
Obgleich die Lärche *) als Art zu der alten Linné’ſchen Gattung
Pinus gehört und mit den vorhergehenden Nadelholzarten nahe verwandt
iſt, ſo zeigt ſie doch in mehreren Punkten ſo auffallende Verſchiedenheit,
daß man ſie als eine ſelbſtſtändige Gattung unterſcheiden darf.
Die männlichen Kätzchen und die weiblichen Blüthenzäpfchen,
welche Ende April und Anfang Mai aufbrechen, ſtehen nicht ſo wie bei
den vorhergehenden Nadelhölzern getrennt auf verſchiedenen Zweigen oder
wenigſtens an verſchiedenen Trieben derſelben Zweige, ſondern ſie finden
ſich, wie Figur XLIX. 2. zeigt, an denſelben Trieben bunt durcheinander
gemiſcht. Die männlichen Blüthenkätzchen ſind klein, eiförmig und ſtehen
auf einer verkürzten Triebbaſis (2. ♂). Sie beſtehen aus nicht ſehr zahl-
reichen, an der Spitze geſchnäbelten, zweifächerigen Staubbeuteln (4. 5. 6.),
welche zur Ausſtreuung des Blüthenſtaubes an ihrer unteren Hälfte in
zwei Riſſe aufſpringen (6.).
*) Wir ſchließen uns dieſer Schreibart zur Unterſcheidung von der Lerche an,
obgleich man, wohl ohne Grund, behauptet hat, daß die Lärche eben deshalb ihren Namen
trage, daß ſich die Lerche gern auf ihr niederlaſſe.
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/366>, abgerufen am 21.11.2024.
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