gleich das Abstoßende dadurch, daß es, dem Schönen ge¬ gegenüber, seine Relativität und Nullität erkennen läßt. Eine Untersuchung des Begriffs des Häßlichen, eine Aesthetik desselben, findet demnach ihren Weg genau vorgezeichnet. Sie muß anfangen mit einer Erinnerung an den Begriff des Schönen, nicht jedoch, um dasselbe nach der ganzen Fülle seines Wesens darzulegen, wie dies die Obliegenheit einer Metaphysik des Schönen ist, sondern nur in soweit, als die Grundbestimmungen des Schönen anzugeben sind, aus und als deren Negation das Häßliche sich erzeugt. Enden aber muß diese Untersuchung mit dem, Begriff der Umbildung, welche das Häßliche dadurch erfährt, daß es ein Mittel der Komik wird. Natürlich ist auch das Komische hier nicht nach seiner ganzen Ausführlichkeit, vielmehr nur insoweit zu berühren, als der Nachweis des Uebergangs es erfordert.
Das Negative überhaupt.
Daß das Häßliche ein Negatives ist, erhellt aus dem Gesagten hinlänglich. Der allgemeine Begriff des Negativen aber steht mit dem der Häßlichkeit in keinem weitern Ver¬ hältniß, als dem, daß auch dieser ein Negatives ausdrückt. Der Gedanke des Negativen überhaupt in seiner reinen Ab¬ gezogenheit hat gar keine sinnliche Form. Was nicht sinnlich sich zu manifestiren vermag, kann auch kein ästhetisches Ob¬ ject werden. Vom Begriff des Nichts, des Andern, des Maaßlosen, des Unwesentlichen, des Negativen überhaupt, kann, als von logischen Abstractionen, keine allgemeine An¬ schauung und Vorstellung gegeben werden, weil sie als solche auf keine Weise in die Sinnlichkeit zu fallen vermögen. Das
gleich das Abſtoßende dadurch, daß es, dem Schönen ge¬ gegenüber, ſeine Relativität und Nullität erkennen läßt. Eine Unterſuchung des Begriffs des Häßlichen, eine Aeſthetik deſſelben, findet demnach ihren Weg genau vorgezeichnet. Sie muß anfangen mit einer Erinnerung an den Begriff des Schönen, nicht jedoch, um daſſelbe nach der ganzen Fülle ſeines Weſens darzulegen, wie dies die Obliegenheit einer Metaphyſik des Schönen iſt, ſondern nur in ſoweit, als die Grundbeſtimmungen des Schönen anzugeben ſind, aus und als deren Negation das Häßliche ſich erzeugt. Enden aber muß dieſe Unterſuchung mit dem, Begriff der Umbildung, welche das Häßliche dadurch erfährt, daß es ein Mittel der Komik wird. Natürlich iſt auch das Komiſche hier nicht nach ſeiner ganzen Ausführlichkeit, vielmehr nur inſoweit zu berühren, als der Nachweis des Uebergangs es erfordert.
Das Negative überhaupt.
