Als Zierbaum für Parkanlagen ist die Arve nur in rauhen Ge- birgslagen, mit feuchtem fruchtbarem Felsboden zu empfehlen, weil diese ihrer ursprünglichen Heimath am nächsten kommen. Aber auch hier er- reicht sie ihren grotesken Charakter erst in hohem Alter. Bis zu dem Alter, wo ihre weitästige Kronenabwölbung beginnt, gleicht sie der schnell- wüchsigen ebenfalls fünfnadeligen Weymouthskiefer (P. Strobus) so sehr, daß sie sich neben dieser kaum geltend machen kann.
5. Die Fichte oder Rothtanne, Picea excelsa Lamarck (Pinus abies L., P. picea Duroi).
Hinsichtlich der Blüthen, der männlichen sowohl wie der weib- lichen, besteht zwischen den Kiefern, Fichten, Tannen und Lärchen, also allen Arten der alten Linne'schen Gattung Pinus, eine große Aehnlichkeit, so daß wenigstens in den ersteren kein Grund zu einer Gattungsab- trennung gegeben ist.
Die männlichen Blüthenkätzchen stehen einzeln an den vor- jährigen Trieben zwischen den Nadeln und sind schon im vorhergehenden Jahre als dickere Knospen zu unterscheiden. Kurz vor der Entfaltung sind die in den zahlreichen Staubbeuteln, aus denen sie bestehen, noch dicht zusammenschließenden ei- oder kugelrunden, scharlachrothen, haselnuß- großen Kätzchen den Erdbeeren außerordentlich ähnlich, werden aber beim Aufspringen der Staubbeutel schwefelgelb. Diese springen in 2 Fächer auf, aus welchen der Blüthenstaub austritt und tragen nach oben einen am Rande gezähnelten Hautkamm (XLIV.).
Die weiblichen Blüthenzäpfchen stehen an den Spitzen der vorjährigen Triebe (2), sind karminroth, stumpf kegelförmig und etwa 11/2--2 Zoll lang, die Samenschuppen sind abwärts geschlagen und vor jeder steht äußerlich eine sehr kurze Deckschuppe; innerlich tragen sie am Grunde die 2 Samenknospen.
Nach der Bestäubung biegt sich das Zäpfchen nieder und die reifen Zapfen hängen daher an den Spitzen meist kurzer Triebe abwärts. Die Zapfenschuppen haben nicht das ausgesprochene Schild des Kiefernzapfens, sondern sind von durchaus gleicher Beschaffenheit, derb pergamentartig
Als Zierbaum für Parkanlagen iſt die Arve nur in rauhen Ge- birgslagen, mit feuchtem fruchtbarem Felsboden zu empfehlen, weil dieſe ihrer urſprünglichen Heimath am nächſten kommen. Aber auch hier er- reicht ſie ihren grotesken Charakter erſt in hohem Alter. Bis zu dem Alter, wo ihre weitäſtige Kronenabwölbung beginnt, gleicht ſie der ſchnell- wüchſigen ebenfalls fünfnadeligen Weymouthskiefer (P. Strobus) ſo ſehr, daß ſie ſich neben dieſer kaum geltend machen kann.
5. Die Fichte oder Rothtanne, Picea excelsa Lamarck (Pinus abies L., P. picea Duroi).
Hinſichtlich der Blüthen, der männlichen ſowohl wie der weib- lichen, beſteht zwiſchen den Kiefern, Fichten, Tannen und Lärchen, alſo allen Arten der alten Linné’ſchen Gattung Pinus, eine große Aehnlichkeit, ſo daß wenigſtens in den erſteren kein Grund zu einer Gattungsab- trennung gegeben iſt.
Die männlichen Blüthenkätzchen ſtehen einzeln an den vor- jährigen Trieben zwiſchen den Nadeln und ſind ſchon im vorhergehenden Jahre als dickere Knospen zu unterſcheiden. Kurz vor der Entfaltung ſind die in den zahlreichen Staubbeuteln, aus denen ſie beſtehen, noch dicht zuſammenſchließenden ei- oder kugelrunden, ſcharlachrothen, haſelnuß- großen Kätzchen den Erdbeeren außerordentlich ähnlich, werden aber beim Aufſpringen der Staubbeutel ſchwefelgelb. Dieſe ſpringen in 2 Fächer auf, aus welchen der Blüthenſtaub austritt und tragen nach oben einen am Rande gezähnelten Hautkamm (XLIV.).
Die weiblichen Blüthenzäpfchen ſtehen an den Spitzen der vorjährigen Triebe (2), ſind karminroth, ſtumpf kegelförmig und etwa 1½—2 Zoll lang, die Samenſchuppen ſind abwärts geſchlagen und vor jeder ſteht äußerlich eine ſehr kurze Deckſchuppe; innerlich tragen ſie am Grunde die 2 Samenknospen.
Nach der Beſtäubung biegt ſich das Zäpfchen nieder und die reifen Zapfen hängen daher an den Spitzen meiſt kurzer Triebe abwärts. Die Zapfenſchuppen haben nicht das ausgeſprochene Schild des Kiefernzapfens, ſondern ſind von durchaus gleicher Beſchaffenheit, derb pergamentartig
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Als Zierbaum für Parkanlagen iſt die Arve nur in rauhen Ge-
birgslagen, mit feuchtem fruchtbarem Felsboden zu empfehlen, weil dieſe
ihrer urſprünglichen Heimath am nächſten kommen. Aber auch hier er-
reicht ſie ihren grotesken Charakter erſt in hohem Alter. Bis zu dem
Alter, wo ihre weitäſtige Kronenabwölbung beginnt, gleicht ſie der ſchnell-
wüchſigen ebenfalls fünfnadeligen Weymouthskiefer (P. Strobus) ſo ſehr,
daß ſie ſich neben dieſer kaum geltend machen kann.
5. Die Fichte oder Rothtanne, Picea excelsa Lamarck (Pinus
abies L., P. picea Duroi).
Hinſichtlich der Blüthen, der männlichen ſowohl wie der weib-
lichen, beſteht zwiſchen den Kiefern, Fichten, Tannen und Lärchen, alſo
allen Arten der alten Linné’ſchen Gattung Pinus, eine große Aehnlichkeit,
ſo daß wenigſtens in den erſteren kein Grund zu einer Gattungsab-
trennung gegeben iſt.
Die männlichen Blüthenkätzchen ſtehen einzeln an den vor-
jährigen Trieben zwiſchen den Nadeln und ſind ſchon im vorhergehenden
Jahre als dickere Knospen zu unterſcheiden. Kurz vor der Entfaltung
ſind die in den zahlreichen Staubbeuteln, aus denen ſie beſtehen, noch
dicht zuſammenſchließenden ei- oder kugelrunden, ſcharlachrothen, haſelnuß-
großen Kätzchen den Erdbeeren außerordentlich ähnlich, werden aber beim
Aufſpringen der Staubbeutel ſchwefelgelb. Dieſe ſpringen in 2 Fächer
auf, aus welchen der Blüthenſtaub austritt und tragen nach oben einen
am Rande gezähnelten Hautkamm (XLIV.).
Die weiblichen Blüthenzäpfchen ſtehen an den Spitzen der
vorjährigen Triebe (2), ſind karminroth, ſtumpf kegelförmig und etwa
1½—2 Zoll lang, die Samenſchuppen ſind abwärts geſchlagen und vor
jeder ſteht äußerlich eine ſehr kurze Deckſchuppe; innerlich tragen ſie am
Grunde die 2 Samenknospen.
Nach der Beſtäubung biegt ſich das Zäpfchen nieder und die reifen
Zapfen hängen daher an den Spitzen meiſt kurzer Triebe abwärts. Die
Zapfenſchuppen haben nicht das ausgeſprochene Schild des Kiefernzapfens,
ſondern ſind von durchaus gleicher Beſchaffenheit, derb pergamentartig
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/332>, abgerufen am 21.11.2024.
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