Daß das Häßliche ein Negatives iſt, erhellt aus dem Geſagten hinlänglich. Der allgemeine Begriff des Negativen aber ſteht mit dem der Häßlichkeit in keinem weitern Ver¬ hältniß, als dem, daß auch dieſer ein Negatives ausdrückt. Der Gedanke des Negativen überhaupt in ſeiner reinen Ab¬ gezogenheit hat gar keine ſinnliche Form. Was nicht ſinnlich ſich zu manifeſtiren vermag, kann auch kein äſthetiſches Ob¬ ject werden. Vom Begriff des Nichts, des Andern, des Maaßloſen, des Unweſentlichen, des Negativen überhaupt, kann, als von logiſchen Abſtractionen, keine allgemeine An¬ ſchauung und Vorſtellung gegeben werden, weil ſie als ſolche auf keine Weiſe in die Sinnlichkeit zu fallen vermögen. Das
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0032"n="10"/>
gleich das Abſtoßende dadurch, daß es, dem Schönen ge¬<lb/>
gegenüber, ſeine Relativität und Nullität erkennen läßt. Eine<lb/>
Unterſuchung des Begriffs des Häßlichen, eine Aeſthetik<lb/>
deſſelben, findet demnach ihren Weg genau vorgezeichnet.<lb/>
Sie muß anfangen mit einer Erinnerung an den Begriff des<lb/>
Schönen, nicht jedoch, um daſſelbe nach der ganzen Fülle<lb/>ſeines Weſens darzulegen, wie dies die Obliegenheit einer<lb/>
Metaphyſik des Schönen iſt, ſondern nur in ſoweit, als die<lb/>
Grundbeſtimmungen des Schönen anzugeben ſind, aus und<lb/>
als deren Negation das Häßliche ſich erzeugt. Enden aber<lb/>
muß dieſe Unterſuchung mit dem, Begriff der Umbildung,<lb/>
welche das Häßliche dadurch erfährt, daß es ein Mittel der<lb/>
Komik wird. Natürlich iſt auch das Komiſche hier nicht<lb/>
nach ſeiner ganzen Ausführlichkeit, vielmehr nur inſoweit zu<lb/>
berühren, als der Nachweis des Uebergangs es erfordert.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head><hirendition="#b">Das Negative überhaupt.</hi><lb/></head><p>Daß das Häßliche ein Negatives iſt, erhellt aus dem<lb/>
Geſagten hinlänglich. Der allgemeine Begriff des Negativen<lb/>
aber ſteht mit dem der Häßlichkeit in keinem weitern Ver¬<lb/>
hältniß, als dem, daß auch dieſer ein Negatives ausdrückt.<lb/>
Der Gedanke des Negativen überhaupt in ſeiner reinen Ab¬<lb/>
gezogenheit hat gar keine ſinnliche Form. Was nicht ſinnlich<lb/>ſich zu manifeſtiren vermag, kann auch kein äſthetiſches Ob¬<lb/>
ject werden. Vom Begriff des Nichts, des Andern, des<lb/>
Maaßloſen, des Unweſentlichen, des Negativen überhaupt,<lb/>
kann, als von logiſchen Abſtractionen, keine allgemeine An¬<lb/>ſchauung und Vorſtellung gegeben werden, weil ſie als ſolche<lb/>
auf keine Weiſe in die Sinnlichkeit zu fallen vermögen. Das<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[10/0032]
gleich das Abſtoßende dadurch, daß es, dem Schönen ge¬
gegenüber, ſeine Relativität und Nullität erkennen läßt. Eine
Unterſuchung des Begriffs des Häßlichen, eine Aeſthetik
deſſelben, findet demnach ihren Weg genau vorgezeichnet.
Sie muß anfangen mit einer Erinnerung an den Begriff des
Schönen, nicht jedoch, um daſſelbe nach der ganzen Fülle
ſeines Weſens darzulegen, wie dies die Obliegenheit einer
Metaphyſik des Schönen iſt, ſondern nur in ſoweit, als die
Grundbeſtimmungen des Schönen anzugeben ſind, aus und
als deren Negation das Häßliche ſich erzeugt. Enden aber
muß dieſe Unterſuchung mit dem, Begriff der Umbildung,
welche das Häßliche dadurch erfährt, daß es ein Mittel der
Komik wird. Natürlich iſt auch das Komiſche hier nicht
nach ſeiner ganzen Ausführlichkeit, vielmehr nur inſoweit zu
berühren, als der Nachweis des Uebergangs es erfordert.
Das Negative überhaupt.
Daß das Häßliche ein Negatives iſt, erhellt aus dem
Geſagten hinlänglich. Der allgemeine Begriff des Negativen
aber ſteht mit dem der Häßlichkeit in keinem weitern Ver¬
hältniß, als dem, daß auch dieſer ein Negatives ausdrückt.
Der Gedanke des Negativen überhaupt in ſeiner reinen Ab¬
gezogenheit hat gar keine ſinnliche Form. Was nicht ſinnlich
ſich zu manifeſtiren vermag, kann auch kein äſthetiſches Ob¬
ject werden. Vom Begriff des Nichts, des Andern, des
Maaßloſen, des Unweſentlichen, des Negativen überhaupt,
kann, als von logiſchen Abſtractionen, keine allgemeine An¬
ſchauung und Vorſtellung gegeben werden, weil ſie als ſolche
auf keine Weiſe in die Sinnlichkeit zu fallen vermögen. Das
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenkranz_aesthetik_1853/32>, abgerufen am 19.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.